Von Diversity bis Diskriminierung: Pinkwashing im Recruiting

Hast Du auch schon mal von Pinkwashing im Recruiting gehört? Grob gesprochen geht es darum, sich als Unternehmen mit fremden Federn zu schmücken und falsche Wahrheiten vorzugaukeln. In diesem Fall geben sich Arbeitgeber einen pinken Anstrich und suggerieren in ihren Stellenanzeigen, auf der Karriereseite und in den Socials ihre Nähe zur LGBTQ+ Community. Aber in Wirklichkeit ist das nur Fake. Bei uns erfährst Du, warum es sich nicht lohnt, auf solch fragwürdige Strategien zu setzen und wie Du echte Vielfalt im Bewerbungsprozess und in Deinem Unternehmen etablieren kannst. Denn eins ist klar: Oberflächliche Inszenierung ist out, echte Diversity ist in!

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Vanessa Kammler
Als Chief Extraction Officer liebt sie es, spannende Erkenntnisse aus Studien zu extrahieren, How-Tos zu schreiben und Dir smarte Recruiting-Tools vorzustellen.

Definition: Pinkwashing im Recruiting

Pinkwashing ist ein Begriff, der seit ein paar Jahren immer häufiger im Zusammenhang mit dem Thema Diversität und Inklusion verwendet wird. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem skurrilen Wort? Pinkwashing bezeichnet die Praxis von Unternehmen, ihre Imagekampagnen und Recruitingstrategien so zu gestalten, dass sie eine oberflächliche Vielfalt suggerieren, ohne jedoch tatsächlich echte Veränderungen vorzunehmen. Es ist sozusagen das Äquivalent zum “Greenwashing” im Umweltbereich.

Anstatt wirklich auf Diversität zu setzen und tolerante Arbeitsumgebungen zu schaffen, setzen Unternehmen lieber auf einen pinken Anstrich – bunte Bilder von Mitarbeitenden, die offensichtlich der LGBTQ+-Community angehören, werden in Social Media oder auf der Karriere-Website gerne genutzt, um ein fortschrittliches Image nach außen hin zu präsentieren. Doch es fehlt in Wirklichkeit an echter Substanz.

Das Problem dabei: Diese Kampagnen zielen nicht wirklich auf Vielfalt ab, es geht einzig und allein um den Versuch, das eigene Image aufzumöbeln und den Zeitgeist zu bedienen.

Sidekick: Historischer Kontext

Das “Pink” in “Pinkwashing” leitet sich von der Farbe ab, die traditionell mit der LGBTQ+-Gemeinschaft in Verbindung gebracht wird. Diese Assoziation stammt teilweise von der pinken Triangel (rosa Winkel), die ursprünglich im Nazi-Deutschland verwendet wurde, um homosexuelle Gefangene in Konzentrationslagern zu kennzeichnen. In den 1970er Jahren wurde die pinke Triangel von LGBTQ+-Aktivist*innen umgedeutet und als Symbol des Stolzes und des Widerstands gegen Diskriminierung übernommen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Pink zu einer Farbe, die oft mit LGBTQ+-Stolz und -Identität in Verbindung gebracht wird.

Der Begriff “Pinkwashing” nutzt diese Assoziation und bezieht sich auf Praktiken, bei denen Unternehmen oder Organisationen die LGBTQ+-Freundlichkeit als Marketingstrategie verwenden, um ein positives Bild zu fördern, ohne jedoch substanzielle Unterstützung oder Engagement für LGBTQ+-Rechte und -Belange zu bieten. Es handelt sich dabei um eine Form der Oberflächlichkeit, bei der das Engagement für die LGBTQ+-Community mehr Schein als Sein ist und primär zum Zweck der Imagepflege oder des Profitstrebens eingesetzt wird.

Wie Unternehmen von Diversität profitieren können

Mit Pinkwashing schneiden sich Unternehmen aber ins eigene Fleisch, denn Fake-Vielfalt bringt keine Vorteile. Diversität bedeutet nicht nur, verschiedene Hautfarben oder Geschlechter in einem Raum zu haben. Vielmehr geht es darum, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zusammenzubringen und somit eine lebendige Mischung zu schaffen. Eine Studie von McKinsey zeigte, dass vielfältige Teams kreativer sind und bessere Lösungen finden können – der Unternehmenserfolg steigt. Die Erklärung dafür ist simpel: Unterschiedliche Hintergründe bringen neue Ideen und Denkweisen mit sich, die zu innovativen Ansätzen führen können.

Darüber hinaus kann ein diverses Team auch die Kund*innen besser verstehen und ansprechen. Wenn diese sehen, dass ihre Vielfalt repräsentiert wird und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden, schafft das Vertrauen. Das wiederum kann zu einer stärkeren Kundenbindung und letztendlich zu höheren Umsätzen führen.

