Alter, Aussehen, angestellt? Pretty Privileges und Ageismus im Recruiting!

Du denkst, Recruiting sei objektiv und frei von Vorurteilen? Denk nochmal nach! In unserem Artikel „Unbewusste Vorurteile im Recruiting“ haben wir uns bereits mit der Thematik auseinandergesetzt, dass Unconscious Biases häufig unsere Entscheidungen trüben. In diesem Artikel möchten wir Dir zwei dieser Bewusstseinstrübungen näherbringen: Das Pretty Privilege und der Ageismus im Recruiting.

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Was haben Alter und Schönheit mit dem Job zu tun?

Solange man kein Model ist, erstmal eigentlich gar nichts. Sollte man meinen. Doch in der Praxis haben diese Dinge durchaus Einfluss auf den Job. Inwiefern? Wir werfen einen Blick auf ein Thema, das sich im Recruiting still und heimlich eingeschlichen hat und uns alle zum Kopfschütteln bringt: Ageismus und Pretty Privileges. Ja, Du hast richtig gehört, im Dschungel der Bewerbungsverfahren verstecken sich zwei fiese Ungeheuer, die sowohl ältere Bewerber*innen als auch solche mit weniger Glück im Gen-Pool hartnäckig verfolgen.

Pretty Privilege und Ageismus im Recruiting: Eine Definition

Über diese zwei Buzzwords bist Du vielleicht schon mal gestolpert. Aber wie stehen sie im Zusammenhang mit Recruiting? Bevor wir darauf eingehen, gibt’s erstmal zwei Definitionen:

Ageismus

Das ist der fiese Geselle, der uns weismachen möchte, dass Lebenserfahrung wie ein Sandwich ist – je älter, desto ungenießbarer. Dieser Begriff beschreibt Vorurteile gegenüber Menschen aufgrund ihres Alters. Ageismus trifft die Erfahrenen, die mit ihrer langen Liste an Qualifikationen glänzen, jedoch aufgrund ihres Alters auf Ablehnung stoßen. Es ist eine Art von Diskriminierung, die in der Arbeitswelt leider viel zu häufig vorkommt.

Pretty Privilege

Stell Dir vor, Du betrittst den Bewerbungsraum und wirst sofort von einem beeindruckend gutaussehenden und jungen Kandidaten oder einer Kandidatin begrüßt. Dein Herz schlägt schneller und Du bist geneigt, ihm oder ihr bereits Sympathiepunkte zu geben. Willkommen im Sog des Pretty Privileges! Hier haben wir die Charmeurin unter den Phänomenen der Unconscious Biases. Pretty Privilege bedeutet, dass Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihrer Attraktivität oft unbewusst bevorzugt werden. Ja, das Auge isst mit – aber hier geht es nicht um den Salat, sondern um die Jobchancen.

Das Leid der Hübschen und Jungen

Laut einer Statista Umfrage haben 61,9 % der Menschen Vorteile im Berufsleben, wenn sie mit guten Genen gesegnet wurden. Doch wer jetzt denkt, dass es schöne, junge Menschen immer nur leicht haben und Ältere weniger geachtet werden, der täuscht sich. Wie? Hier mal ein Selbsttest: Bei wem würdest Du Dich besser aufgehoben fühlen, wenn …

… Du eine fundierte ärztliche Meinung einholen möchtest?

pretty privilege im recruiting
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… oder Du dringend Beratung in einer komplexen juristischen Angelegenheit brauchst?

pretty privilege im recruiting
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Unser Gehirn neigt zu Schubladendenken

Ohne Vorwissen zu den Qualifikationen und Fähigkeiten der Personen haben die hübsche Juristin und der nette, junge Arzt im Ranking wahrscheinlich eher schlecht abgeschnitten. Denn leider ist das Klischee des hübschen, dummen Blondchens noch immer weit verbreitet. Attraktive, junge Menschen haben also oftmals damit zu kämpfen, nicht ernstgenommen zu werden.

Das Interessante dabei: In den meisten Fällen steckt keine böse Absicht des Gegenübers dahinter. Denn in den paar Sekunden, in denen wir Personen betrachten, steckt unser Gehirn sie automatisch in verschiedene Schubladen, die es aufgrund von Erfahrungen und zusammengebaut hat:

  • Jung? Wenig Lebenserfahrung.
  • Älter? Hat schon viel gesehen und kennt sich aus.
  • Attraktiv? Kümmert sich mehr ums Aussehen als um die berufliche Weiterentwicklung.

Egal, ob es nun um alt oder jung, hässlich oder hübsch geht – die Wahrheit ist: Wir alle sind anfällig für unbewusste Vorurteile. In einer Welt, die von schnellen Entscheidungen geprägt ist, verlassen wir uns oft auf stereotype Denkmuster – auch im Recruiting. Kandidatinnen und Kandidaten, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen oder jung wirken, werden branchenabhängig automatisch als dynamisch und kompetent wahrgenommen, während sie in anderen Jobs darum kämpfen müssen, ernstgenommen zu werden. Ähnlich ergeht es erfahrenen Arbeitnehmer*innen. Doch das Vertrauen in Äußerlichkeiten kann dazu führen, dass wirkliche Talente übersehen werden.

