TikTok for Business

TikTok-Recruiting? Auf jeden Fall!

TikTok, das ist diese hippe Videoplattform, die momentan alle unter 20 obsessiv nutzen. Hier fordern sie sich unter anderem zu Challenges heraus, deren Inhalte von kreativ bis abstrus reichen. Oft geht es dabei um Musik und Tanz, aber die Plattform hat noch viel mehr drauf als reine Unterhaltung. Die aktuellste Neuerung der Videoplattform wird Recruiter*innen aus den Socken hauen: TikTok launcht eine eigene Recruiting-Plattform!
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frau die auf einem whiteboard schreibt

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Update: Vor einiger Zeit haben wir Dir die Plattform TikTok und ihren Einsatz im Recruiting und Employer Branding näher gebracht. Auch nach der vergangenen Zeit ist klar – der Hype der Plattform ist nicht abgebrochen. Im Gegenteil, die Plattform ist beliebter denn je. Nun wollen wir Dir die neusten Zahlen liefern und einen weiteren Aspekt der Plattform beleuchten: Die Videostellenanzeige.

TikTok startet seine eigene Recruiting-Plattform

Im Juli 2021 hat die Social Media App TikTok in den USA offiziell eine Funktion zur Personalsuche eingeführt. Wer jetzt schon einsteigt, kann in Deutschland Vorreiter sein! Seit Jahren spricht die HR-Branche von Video-Recruiting als revolutionärem Trend – durchgesetzt hat sich die Idee bisher allerdings nicht wirklich. Einige Unternehmen und Bewerber*innen machen zwar bereits vorsichtige digitale Versuche und diverse Tools wollen den Durchbruch bringen, schaffen es aber doch nicht so ganz.

Keine Einstiegshürde

Nutzer sind bereits registriert und im Umgang mit der Video-App und ihren Funktionen geübt. Im Gegensatz zu neuen Tools müssen Bewerber*innen sich also nicht frisch einarbeiten, sondern können ganz intuitiv loslegen und Bewerbungsclips erstellen.

Kurz und knackig

Simple, schnelle Bewerbungsprozesse sind in unserem Arbeitnehmermarkt die Zukunft. Sie sind nachweislich effektiver für beide Seiten. TikTok ist DIE Plattform für knackigen Content – also prädestiniert für das, was vielen Recruitingprozessen bislang noch fehlt.

Authentizität und Diversität

Ein weiterer Aspekt, der im HR-Bereich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, ist der Trend zur „Echtheit“. Kuratierte Imagefilme und gestellte Vorstandsinterviews überzeugen niemanden mehr. Die Kandidat*innen wollen stattdessen ehrliche Einblicke ins Unternehmen. TikToks großer Selling Point im Vergleich zu Konkurrenz-Apps wie Instagram war schon immer die ungefilterte Wahrheit, Spontanität und Authentizität.

Authentische Bewerber*innen

Unsere Nachwuchstalente möchten sie selbst sein können. Statt ihre Lebensläufe zu beschönigen und für Bewerbungsfotos ihre Tattoos abzudecken, wollen sie sich ehrlich präsentieren und Arbeitgeber finden, deren Kultur zu ihnen passt. Für Unternehmen ist das ein Win-Win, denn auch sie können durch TikTok-Bewerbungen ein viel klareres Bild von ihren Kandidat*innen bekommen, als durch klassische Lebensläufe und generische Anschreiben.

So sieht der TikTok-Bewerbungsprozess aus:

TikTok hat für das neue Projekt eine separate Seite eröffnet. Im Grunde eine Mischung aus einem typischen Jobboard à la Stepstone oder Monster, gepaart mit einem eigenen Bewerbermangement-Tool. Nutzer können Bewerbungsvideos auf ihrem TikTok-Account posten und es dann (wenn gewünscht in Kombination mit dem LinkedIn-Profil) für interessante Stellenanzeigen einreichen.

So kann ein Bewerbungsvideo auf TikTok aussehen:

@makena.yee

Here are the reasons why YOU should hire me! Don’t be shy, let’s get in touch. #tiktokresumes #tiktokpartner

♬ original sound - MAKENA

Natürlich steckt dieses neue Feature noch in den Kinderschuhen – TikTok testet Recruiting-Möglichkeiten aus, ohne signifikante Änderungen am Grundkonzept der App zu machen. Sollte dieses Experiment jedoch fruchten, wird es sicherlich durch weitere Funktionen erweitert und in die App integriert werden. Andere Social Media Sites werden folgen und ihre Varianten der Idee vorstellen. Es ist ja immerhin nichts Neues: Instagram beispielsweise hat schon erfolgreich Snapchats Reel-Funktion adaptiert. Man darf also gespannt sein, wie sich nun diese Neuerung durchsetzt.

