Generation Z –
Arbeitsmoral für den A***?!

Na, angefixt? Gefühlt sieht man jeden Tag auf Social Media mindestens einen Artikel über die Generation Z. Und auch oft mit denselben polarisierenden Stichwörtern zur Arbeitsmoral: Die Work-Life-Balance steht an erster Stelle, nicht belastbar und Jammerlappen-Mentalität. In den Kommentarspalten geht es munter weiter, alle hacken aufeinander ein. Aber mal ehrlich – das kann es doch nicht sein! Wir gehen dem ganzen Streit mal auf den Grund und – Spoiler – möchten eine Lanze für diese Generation brechen.

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Vanessa Kammler
Als Chief Extraction Officer liebt sie es, spannende Erkenntnisse aus Studien zu extrahieren, How-Tos zu schreiben und Dir smarte Recruiting-Tools vorzustellen.

Video went viral

Vielleicht hast Du es auch gesehen: Das Video einer TikTokerin, die unter Tränen von ihrem „größten Nervenzusammenbruch ever“ berichtet. Ihre Worte, nicht unsere. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in dem Video um ihre Jobsuche geht. Sie ist nun fertig mit dem Studium und möchte ins Berufsleben einsteigen. Die Suche nach einem Arbeitsplatz fällt ihr allerdings schwer, weil sie mit den Rahmenbedingungen nicht einverstanden ist, beispielsweise 36.000 € Jahresbrutto, Obstkorb, 30 Tage Urlaub.

Ihr Fazit: Keine Zeit mehr für den Partner, am Wochenende werden der Haushalt und der Einkauf erledigt – also keine Freizeit. Sie kritisiert stark, dass der Kapitalismus alle ausnimmt.

Gemischte Reaktionen der TikTok Community

Die Reaktionen auf das Video: „Ist das Comedy?“, „Ich, Krankenschwester, muss heulen und lachen zugleich“ und „Und dann gibt es Leute, die ihr Leben mit drei Jobs finanzieren und keinen Nervenzusammenbruch bekommen“ sind noch die harmloseren Antworten.

Doch sie wird nicht nur belächelt: „Fühle ich sehr. Ich verstehe nicht, wie das einfach der Großteil meines Lebens sein soll“ sowie „Ich bin jetzt 40 und eigentlich schon am Ende meiner Kräfte. Ich bin stolz auf die ‚jüngere Generation‘, die es nicht einfach als gegeben hinnimmt“.

Das Video ging nicht nur auf TikTok viral, sondern auch auf anderen Social-Media-Kanälen – unter anderem bei LinkedIn. Einer der meistdiskutierten Beiträge war der eines Users, der sich nicht nur über die junge Frau, sondern gleich über die gesamte Gen Z aufgeregt hat.

Sein Statement: „Diese verweichlichte junge Generation ist eigentlich zum 🤮 Nicht belastungsfähig, völlig verwöhnt und fernab jeglicher Realität.“ 

Kommentar: Ahnung haben wir – Meinung auch!

Jetzt mal unter uns: Ich habe mir das Video mehrfach angeschaut und auch diverse Postings dazu gelesen. Ehrlich gesagt: Beide Seiten sind irgendwie unangenehm. Ich verstehe, dass freie Getränke als Benefit nicht mehr wirklich ziehen – aber mal ehrlich: Das „Fick Dich“ der TikTokerin zum Thema Obstkorb hätte es wirklich nicht gebraucht. Generell finde ich, dass sie dieses ganze Thema destruktiv angeht. Kapitalismus, der die Grenze zur Ausbeutung überschreitet, muss es definitiv nicht sein. Aber trifft das auf so viele Angebote zu?

Und zum LinkedIn-Post: Puuuuuh, schwierig. Es wurden Punkte ins Rennen geworfen, die gar nichts mit dem Inhalt des Videos zu tun haben und zu guter Letzt noch eine ganze Generation massiv beleidigen. Das muss es auch nicht sein. Diskussionen: ja, gerne! Aber bitte sachlich. Dieses Niveau regt mich wirklich auf.

Aber ordnen wir das Ganze mal ein: Dass auf „die Jugend und jungen Leute“ geschimpft wird, gab´s schon bei Sokrates und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Die folgenden Begriffe begegnen mir in Zusammenhang mit der GenZ besonders häufig: „nicht belastbar, verweichlicht, Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Ernsthaft? Man ist nicht „verweichlicht“, weil man sich nicht ausnutzen lassen will und klar sind „Lehrjahre keine Herrenjahre“. Doch wie viele Azubis denken wirklich, dass sie gleich die Firma übernehmen? Natürlich gibt es Arbeitsunwillige – die allerdings in jeder Generation.