Aber es gibt noch weitere Vorteile für Unternehmen, die auf Diversity setzen: Ein diverses Team kann dazu beitragen, den Ruf eines Unternehmens als offener Arbeitgeber mit Chancengleichheit zu stärken. Dies kann sowohl bei Bewerber*innen als auch bei bestehenden Mitarbeiter*innen positiv wahrgenommen werden. Eine positive Unternehmenskultur fördert wiederum die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, was zu einer höheren Produktivität führt.

Pinkwashing im Recruiting Menschen von hinten

Pinkwashing: Die Gefahr der Oberflächlichkeit

An sich ist der pinke Anstrich ja begrüßenswert – wenn er echt ist. Aber Pinkwashing hat definitiv seine Grenzen – vor allem, wenn es Arbeitgeber mit der Außendarstellung übertreiben, intern aber immer noch diskriminierende Strukturen aufrechterhalten werden. Das ist nicht nur unehrlich gegenüber den Bewerberinnen und Bewerbern, sondern auch unfair gegenüber den Mitarbeitenden und führt letztendlich zu einer Atmosphäre des Misstrauens und der Enttäuschung. Vielmehr müssen echte Veränderungen in der Unternehmenskultur stattfinden – und zwar von der Personalabteilung bis hin zur Führungsebene.

Für Dich gilt: Es ist wichtig, echte Vielfalt bereits im Recruitingprozess zu leben und darauf zu achten, dass die Kandidat*innenauswahl wirklich auf Kompetenz und Erfahrung basiert – vollkommen unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Und dabei spielst Du eine entscheidende Rolle: Du musst sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden fair behandelt werden und im Unternehmen Chancengleichheit herrscht.

Keine Sorge: Um Pinkwashing in Deinem Recruiting zu vermeiden, gibt es einige bewährte Methoden. Du kannst beispielsweise gezielt auf eine diversitätsorientierte Personalauswahl setzen. Bemühe Dich aktiv darum, Diskriminierung im Recruiting zu bekämpfen und eine inklusive Unternehmenskultur zu schaffen.

Bereits das Einbinden von diversen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Recruitingprozess kann dazu beitragen, dass echte Vielfalt gefördert wird. Das ist immerhin nur fair: Sie können schließlich sehr gut beurteilen, mit wem sie zukünftig arbeiten möchten.

12 Tipps, wie Du Dein Recruiting vielfältiger machst

  • Authentische Kommunikation: Statt Dich hinter einer glitzernden Fassade zu verstecken, sei ehrlich und transparent über deine Bemühungen um Diversität. Zeige den Bewerbenden, dass Du wirklich daran interessiert bist, eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen.
  • Active Sourcing: Anstatt darauf zu warten, dass diverse Talente sich bei Dir bewerben, gehe proaktiv auf sie zu. Nutze nicht nur Deine bewährten Social-Media-Kanäle, sondern auch Netzwerke und Organisationen, um potenzielle Kandidat*innen zu finden.
  • Gezielte Ansprache verschiedener Communities: Statt oberflächliche Werbekampagnen zu schalten, die sich an die LGBTQ+-Community richten, kannst Du gezielt auf Jobmessen, Veranstaltungen und Foren gehen, die von LGBTQ+-Organisationen und -Gruppen organisiert werden. Dort kannst Du direkten Kontakt zu potenziellen Kandidat*innen herstellen.
  • Anonymisierte Bewerbungsverfahren: Durch die Entfernung von Namen, Geschlecht, Alter und anderen persönlichen Informationen aus Bewerbungsunterlagen können Voreingenommenheiten reduziert und die Bewertung stärker auf die Qualifikationen und Fähigkeiten der Bewerber*innen fokussiert werden.
  • Strukturierte Interviews: Die Verwendung eines standardisierten Interviewleitfadens für alle Kandidat*innen hilft, Konsistenz zu gewährleisten und implizite Vorurteile zu minimieren. Jeder Bewerber*in sollte dieselben Fragen beantworten, um eine objektive Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
  • Schulungen zu unbewussten Vorurteilen: Die Schulung von HR-Verantwortlichen und allen am Rekrutierungsprozess Beteiligten über unbewusste Vorurteile und deren Auswirkungen kann helfen, diese zu erkennen und zu minimieren. Bewusstsein schaffen ist der erste Schritt zur Veränderung.
  • Inklusive Stellenanzeigen: Die Formulierung von Stellenanzeigen sollte sorgfältig geprüft werden, um sicherzustellen, dass sie inklusiv ist und niemanden aufgrund von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung oder Behinderung ausschließt. Verwendung von geschlechtsneutralen Titeln und inklusiver Sprache.
  • Diversity- und Inklusionsrichtlinien: Die Entwicklung und Implementierung von klaren Richtlinien zur Förderung von Diversität und Inklusion im Unternehmen kann dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Bedeutung dieser Themen zu schaffen und Diskriminierung aktiv zu bekämpfen.
  • Transparente Rekrutierungsprozesse: Die Offenlegung von Rekrutierungsverfahren und -kriterien kann dazu beitragen, Transparenz zu schaffen und Bewerber*innen ein besseres Verständnis dafür zu geben, wie Entscheidungen getroffen werden.
  • Einsatz von Technologie: Die Nutzung von HR-Technologien, die auf Künstlicher Intelligenz basieren und speziell darauf ausgelegt sind, Voreingenommenheiten in der Bewerberauswahl zu erkennen und zu reduzieren, kann ebenfalls hilfreich sein. (Hier können wir Dir sehr konkret weiterhelfen.)
  • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Prozesse: Unternehmen sollten ihre Rekrutierungspraktiken regelmäßig überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin fair und inklusiv sind.