Es ist an der Zeit, diese verzerrte Wahrnehmung zu überwinden. Wir zeigen Dir, wie!

Wo treiben sich diese Schurken im Recruiting herum?

Gehen wir zunächst mal auf die Suche, wo genau uns die Phänomene des Pretty Privilege und Ageismus im Recruiting begegnen.

Die Vorstellungsrunde

Bewerbungsunterlagen sind wie Tinder, Bewerbungsgespräche wie das erste Date – der erste Eindruck zählt. Laut dem Psychologen Martin Gründl haben schöne Menschen genau an diesem Punkt den entscheidenden Vorteil, denn wie sagt man: Was schön ist, ist auch gut. Attraktivitätsforscher Ulrich Rosar erklärt: „Das heißt, wenn jemand gut aussieht, gehen wir intuitiv davon aus, dass er intelligenter, fleißiger, kreativer, zuverlässiger und vieles mehr ist als seine weniger attraktiven Zeitgenossen.“

Ageismus kann je nach Job dazu führen, dass ältere Bewerber oft nur müde belächelt werden, als könnten sie nicht mit der Zeit gehen oder aufgrund ihrer Erfahrung bevorzugt werden.

Die Karriereleiter

Auch nach der Einstellung treiben diese Ungeheuer noch ihr Unwesen, sie reichen bis zur Karriereleiter. Attraktivität und Jugendlichkeit können oft als Vorteil angesehen werden, wenn es darum geht, berufliche Aufstiegschancen zu ergreifen. Junge, gutaussehende Mitarbeiter könnten von Vorgesetzten als dynamischer und erfolgsversprechender wahrgenommen werden, was zu bevorzugten Beförderungen führen kann. Auch beim Thema Gehalt hinterlässt Schönheit ihre Spuren: Die Studie „Beauty and the Labor market“ ermittelte bereits im Jahr 1994, dass unattraktive Menschen im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger verdienen als ihre attraktiveren Kolleginnen und Kollegen. Dieses Phänomen zieht sich bis heute durch. Gleichzeitig könnten ältere Angestellte aufgrund ihres Alters mit Vorurteilen konfrontiert sein, was ihre Karrieremöglichkeiten einschränkt, auch wenn ihre Erfahrung und Expertise von unschätzbarem Wert sind.

Welche Auswirkungen haben Pretty Privilege und Ageismus auf das Recruiting?

#1 Talentverschwendung: Gibst Du bewusst oder unbewusst aufgrund von Aussehen oder Alter bestimmten Talenten den Vorrang, übersiehst Du möglicherweise Deinen Perfect Match.

#2 Geringere Vielfalt: Wenn Dein Recruiting von Ageismus oder Pretty Privileges beeinflusst wird, kann das zu einer eintönigen Belegschaft führen. Du stellst nämlich immer die gleichen Personengruppen ein. Diversity und damit die Vielfalt an Ideen und Perspektiven gehen verloren, was der Kreativität und Innovationskraft Deines Unternehmens schaden kann.

#3 Motivationskiller: Wenn Deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie aufgrund ihres Alters oder Aussehens anders behandelt werden, kann das ihr Selbstbewusstsein und ihre Motivation nachhaltig beeinflussen. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, ist auch selten ein*e positive*r Botschafter*in für das Unternehmen.

Vier Tipps gegen unbewusste Vorurteile im Recruiting

Doch halt! Kein Grund in Panik zu verfallen. Du kannst aktiv gegen diese Vorurteile vorgehen. Wir geben Dir Tipps, wie Du Dich selbst schützen kannst, um eine objektive Beurteilung von Kandidaten sicherzustellen:

  1. Bewusstsein schärfen: Sensibilisiere Dich und Dein Team für diese Phänomene. Ageismus und Pretty Privilege sind subtile Biester, die oft unbewusst agieren. Indem wir sie beim Namen nennen, können wir ihre Macht einschränken.
  2. Vielfalt feiern: Setze klare Richtlinien für das Recruiting, die Vielfalt und Inklusion fördern. Sorge dafür, dass Bewerberinnen und Bewerber ausschließlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen bewertet werden.
  3. Anonymes Bewerbungsverfahren: Implementiere zum Beispiel ein anonymes Bewerbungsverfahren, bei dem persönliche Informationen wie Name, Alter oder Foto entfernt werden. So stehen die Fähigkeiten und Qualifikationen im Vordergrund.
  4. Mehrstimmigkeit im Team: Stelle sicher, dass Dein Recruiting-Team selbst divers ist. Unterschiedliche Perspektiven helfen dabei, Vorurteile zu überwinden und ein ausgewogenes Bild der Talente zu erhalten.

Fazit: Die Zukunft des fairen Recruitings

Pretty Privilege und Ageismus mögen hartnäckige Probleme im Recruiting sein, aber Du hast die Macht, Veränderungen herbeizuführen. Indem Du Dich bewusst mit Deinen Vorurteilen auseinandersetzt, strukturierte Prozesse implementierst und Diversität förderst, kannst Du eine gerechtere und vielfältigere Arbeitswelt schaffen.

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Bildquelle: XINYI SONG | unsplash.com

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