Und dann frage ich mich: Müsste man nicht eigentlich stolz sein, wenn es die nächste und übernächste Generation besser machen will als die eigene? Man kann sich doch nicht ernsthaft wünschen, dass es bei den eigenen Kindern, Enkeln, Nichten, Neffen keine Entwicklung gibt! Warum gönnt man es ihnen nicht einfach und bestärkt sie auf ihrem Weg?

Hätte es nie einen Wandel in der Arbeitswelt gegeben, hätten wir alle noch die 6-Tage-Woche und Frauen müssten überhaupt erst mal um Erlaubnis fragen, ob sie arbeiten dürfen. Studieren dürften sie schon mal ganz und gar nicht. Meine Kritik geht aber auch an die junge Generation: Nur weil jemand älter ist, hat er oder sie nicht automatisch „keine Ahnung“. Die Älteren haben nämlich sehr wohl Ahnung und auch Berufserfahrung und ihrerseits auch schon einiges bewegt – davon kann man lernen.

Eine Arbeitswelt, in der sich die Generationen respektieren, auf Augenhöhe austauschen und gemeinsam zu konstruktiven Lösungen kommen – das wäre mal was.   

Und nein, ich gehöre mit meinen 35 Jahren nicht zur Gen Z, sondern zu den Millenials.

mic drop vanessa avatar

Ok, genug aufgeregt.

Setzen wir uns jetzt mal sachlich mit den Vorurteilen gegen die Generation Z auseinander und entmachten diese, indem wir erklären, warum sich die GenZ verhält, wie sie sich verhält. Dazu fangen wir ganz vorne an.

Wer ist die Generation Z?

Ab wann zählt man zur Gen Z? Zur Gen Z zählen alle, die zwischen ca. 1996 und 2009 geboren wurden. Sie zeichnen sich durch ein hohe Technologieaffinität aus – als Digital Natives sind sie es von Klein auf gewohnt, von digitalen Medien umgeben zu sein. Mit „richtigen“ Smartphones.

Bereits das wird der Gen Z zum Verhängnis. Sie wird oft als technikabhängig wahrgenommen. Dabei ist ihre Digitalaffinität ein enormer Pluspunkt – gerade in der Arbeitswelt:

  • Die Vertrautheit und Fähigkeit, moderne Technologien effizient zu nutzen, ermöglicht eine schnellere, effizientere und oft auch kreativere Arbeitsweise.
  • Die Generation Z hat gelernt, mit mehreren Informationsquellen gleichzeitig umzugehen. Diese Fähigkeit zum Multitasking ist eine wertvolle Fähigkeit in vielen Berufsfeldern.
  • Die sogenannte Technikabhängigkeit kann auch als Treiber für Innovation und technologischen Fortschritt gesehen werden. Gen Z-Mitglieder sind oft an der Spitze neuer technologischer Entwicklungen und Trends.
  • Die Generation Z nutzt Technologie nicht nur aus Gewohnheit, sondern auch, um (zeitliche und organisatorische) Ressourcen effektiver zu nutzen, was zu einer nachhaltigeren und produktiveren Arbeitsweise führt.
  • Die Vertrautheit mit digitalen Tools ermöglicht es der Generation Z, flexibler zu arbeiten, einschließlich der Möglichkeit, effektiv aus der Ferne zu arbeiten, was in einer globalisierten Welt immer wichtiger wird.

Aber graben wir noch etwas tiefer.

Kulturelle Vielfalt und Identität

Aufgrund der starken Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln wird der Generation Z oft vorgeworfen, dass ihr soziale und zwischenmenschliche Fähigkeiten fehlen, die für den Arbeitsplatz wichtig sind. Hallo?

Die Generation Z repräsentiert nicht nur eine technologisch versierte Gruppe, sondern auch eine, die Diversity und Vielfalt großschreibt.

Doch wieso tut sich ausgerechnet die Gen Z damit so leicht, was für viele Ältere eine große Hürde darzustellen scheint? Die Globalisierung hat dazu geführt, dass kulturelle Einflüsse aus aller Welt leicht zugänglich sind. Und wer „ständig“ das Smartphone in der Hand hat, saugt diese auch auf. Die Generation Z integriert diese Einflüsse in ihre eigene Identität und schafft eine kulturell reiche und dynamische Umgebung.

