Was sind Ghost Jobs?
Ghost Jobs – das sind Stellenanzeigen, die ausgeschrieben werden, obwohl die Position eigentlich gar nicht (mehr) besetzt werden soll. Stell Dir vor, Du hast eine spannende Stellenanzeige erstellt, sie überall online gestellt und viele Bewerber*innen warten gespannt auf eine Rückmeldung. Doch plötzlich passiert … nichts. Absolut gar nichts. Wochen vergehen, und die Kandidat*innen fragen sich: War das alles nur heiße Luft?
Für Bewerbende wirkt es so, als ob Du einfach abgetaucht bist – oder schlimmer noch: als ob die Stelle gar nicht existiert hätte. Der Begriff „Ghost Jobs“ beschreibt also Stellenangebote, die aus unterschiedlichen Gründen in den Jobportalen herumschwirren, obwohl sie gar nicht besetzt werden (sollen). Doch was hat das mit Dir als Recruiter*in zu tun?
Warum gibt es Ghost Jobs? Was haben Unternehmen davon?
Vielleicht fragst Du Dich jetzt: „Hä? Warum sollte ein Unternehmen einen Job ausschreiben, der gar nicht besetzt werden soll?“ Tatsächlich gibt es dafür mehrere Gründe – und manche sind durchaus nachvollziehbar (zumindest aus Unternehmenssicht). Hier sind ein paar typische Szenarien:
- Pipeline Building: Manchmal möchten Unternehmen ihre „Talent-Pipeline“ füllen, um für zukünftige Einstellungen gerüstet zu sein. Das bedeutet, dass sie potenzielle Kandidat*nnen nach deren Bewerbung im Blick behalten, auch wenn es aktuell keine vakante Stelle gibt. Die Idee dahinter ist, dass man bei Bedarf bereits einen Pool an qualifizierten Bewerber*innen zur Hand hat und den langwierigen Rekrutierungsprozess verkürzen kann. Wenn die richtige Stelle dann doch frei wird, hat man sofort eine Auswahl an Kandidat*innen, die man kontaktieren kann – zumindest, wenn alles wie geplant läuft. Doch dieser Ansatz birgt auch Risiken. Bewerber*innen könnten das Vertrauen in das Unternehmen verlieren, wenn sie feststellen, dass ihre Bewerbung nur für die „Reservebank“ war und sie keine reale Chance auf eine Anstellung hatten. Daher sollte dieser Prozess mit Bedacht gehandhabt werden.
- Markenstärkung: Stellenausschreibungen können nicht nur als Mittel zur Personalbeschaffung dienen, sondern auch dazu, die Marke des Unternehmens zu stärken. Eine gut formulierte und spannende Stellenanzeige kann die Aufmerksamkeit auf das Unternehmen ziehen, selbst wenn keine unmittelbare Einstellung geplant ist. Dies stärkt das Unternehmensimage und kann dazu führen, das Image bei potenzielle Geschäftspartner*innen oder Kund*innen auf das Unternehmen zu pimpen. Etwa, wenn diese beim Besuch der Website auch mal auf die Karriereseite des Unternehmens schauen – das passiert gar nicht mal so selten. Eine gut gefüllte Anzeigenpipeline vermittelt nach außen, dass das Unternehmen wächst und erfolgreich ist! Diese „Soft Power“ der Stellenausschreibung sollte jedoch nicht überstrapaziert werden. Wenn sich herumspricht, dass hinter den spannenden Jobs keine realen Einstellungsabsichten stehen, wird das dem Image langfristig schaden – bei Kunden und Talenten.
- Bürokratische Hürden: Manchmal bleibt eine Stellenausschreibung online, obwohl die Position längst besetzt oder gestrichen wurde. Dies passiert häufig aufgrund von internen Prozessen, die zu langsam oder unkoordiniert sind. Der Job bleibt also als „Geisteranzeige“ im Internet stehen, obwohl niemand mehr auf Bewerbungen wartet. Ein typisches Beispiel? Eine Stellenausschreibung ist nach einer Umstrukturierung oder nach der Umstellung eines HR-Systems einfach „vergessen“ worden. Diese überholten Anzeigen enttäuschen nicht nur die Bewerbenden – sie zeigen auch, dass die internen Abläufe nicht reibungslos funktionieren.
- Budget-Test: Einige Unternehmen nutzen Stellenausschreibungen, um den Markt zu testen. Hier geht es darum, herauszufinden, wie hoch die Gehaltswünsche von Talenten aktuell sind. Besonders bei Stellen, die hochspezialisierte Fähigkeiten erfordern, kann der Markt extrem dynamisch sein, was Gehaltsvorstellungen von Talenten angeht. Viele Unternehmen wollen aber sicherstellen, dass sie nicht zu viel für eine Position zahlen oder wissen, wie realistisch es ist, qualifizierte Bewerber*innen zu ihrem Gehaltsangebot zu finden. Diese Art von Ausschreibungen ist jedoch problematisch – vor allem, wenn sie zu oft genutzt wird. Wenn Kandidat*innen nach aufwändigen Bewerbungsprozessen erfahren, dass die Stelle aufgrund von Budgetproblemen dann doch nicht besetzt wird, hinterlässt das einen schlechten Eindruck. Also unser Pro-Tipp: Mach´s nicht.
