Und tschüss …! Schickt die Väter in Eltern- und Teilzeit!

Es ist manchmal wie im Märchen. Mitarbeiter sind verliebt, der Nachwuchs kommt! Doch einige Arbeitgeber möchten nicht, dass sich Väter in die Elternzeit verabschieden – und wenn doch, dann bitte nicht länger als die obligatorischen zwei Monate. Und um Himmels Willen! Danach auch noch Teilzeit?! Warum Du es begrüßen solltest, wenn sich die Papas eine Zeitlang vom Acker machen, erzählen wir Dir in unserem Artikel.

HR monkeys Experten
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Aktive Vaterschaft – Trend oder längst überfällig?

Den Spagat zwischen Beruf und Familie zu meistern, lag lange Zeit in den Händen der Mutter. Schließlich gingen (oder gehen) ziemlich viele Leute davon aus, dass selbstverständlich sie der Elternteil ist, der sich nach dem Mutterschutz in die Elternzeit und danach in die Teilzeit verabschiedet. Was das für viele Frauen zwischen 20 und 50 Jahren auf dem Arbeitsmarkt bedeutet hat (bzw. noch immer bedeutet), brauchen wir wohl nicht ausführlicher zu erklären.

Doch seit einiger Zeit wandelt sich das Bild: Weg vom „klassischen“ Familienmodell – hin zu aktiverer Vaterschaft. Dazu gehört unter anderem die gleichberechtige Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit zwischen den Elternteilen.

Das Schöne: Immer mehr Väter möchten sich zu gleichen Teilen in die Erziehungs- und Sorge-Arbeit einbringen und somit ihre Pflichten als Elternteil erfüllen. Leider bekommen sie aber oft von ihren Arbeitgebern Steine in den Weg gelegt.

Beispiele aus der Praxis

Da wäre zum Beispiel der Lehrer, der zwei Monate Elternzeit beantragt hat – die ihm aber verwehrt wurden. Begründung? Das „würde nicht gehen“, denn „es wäre mit der Vertretung so schwierig“. Sorry, aber: Eine Vertretung müsste auch her, wenn er spontan krank wird bzw. sich verletzt. Eine Elternzeitvertretung dagegen ist länger vorher planbar.

Oder nehmen wir den Bald-Zweifach-Papa, der erst gar nicht nach Elternzeit gefragt hat. Von Teilzeit mal ganz zu schweigen. Denn ihm wurde von vornherein eindringlich signalisiert, dass er sich das in seiner Führungsposition „nicht leisten könne“.

Wie väterfreundlich sind Unternehmen? Eine Studie.

Die obigen Beispiele sind leider keine Einzelfälle: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat kürzlich eine Studie herausgebracht: „Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?“, die das belegt. Unter anderem wurden folgende Punkte untersucht:

  • Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft und wo liegt Verbesserungspotenzial?
  • Welche Fortschritte hat die Corona-Pandemie gebracht?
  • Was wünschen sich Väter von ihren Arbeitgebern?
Zu diesen Themen wurden im Sommer 2022 600 Personalverantwortliche / Geschäftsführungen sowie 1.000 Väter mit minderjährigen Kindern befragt. Und eine Sache können wir Dir schon spoilern: Es gibt massiven Verbesserungsbedarf  – und das nicht nur in Sachen Eltern- und Teilzeit.

Welche Erwartungen haben Väter an ihre Arbeitgeber?

Gehen wir der Sache mal auf den Grund: Was genau erwarten Väter von ihrem Arbeitgeber? Wie so oft ist auch hier das Zauberwort „geregelte Arbeitszeit“ Trumpf. Gerade mal 44 % sind zufrieden mit ihrer Arbeitszeit, 40 % möchten ihre wöchentliche Arbeitszeit reduzieren. Von den Überstunden ganz zu schweigen – 46 Prozent möchten weniger Zusatzarbeit leisten. Jeder Dritte wünscht sich sowohl weniger Wochen- als auch Überstunden.

Der Wunsch nach weniger Stunden wird nur noch von dem nach mehr Flexibilität getoppt: Ganzen 74 % der Befragten ist eine flexible Arbeitszeitgestaltung von enormer Bedeutung. Und das gilt nicht nur bei der Arbeitszeit, sondern ebenfalls bei der Wahl des Arbeitsortes.

Bei den jüngeren Vätern (vorrangig der Generation Y; die Generation Z wird schätzungsweise bald nachziehen) ist es sogar die Hälfte, die weniger Stunden oder in Teilzeit arbeiten möchte. Von der Generation X (also die Arbeitnehmer ab 45 Jahren aufwärts) gibt mehr als die Hälfte an, mit der Arbeitszeit zufrieden zu sein. Wobei man bei Letzteren bedenken muss, dass die Kinder der Gen X oft schon Teenager und älter sind.