Videostellenanzeigen auf TikTok

Doch nicht nur Bewerbende haben die Möglichkeit, eine Bewerbung auf der Plattform hochzuladen. Auch Unternehmen nutzen die kurzen, unterhaltsamen Videos immer häufiger als Stellenanzeige. Dabei wird aber nicht etwa einfach die schriftliche Stellenanzeige verbildlicht. Hier ist Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wir haben vier Top-Tipps für die Erstellung Deiner Video-Stellenanzeige:

#1 Zeige Dich:

Die Clips auf der Plattform überzeugen vor allem durch eines: Authentizität. Gestellte Szenen und auswendig gelernte Texte runterrattern fallen hier durch. Zeige Dich und Dein Unternehmen so wie es ist.  Beziehe Deine Mitarbeiter*innen mit ein. Fühlt sich jemand besonders wohl vor der Kamera – her mit ihm / ihr. Baue reale Clips aus dem Arbeitsalltag mit ein, zeige die Atmosphäre oder gib einen Einblick in Dein Büro. Kurz um – zeige das, was Dich selbst überzeugen würde, Dich unbedingt bei Dir bewerben zu wollen.

#2 Teaser oder informativ:

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Du Deine Vakanz mit einem Video bewerben kannst. Wie wäre es zum Beispiel mit einem kurzen Teaser à la Volksbank: Hier wird lediglich Aufmerksamkeit generiert indem Du sagst: „Hey, wir haben einen Job zu vergeben.“ Sind die User interessiert, werden sie zur schriftlichen Stellenanzeige weitergeleitet. Darf´s etwas mehr sein? Dann zeige in einem etwas längeren Clip, wen Du suchst. Ein paar Stichpunkte zum Aufgabenbereich und ein paar Eindrücke aus dem Team authentisch rübergebracht können schnell überzeugen. Darf´s etwas lockerer sein? Falls es Deine Unternehmenskultur zulässt, versuche Dich doch mal an einem ein überspitzten Format als Recruiting-Video wie beispielsweise hier. Aber Vorsicht, das Auftreten muss zum Unternehmen passen. Sonst kommt es nicht authentisch rüber. Das kann schnell in die Hose gehen.

#3 Es muss nicht kompliziert sein:

Für eine Videostellenanzeige im TikTok-Style musst Du kein Profi sein. Je nachdem für welchen Stil Du Dich entscheidest, brauchst Du kein teures Equipment. Ein Handy mit Stativ, eine ausreichende Beleuchtung und idealerweise ein Mikrofon sind in der Regel vollkommen ausreichend, um eine gute Qualität sicherzustellen. Die User der Plattform sind an schnell produzierte Clips gewöhnt und erwarten keinen Profi-Streifen.

#4 Humor kommt an:

Die Gen Z ist durch Smartphone, Smartwatch, Tablet und Co. als ständigen Begleiter daran gewöhnt, immer und überall unterhalten zu werden. Aus dieser Masse herauszustechen, ist manchmal gar nicht so einfach. Darum gilt: Auffallen. Das klappt super mit Humor, Selbstironie und Provokation. Skurrile und kreative Ideen ziehen Aufmerksamkeit auf sich und verhelfen Dir so, Dich von der Masse abzuheben.

Warum TikTok das Recruiting auch unabhängig von der neuen Funktion revolutioniert