Die Rolle der Personalabteilung bei der Vermeidung von Pinkwashing im Recruiting und danach

In dem ein oder anderen Unternehmen ist die Personalabteilung nur für das Einstellen von neuen Mitarbeiter*innen zuständig. Ungünstig – denn sie spielt tatsächlich eine viel wichtigere Rolle, wenn es um die Vermeidung von Pinkwashing geht.

Es ist ihre Aufgabe, sicherzustellen, dass echte Vielfalt und Inklusion im Unternehmen gefördert werden. Sie muss sicherstellen, dass bei der Auswahl von Bewerber*innen nicht nur oberflächliche Kriterien wie Geschlecht oder Hautfarbe berücksichtigt werden, sondern auch andere Bereiche der Diversität wie Erfahrungshintergrund oder individuelle Fähigkeiten.

Doch gehen wir einen Schritt weiter: Sind neue Leute an Board, spielt die Personalabteilung auch eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer inklusiven Arbeitsumgebung. Sie sollte Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung am Arbeitsplatz zu bekämpfen und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter*innen fair behandelt werden.

Und was noch dazukommt: Jede*r Einzelne muss aktiv daran arbeiten, die eigenen Vorurteile zu überwinden und offen für neue Ideen und Perspektiven zu sein!

Alternativen zu pinken Marketingstrategien

Okay, fassen wir mal kurz zusammen: Pinkwashing im Recruiting ist keine gute Idee. Aber was kannst Du nach dem Recruitingprozess tun, um echte Vielfalt in Deinem Unternehmen zu fördern, ohne dass Du ins Pinkwashing-Fettnäpfchen trittst? Hier sind ein paar Ideen für Dich:

  1. Aktive Unterstützung von LGBTQ+-Mitarbeiter*innen: Ein gelungenes diversitätsorientiertes Recruiting beinhaltet auch die Schaffung einer unterstützenden Arbeitsumgebung. Zum Beispiel durch Einrichtung von Ressourcengruppen für LGBTQ+-Mitarbeiter*innen, die Unterstützung und Networking-Möglichkeiten bieten, sowie Schulungen für Führungskräfte anbieten, um ein Bewusstsein für LGBTQ+-Themen zu schaffen.
  2. Schulungen und Sensibilisierung: Investiere in Schulungen für Deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Diversity und Inklusion. Sensibilisiere sie dafür, wie Vorurteile entstehen und Diskriminierung vermieden werden kann.
  3. Förderung von Aufstiegsmöglichkeiten: Baue Programme auf, die den Aufstieg von unterrepräsentierten Gruppen innerhalb deines Unternehmens fördern. Gib ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten auszubauen und Karrierechancen wahrzunehmen.
  4. Messbare Ziele setzen: Setze klare Ziele hinsichtlich der Diversität in Deinem Unternehmen und verfolge regelmäßig ihre Umsetzung. Dadurch kannst du sicherstellen, dass Fortschritte gemacht werden und dass Du auf dem richtigen Weg bist.

Denke daran, dass echte Vielfalt nicht über Nacht entsteht. Es erfordert langfristige Anstrengungen und ein Umdenken in der gesamten Organisation. Aber wenn Du Dich aktiv für eine inklusive Unternehmenskultur einsetzt, wirst Du mit einem motivierten und diversen Team belohnt werden – ohne den pinken Anstrich.

Fazit: Echte Vielfalt statt oberflächlicher Inszenierung

Pinkwashing im Recruiting ist nicht nur eine Oberflächlichkeitsfalle für Unternehmen, sondern auch ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die sich tatsächlich für Diversität und Gleichberechtigung einsetzen. Diversität gewinnt immer mehr an Bedeutung – es ist wichtig, dass Unternehmen ihre pinken Marketingstrategien überdenken und stattdessen auf echte Vielfalt setzen. Denn nur, wenn alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung gleiche Chancen erhalten, kann eine wirklich inklusive Gesellschaft entstehen. Also lass uns gemeinsam den pinken Anstrich abkratzen und echte Vielfalt leben!

Wir können Dir dabei helfen – in dem Artikel haben wir es schon an verschiedenen Stellen betont: Moderne Technologie ist darauf ausgelegt, fairer und diverser zu rekrutieren. Wir erklären Dir gerne, wie!

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Bildquellen: fauxels | Pexels.com, Miguel Á. Padriñán | unsplash.com

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