Schlechte Vereinbarkeit? Adieu, liebes Unternehmen!

Ebenfalls Inhalt der Befragung war ein Arbeitgeberwechsel bei schlechter Verein­barkeit von Beruf und Familie. Jeder zehnte Vater hat bisher schon mindestens einmal den Arbeitgeber gewechselt, um die Familie und den Beruf besser unter einen Hut zu bekommen.

Das mag zwar nicht viel erscheinen – in Summe sind das allerdings ein Haufen Leute. Bedenkt man den akuten Fachkräftemangel und die ohnehin steigende Anzahl an Wechselwilligen, sieht es in nicht wenigen Unternehmen in den nächsten Jahren düster aus.

Teilzeit

Das zeigt: Geld alleine reicht nicht mehr, um Väter zu binden – das Modell vom „Ernährer“ ist längst überholt. Das Thema Work-Life-Balance rückt immer mehr in den Vordergrund. Und zu einer guten Work-Life-Balance gehören eben auch weniger als 40 Wochenstunden Erwerbsarbeit und dafür mehr Familienzeit.

Und sieh‘ es doch mal von der anderen Seite: Je mehr Männer Stunden reduzieren und mehr Care-Arbeit leisten, desto schneller und motivierter kommen auch die Mütter aus der Elternzeit zurück – nämlich in Dein Unternehmen! Das bedeutet konkret: Mehr Diversität, mehr Motivation, mehr Vielfalt und vor allem glückliche Mitarbeiter*innen!

„Wir sind väterfreundlich!“ Oder doch nicht?

Doch wie bei Vielem gehen die Meinungen, wie freundlich die Unternehmen Vätern gegenüber aufgestellt sind, etwas auseinander. Die folgende Grafik sagt alles:

Teilzeit Elternzeit

Wir halten also fest: Es besteht definitiv eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung von Arbeitgebern. Woher diese kommt, ist nicht ganz klar. Eine Möglichkeit wäre, dass die Unternehmen sowie die Väter die Familienfreundlichkeit an verschiedenen Kriterien festmachen. Die Firmen richten ihren Blick auf die bisherigen Angebote und die Papas auf das, was ihnen fehlt.

Welche Rolle spielte Corona?

Kommen wir zum nächsten Schwerpunkt der Studie: Wie hat Corona die Selbstwahrnehmung von Vätern verändert? Die Pandemie hat sehr, SEHR viele Familien vor eine neue Herausforderung gestellt. Kindergärten, Schulen und Horte wurden vorübergehend dicht gemacht, die Arbeit musste aber trotzdem weiterlaufen. Zusätzlich dazu mussten die Kinder zu Hause betreut und unterrichtet werden. Eine Aufgabe, die über längere Zeit parallel kaum zu stemmen ist.

Nicht verwunderlich also, dass viele Eltern auf die Barrikaden gingen und Firmen eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten und -orte einführten. Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 waren dies ca. zwei Drittel der befragten Unternehmen. Da diese allerdings auch zu kämpfen hatten, haben sie einige Vereinbarkeitsmaßnahmen neu eingeführt oder bereits bestehende ausgeweitet: Homeoffice, Flex-Office, Gleitzeitregelungen etc.

All das nahmen die Eltern dankend an: immerhin 60 % gaben bereits im Jahr 2021 an, dass sich die Arbeitssituation für sie verbessert hätte.

Doch wie sieht es denn nach der Pandemie aus? Bleiben die Veränderungen? Man sollte meinen, dass sich in den allermeisten Unternehmen dauerhaft etwas getan hätte – leider verpasst uns die Umfrage einen kleinen Dämpfer. Lediglich 66 % der Firmen bleiben dauerhaft bei den Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Frei nach dem Motto: „Was vorher ging, ist nachher auch gut.“ Also zurück in die Büros, nix mehr mit Gleitzeit und flexibler Arbeitszeit. Und zack – spielen wieder viele Väter mit dem Gedanken, sich wegzubewerben. Ein Teufelskreis.

Maßnahmen für Väter

Puh! Da steckt in Sachen Väterfreundlichkeit noch einiges im Argen. Wie geht’s besser? Wir möchten Dir ein paar Möglichkeiten nennen, mit denen Du die gewillten Väter in Deinem Unternehmen unterstützen und motivieren kannst, beruflich kürzer zu treten und mehr Familienzeit zu genießen.

#1 Längere Elternzeit

Elternzeit steht jedem Elternteil in gleichen Teilen zu – doch in der Praxis sieht das alles eher einseitig aus. Väter nehmen zu über 90 % nur zwei Monate (wenn überhaupt) in Anspruch. Welche persönlichen Gründe dahinterstecken, ist für jede Familie individuell und eine höchst private Angelegenheit.