Mal abgesehen von der neuen Funktion: Auch im allgemeinen Employer Branding ist TikTok momentan auf dem Vormarsch. Es hält sich zwar hartnäckig die Meinung, die Inhalte seien zu oberflächlich, zu schnell, zu kurz und zu wenig aussagekräftig, doch dieses Urteil ist eindeutig zu pauschal: Wie so häufig bewerten die älteren Generationen die neuen Wege des Nachwuchses negativ, ohne überhaupt wirklich nachvollziehen zu können, worum es geht. Die Plattform sammelt zunehmend Inhalte mit großem Mehrwert. Es sind lange nicht mehr nur Katzenvideos und lustige Tänze – auch Bildung, politische Themen und Business-Insights (sogar Bewerbungstipps und Ähnliches) sind stark vertreten. Mit TikTok haben sich die jungen Generationen, ähnlich wie auch mit Snapchat, außerdem eine neue Art des Medienkonsums geschaffen: Weg von kuratiertem, gestriegeltem, künstlichem Content, hin zu authentischen, menschlichen, unterhaltsamen Inhalten. Hier ist nicht Hochglanz gefragt, sondern Kreativität und Spontanität – Qualitäten, an denen es vielen alteingesessenen Unternehmen leider mangelt. Und genau aus diesem Grund solltest Du darüber nachdenken, ob Du TikTok nicht auch in Deinem Personalmarketing und im Recruiting einsetzt: Du kannst zeigen, dass Dein Unternehmen echt und authentisch ist, dass es mit der Zeit geht und die Bedürfnisse von Nachwuchstalenten versteht und auf diese eingeht.

Arbeitgeber auf TikTok: Erfolgsgeschichten

Social Media Recruiting auf TikTok geht mit einem entscheidenden Vorteil einher: Wenn Du als Arbeitgeber die Plattform in Deine Employer-Branding-Strategie aufnimmst, hast Du eine freie Spielwiese vor Dir, auf der Du Dich nach Herzenslust austoben kannst. Denn bislang sind hier nur wenige Unternehmen vertreten. Du kannst also wahre Recruiting-Pionierarbeit leisten. Hier mal einige Beispiele der Arbeitgebermarken, die bereits auf der Plattform aktiv sind. Lass‘ Dich inspirieren!

Portrait of a cute and beaming Filipina teenager making a heart finger gesture. A K-pop fan.

Klinikum Dortmund

Die Kolleg*innen aus dem Klinikum Dortmund geben in kurzen Clips unterhaltsame Einblicke ins Teamgefüge. Mitarbeiter*innen tanzen gemeinsam oder zeigen sich in lustigen Situationen. Doch der Auftritt hat nicht nur Comedy-Charakter

Die Arbeitnehmer*innen zeigen auch den Alltag auf den Stationen oder im OP  oft mit einem Augenzwinkern, dann aber auch mal wieder lehrreich. Auf jeden Fall kommt über den Kanal ziemlich gut rüber: „Hier herrscht ein super Teamgeist.“ Uns würde es nicht wundern, wenn mit dieser Mischung aus ernsthaften und gleichzeitig unterhaltsamen Inhalten bereits viele neue Pflegekräfte ihren Weg zu diesem Arbeitgeber gefunden hätten. Schau doch mal selbst.

Portrait of a cute and beaming Filipina teenager making a heart finger gesture. A K-pop fan.

Die Tagesschau

Wer hätte es gedacht? Sogar die Tagesschau ist unter die TikToker gegangen. Deutschlands älteste Nachrichtensendung bietet einen bunten Mix aus Erklärvideos und Clips, die einen Blick hinter die Kulissen gewähren.

Wie entsteht so eine Tagesschau? Wie viele Leute sind daran beteiligt? Darf man trotz all der ernsten Themen gut drauf sein? Das erfahren die Follower über den TikTok-Kanal. Hier geht’s zum Kanal.

Portrait of a cute and beaming Filipina teenager making a heart finger gesture. A K-pop fan.

Otto

Der Marktplatz Otto hat auf TikTok derweil mit einer Aktion bei der jungen Zielgruppe gepunktet, bei der er seinen Markennamen auf witzige Weise durch den Kakao gezogen hat. Unter dem Hashtag #MachDichZumOtto gingen viele lustige Posts ein, in denen sich die TikTok-Follower:innen selbst aufs Korn genommen haben. Aber so etwas kann man nicht beschreiben. Sieh‘ selbst! 

Das Besondere: Auch wenn bei der Challenge kein einziges Otto-Produkt und kein einziger Arbeitgeberbenefit beworben wurde – die Follower bauten dennoch eine positive Bindung zu der Marke und dem Arbeitgeber Otto auf. Innerhalb der ersten vier Wochen wurde die Kampagne 147 Millionen Mal gesehen. Chapeau!

Portrait of a cute and beaming Filipina teenager making a heart finger gesture. A K-pop fan.