Hinzu kommt, dass die Gesellschaft in den letzten Jahren vielfältiger geworden ist, auch das hat die Gen Z geprägt. Unter anderem durch die steigende Migration, die dazu beigeträgt, dass immer mehr Menschen aus verschiedenen ethnischen, kulturellen und religiösen Hintergründen zusammenkommen. Dies führt zu einer multikulturellen Gesellschaft, in der verschiedene Traditionen und Perspektiven nebeneinander existieren. Die Generation Z kennt es nicht anders und ist daher aufgeschlossener.

Zwischenmenschliche Beziehungen in der digitalen Ära

Noch ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Die Art und Weise, wie die Generation Z zwischenmenschliche Beziehungen aufbaut und pflegt, ist stark von der Digitalisierung beeinflusst, was aber nicht bedeutet, dass diese weniger intensiv sind. Im Gegenteil.  Soziale Medien dienen nicht nur als Plattform für den Austausch von Nachrichten, sondern auch als Mittel zur Bildung und Pflege von Freundschaften. Virtuelle Gemeinschaften bieten Unterstützung und Verbindung, auch wenn die physische Distanz groß ist.

Gleichzeitig kann es auch eine Herausforderung sein, eine Balance zwischen der Online-Welt und der realen Welt zu finden. Die Fähigkeit, authentische und bedeutungsvolle Beziehungen zu gestalten, bleibt eine wichtige Fertigkeit in einer Zeit, in der die digitale Kommunikation oft oberflächlich erscheint.

Klick, klick, klug: Grenzenlose Bildung dank Technologie

Ein weiteres Vorurteil: Die Gen Z hat eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne und ist desinteressiert, was oft auf die schnelle Informationsaufnahme über digitale Medien zurückgeführt wird. Auch das ist nicht richtig. Die Generation Z erlebt eine Revolution in der Bildung, unterstützt durch Technologien, die den Zugang zu Wissen demokratisieren. Gut so! Denn das Wissen ist da, es gehört allen. Doch was bringt es, wenn es nicht aus den Elfenbeintürmen der Universitäten rauskommt? Online-Lernplattformen, digitale Lehrmittel und interaktive Anwendungen sind hier die Schlagworte. Die Mitglieder der Generation Z haben nicht nur Zugang zu globalen Bildungsinhalten, sondern können auch ihre Lernreisen individualisieren und auf ihre persönlichen Bedürfnisse zuschneiden:

E-Learning, virtuelle Klassenräume und Online-Tutorien ermöglichen es, über geografische Grenzen hinweg zu lernen und sich mit Expert*innen auf der ganzen Welt zu vernetzen. Diese Flexibilität in der Bildung ebnet den Weg für eine Generation lebenslang Lernender, die sich ständig weiterentwickeln und anpassen, um den Anforderungen einer sich wandelnden Welt gerecht zu werden. Im Ergebnis haben Angehörige der GenZ also Zugang zu deutlich mehr Wissen, aber ihr Tag umfasst nach wie vor nur 24 Stunden. Also müssen sie stärker filtern, welches Wissensangebot sie wahrnehmen. Das hat ihnen den Ruf eingebracht, sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren zu können.

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Welche Arbeitseinstellung hat die Generation Z?

Kommen wir nun zum Kern der Kritik an der Generation Z. Wir haben es schon mehrfach gesagt: Ein verbreitetes Vorurteil ist, dass die Gen Z unrealistisch hohe Erwartungen an ihre Arbeitgeber hat und einfach nur faul ist.

Ist das wahr? Gähneration Z? Das trifft höchstens auf Einzelfälle zu. Die Gen Z zeigt nicht nur Interesse an traditionellen Karrierewegen, sondern auch an Entrepreneurship und selbstständiger Arbeit. Der Zugang zu digitalen Plattformen ermöglicht es ihr, eigene Ideen zu verwirklichen und ihre kreativen Talente zu entwickeln. Der Trend zum Unternehmertum wird durch die Vorstellung von “Side-Hustles” verstärkt, bei denen junge Menschen neben ihrer regulären Beschäftigung oder Ausbildung eigene Projekte starten. Also nix mit faul.

Bestes Beispiel hierfür: Influencer*innen. Crowdfunding-Plattformen und Social Media bieten der Generation Z eine Bühne, um ihre kreativen Unternehmungen zu finanzieren und zu fördern. Und seien wir mal ehrlich: Auch wenn viele Leute auf „diese Influencer*innen“ schimpfen – das ist harte Arbeit. Das Netzwerk muss erweitert, Followerzahlen in die Höhe getrieben und Kooperationspartner müssen gefunden werden. Dazu kommt ein immenser Zeitaufwand, Videos zu drehen, zu schneiden und nach Terminplan hochzuladen. Stressig ist das allemal – finanziell lohnend allerdings auch.

generation z

Echt gerecht: Wie sich die Gen Z für alle einsetzt

Die Generation Z setzt sich aber nicht nur für das persönliche Wohlergehen ein, sondern engagiert sich auch für gesellschaftliche Veränderungen auf globaler Ebene – soziales Engagement ist somit nicht nur auf lokale Initiativen beschränkt, sondern erstreckt sich über Ländergrenzen hinweg.