Was allerdings nicht privat, sondern eher unternehmenspolitisch einzuordnen ist: Der Druck auf Väter ist hoch. Es spielen hier nicht nur klassische Rollenbilder mit hinein, sondern viele werden unternehmensseitig unter Druck gesetzt. „Was sie denn zu Hause wollen?“ und „Mit der Beförderung könne man es dann vergessen!“ sind noch die harmloseren Aussagen. Oft wird mit Kündigung gedroht.

#2 Teilzeitangebote

Wieso sollten denn nicht auch Väter in die Teilzeit gehen? Allerdings finden sich auch beim Thema Teilzeitanträge die verrücktesten Aussagen, die Väter sich schon anhören mussten. Und sind wir mal ehrlich: Wer arbeitet schon motiviert und aus Überzeugung in Vollzeit, wenn er doch lieber in Teilzeit angestellt sein möchte? Auch hier gilt: Wer gerne arbeitet, arbeitet motivierter.

Und wer sagt, dass eine Vollzeitstelle zwingend von einer Person ausgeführt werden muss? Jobsharing ist hier eine wunderbare Alternative.

#3 Familienbewusste Angebote

Wir wollen natürlich nicht alles schwarzmalen. Selbstverständlich gehen viele Unternehmen mit familienbewussten Angeboten voran. Das ist wirklich schön und absolut zu begrüßen. Doch halt – da war ja noch was. In der Umfrage gaben zwar 20 % der befragten Väter an, dass es im Unternehmen familienfreundliche Angebote gäbe – diese sich aber hauptsächlich an Mütter richten. Nanu? Diese Maßnahmen sind super, keine Frage. Aber wenn Du etwas anbietest, sprich doch Eltern gleichermaßen an.

#4 Vereinbarkeit zum Thema machen

Sehr viele Frauen kennen es: Es geht mit dem Vorstellungsgespräch los und zieht sich weiter durch Personalgespräche. „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Doch irgendwie scheint es bei sehr vielen Personalabteilungen noch nicht angekommen zu sein, dass das Thema auch die Väter betrifft. Also sprich mit Deinen Mitarbeitern! Frag sie, ob sie zufrieden sind und ob sich etwas ändern sollte. Gehst Du aktiv auf sie zu, fühlen sie sich abgeholt und verstanden. Und nur weil Du es ansprichst, muss es ja nicht sein, dass jemand unzufrieden ist. Sprache kann viel bewirken.

#5 Rücksichtnahme bei Terminen

Natürlich muss niemand bei geplanten Meetings die volle Rücksicht auf den privaten Terminkalender nehmen. Dafür gibt es ja (Kern-)Arbeitszeiten. Allerdings schadet eine kurze Rückfrage an Teilzeitler nicht, ob ein Termin passt. Ob ein Meeting ganz knapp vor Feierabend noch sein muss, obwohl die Kinder abgeholt werden müssen?

#6 Vorbild sein

Wie eingangs erwähnt, fungieren Menschen (in unserem Fall hier Männer) als Vorbilder. Und zwar nicht nur, was die Arbeit angeht, sondern auch wie es mit der Work-Life-Balance steht. Bei einem Teamleiter, der selbst keine Elternzeit nimmt oder seine Stunden nicht reduziert, werden tendenziell weniger Väter um selbiges bitten. Zum Vorbild sein gehört in diesem Fall auch, dass der Teamleiter dazwischen geht, wenn sich Papas spitzfindige Kommentare anhören müssen.

Fazit

Es tut sich einiges in unserer Gesellschaft, das ist wunderbar. Um Mitarbeiter*innen langfristig zu binden, muss sich allerdings in so einigen Unternehmen noch vieles bewegen. Das ist Deine Chance, Vorreiter zu sein! Nutze sie, um die Familienfreundlichkeit weiter auszubauen und so die Zufriedenheit zu verstärken.

Schreibe auch explizit in Deine Stellenanzeigen, dass Du pro Väterfreundlichkeit, pro Teilzeit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf bist. Du wirst sehen, die Bewerbungen werden sicher ansteigen!

Denn wie wir gelernt haben: Es gibt eine Menge unzufriedener Familienväter, die gerade im Job die Reißleine ziehen möchten. Du erreichst die unzufriedenen und latent Suchenden am besten dort, wo sie sich gerne aufhalten. Nämlich in den sozialen Netzwerken. Sprich uns gerne an, wir verraten Dir, wie´s geht!

Bildquelle: Paul IJsendoorn | pexels.com

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