Volksbank Mittelhessen

Eine Volksbank wirkt auf die jungen Zielgruppen immer so ein bisschen verschnarcht und eingestaubt. Bewerber:innen haben schnell das Bild einer kleinen, öden Dorffiliale im Kopf. Dass das so aber nicht stimmt, beweist die Volksbank Mittelhessen auf ihrem TikTok-Kanal. In den Clips sehen potenzielle Arbeitnehmer nicht nur ein hochmodernes Arbeitsumfeld, sie sehen auch, dass es in der Bank mit viel Humor zugeht. Eines der Comedy-Videos mit Finanzvorstand Peter Hanker wurde über Nacht zum Viralhit. Sogar im Fernsehen und in der Presse sorgte es für Furore. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der Vorstand einer großen Volksbank einfach mal ein TikTok-Video mit dreht. Schau: Da ist das Prachtstück. Und mit diesem Video hat der Vorstand ein klares Zeichen gesetzt. Die Volksbank Mittelhessen ist alles andere als verstaubt. Übrigens ist Peter Hanker längst zum Wiederholungstäter geworden und inzwischen fester Bestandteil des TikTok-Ensembles.

Checkliste: Personalmarketing auf TikTok

Wenn Du Dir die einzelnen Auftritte der verschiedenen Unternehmen einmal genauer angeschaut hast, dürftest Du festgestellt haben, dass TikTok komplett anders funktioniert als andere Social Media Kanäle. Wir haben eine kleine Checkliste für Dich, was Du dort beim Recruiting beachten solltest:

Mut, nicht perfekt zu sein!

Die Follower auf TikTok sind an verwackelte Aufnahmen Marke Eigenbau gewöhnt. Gerde das Nicht-Perfekte sowie die Mischung aus Information und Entertainment ist das begeisternde Element auf TikTok – hier broadcasten Menschen wie Du und Ich. Diesen Zauber solltest Du nicht durchbrechen. Nutzer wollen keinen inszenierten Hochglanz-Content von einer Agentur, sondern echte Inhalte. Lass also Deine Mitarbeiter*innen ran! Und zwar möglichst die jungen Leute aus Deinem Unternehmen. Auf TikTok will die Jugend nämlich tendenziell unter sich bleiben.

Keine Markenbetonung!

Betone nicht in jedem Video, wie ausgesprochen toll die Arbeit in Deinem Unternehmen ist und wie viele Benefits Du bietest. Derart plakatives Personalmarketing ist auf dem Kanal out. Auf TikTok tritt die Arbeitgebermarke in den Hintergrund, die kreativen Ideen Deiner Mitarbeiter*innen dafür aber in den Vordergrund. Lass‘ Deinem Team möglichst viel Freiraum bei der Erstellung seiner Clips und Inhalte. Das ist Employer Branding genug für die junge Zielgruppe.

Keine Copy&Paste Mentalität

Lass Dich ruhig von anderen Arbeitgeber-Auftritten auf TikTok inspriereren, ohne sie aber zu kopieren. Das schätzt die TikTok Community so gar nicht. TikTok lebt von der Kraft eigener Ideen. Und die dürfen ruhig anders sein als alles, was Ihr bislang in den Sozialen Medien gemacht habt. Denkt neu, seid kreativ und traut Euch etwas!

Fazit TikTok Recruiting

Bis hierhin haben wir doch eine ganze Menge gelernt, oder? Fassen wir nochmal zusammen:
Die Kurzvideoplattform bietet vor allem eines – Unterhaltung. Aber eben nicht nur!
Die Clips vermitteln auch Wissen und Mehrwerte und erreichen eine wichtige (wenn nicht sogar die wichtigste) Zielgruppe für’s Recruiting: Millionen von Teenagern und jungen Erwachsenen.

Wenn Du als Arbeitgeber auf TikTok Recruiting betreiben willst, kannst Du neue Maßstäbe setzen, denn es gibt noch nicht viele Unternehmen, die auf TikTok aktiv sind. Am besten spannst Du Deine Azubis ein, um den Kanal zu gestalten. Auch wenn diese noch keine ausgebildeten Social Media Manager sind. Diese zeigen Dir dann aus dem Bauch heraus, wie’s funktioniert. Und das ist oft das bewährteste Erfolgsrezept.

Bildquelle: www.pexels.de / cottonbro

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Sonja Dietz

Sonja ist Journalistin. Journahlistin trifft es besser – denn niemand ist so dicht an wichtigen Recruiting-Themen dran. Besonders wenn es um Trends, Digitalisierung und New Work geht.

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