Empowerment, insbesondere von Minderheiten und marginalisierten Gruppen, ist ihr ein zentrales Anliegen, beispielsweise die Förderung von Gleichberechtigung und LGBTQ+-Rechten Diese Generation setzt sich aktiv für eine inklusive und diverse Gesellschaft ein und nutzt ihre Stimme, um Ungerechtigkeiten anzuprangern.

Sie hat bereits einige bemerkenswerte Aktivist*innen und Innovator*innen hervorgebracht. Sie repräsentieren den Einfluss und das Engagement, das die Generation Z an den Tag legt. Hier sind einige Beispiele:

  • Malala Yousafzai: Obwohl sie am Rande der Generation Z geboren wurde, ist Malala eine prominente Aktivistin für Bildungsrechte für Mädchen. Sie überlebte einen Anschlag der Taliban und wurde die jüngste Nobelpreisträgerin aller Zeiten.
  • Xiuhtezcatl Martinez: Ein Umweltaktivist und Jugenddirektor der Earth Guardians, einer weltweiten Organisation von Aktivisten, Künstlern und Musikern, die sich für den Schutz der Erde einsetzen.
  • Emma González: Eine amerikanische Aktivistin und Fürsprecherin für Waffenkontrolle, bekannt geworden nach dem Amoklauf an der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida. Sie ist Mitbegründerin der Never Again MSD-Bewegung.
  • Jamie Margolin: Mitbegründerin von Zero Hour, einer Organisation, die sich auf den Kampf gegen den Klimawandel konzentriert und Jugendliche in der Umweltpolitik mobilisiert.
  • Marley Dias: Gründerin der Kampagne #1000BlackGirlBooks, die darauf abzielt, mehr Bücher mit POC-Hauptfiguren zu sammeln und zu spenden, um die Diversität in der Literatur zu fördern.

Was ist der Generation Z also wichtig bei ihrem Job und in ihrem Leben? Zusammenfassend könnte man sagen: Eine ausgewogene Sinnhaftigkeit, Sinnstiftung und Selbstverwirklichung. Nicht nur eine gute Work-Life-Balance   und Geld aber auch.

Ein Blick in die Glaskugel

Die Generation Z steht vor einer aufregenden, aber auch herausfordernden Zukunft. Ihr Erbe wird nicht nur in Form von technologischen Innovationen und kulturellen Beiträgen sichtbar sein, sondern auch in ihrem Einfluss auf soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen. Ihre Fähigkeit, Herausforderungen anzunehmen, innovative Lösungen zu finden und eine vielfältige, inklusive Welt zu gestalten, wird einen nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft haben.

In einem Zeitalter der Ungewissheit und schnellen Veränderungen wird die Generation Z nicht nur Zeugin, sondern auch Gestalterin der kommenden Entwicklungen sein. Ihre kollektive Stimme wird weiterhin dazu beitragen, die Welt zu formen, Ungleichheiten zu beseitigen und positive Veränderungen herbeizuführen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die Generation Z diese Herausforderungen meistert und welchen Weg sie für die Zukunft unserer globalen Gemeinschaft ebnen wird.

Wie sprichst Du die Gen Z im Recruiting richtig an?

Insofern ist die Generation Z eine Bereicherung für Dein Unternehmen. Aber wie kannst Du sie begeistern? Wo erreichst Du sie im Recruiting am besten? Du solltest Dich vor allem an die Technik-Affinität der Zielgruppe anpassen und dort aktiv werden, wo sich diese ständig aufhält: in den sozialen Netzwerken wie TikTok und Co. So sollten Personalkampagnen vermehrt auf sozialen Plattformen stattfinden, damit Du auch die passiven Kandidat*innen erreichst, die nicht aktiv auf Stellensuche sind, da sie sich bereits in einem anderen Arbeitsverhältnis befinden. Außerdem sollte auch die Möglichkeit gegeben sein, Bewerbungen schnell und einfach, vor allem auch vom Smartphone aus, zu versenden. Zum Beispiel per WhatsApp.

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Bildquelle: Zyanya BMO | unsplash.com; Markus Spiske |  unsplash.com;  Apple-Avatar

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