Gruselig: Die Auswirkungen von Ghost Jobs auf Dein Recruiting
Jetzt fragst Du Dich vielleicht: „Okay, das klingt ja alles ganz plausibel – aber was GENAU hat das mit mir als Recruiter*in zu tun?“ Ganz einfach: Hast Du oder jemand vor, das Ganze mit den Ghost Jobs mal ausprobieren, solltest Du bedenken, dass sie Deinem Ruf erheblichen Schaden zufügen können. Hier sind ein paar Dinge, die Du bedenken solltest:
Ghost Jobs können zu einer schlechten Candidate Experience führen, da sie bei den Bewerber*innen Frustration auslösen. Sie fühlen sich – vollkommen zu recht – hingehalten oder ignoriert, was ihre Meinung über Dein Unternehmen und über Deine Rolle als Personaler*in erheblich negativ beeinflusst. Schließlich steht ja sehr wahrscheinlich Dein Name in der Stellenanzeige. Und das spricht sich herum!
Gleichzeitig ist das Posten und Bearbeiten solcher Ghost Jobs auch für Dich eine reine Zeitverschwendung. Du erhältst Bewerbungen, die Du nie wirklich in Betracht ziehen wirst, und musst dennoch den administrativen Aufwand betreiben. Langfristig führt das überdies zu einem Vertrauensverlust: Je mehr Bewerber*innen von Ghost Jobs enttäuscht werden, desto weniger Vertrauen werden sie in Deine zukünftigen Stellenausschreibungen haben. Das kann dazu führen, dass sowohl die Qualität als auch die Quantität der eingehenden Bewerbungen abnimmt.
Ghost Jobs vermeiden: So schützt Du Deine Kandidat*innen – und Dich
Ghost Jobs sind nicht nur für Bewerber*innen ein Ärgernis, sondern auch für Dich als Recruiter*in. Damit Dein Ruf und die Candidate Experience nicht leiden, gibt es ein paar Dinge, die Du beachten kannst:
- Klare Kommunikation: Sei ehrlich zu den Kandidat*innen. Wenn eine Stelle aktuell nicht besetzt wird oder es unklare Zeitpläne gibt, informiere die Bewerbenden darüber. Transparenz schafft Vertrauen!
- Schnell handeln: Stelle sicher, dass Stellenanzeigen umgehend offline genommen werden, sobald die Position nicht mehr vakant ist. Ein Job, der monatelang online bleibt, ohne dass eine Rückmeldung kommt, wirkt extrem unprofessionell.
- Realistische Planung: Bevor Du eine Stelle ausschreibst, stelle sicher, dass der Besetzungsprozess klar definiert ist. Gibt es ein Budget? Gibt es einen konkreten Bedarf? Sind alle Entscheidungsträger*innen an Bord? Nur so vermeidest Du, dass eine Ausschreibung ins Leere läuft.
- Follow-up-Prozesse etablieren: Sorge dafür, dass Du alle potenziellen Kandidat*innen zeitnah über den Status ihrer Bewerbung informierst. Es ist in Ordnung, wenn ein Prozess länger dauert – solange die Kommunikation stimmt. Ein Ghost Job entsteht erst dann, wenn Talente komplett im Dunkeln gelassen werden.
Was tun, wenn ein Ghost Job entdeckt wird?
Sollte es doch mal passieren und Du merkst, dass eine Stellenanzeige plötzlich zum Ghost Job mutiert, ist es wichtig, schnell zu reagieren. Hier ein paar Schritte, die Du unternehmen kannst:
- Anzeige offline nehmen: Klingt simpel, aber das ist der erste Schritt, um den Schaden zu begrenzen. Stell sicher, dass die Stellenausschreibung umgehend entfernt wird, um weitere Bewerbungen zu vermeiden.
- Bewerber*innen informieren: Wenn sich bereits Kandidat*innen beworben haben, solltest Du ihnen so schnell wie möglich eine ehrliche Rückmeldung geben. Erkläre die Situation und entschuldige Dich für die entstandenen Unannehmlichkeiten.
- Lerne aus dem Fehler: Analysiere, warum es zu dem Ghost Job gekommen ist. War es ein Kommunikationsproblem? Gab es Unsicherheiten im Budget? Nur wenn Du die Ursache findest, kannst Du verhindern, dass es erneut passiert.
Wie können Arbeitgeberbewertungsportale helfen?
Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu sind nicht nur für Jobsuchende hilfreich, sondern auch für Dich. Diese Plattformen schaffen Transparenz und helfen Dir dabei, das Feedback von Kandidat*innen besser zu verstehen.
Lies die Bewertungen über Dein Unternehmen und den Bewerbungsprozess aufmerksam durch. Wenn immer wieder dieselben Kritikpunkte auftauchen, wie etwa, dass Bewerbungen ins Leere laufen, könnte das ein Anzeichen dafür sein, dass Ghost Jobs ein Problem in Deinem Unternehmen darstellen. Aus diesem Feedback lassen sich Verbesserungspotenziale ableiten, mit denen Du Schwachstellen in Deinem Recruiting-Prozess gezielt angehen und die Candidate Experience optimieren kannst.
Du solltest außerdem auf Arbeitgeberbewertungsportalen transparent und professionell auftreten und die Anliegen der Kommentierenden ernst nehmen. Das stärkt den Ruf Deines Unternehmens.
Fazit: Ghost Jobs im Recruiting vermeiden
Ghost Jobs sind nicht nur ein Problem für Bewerber*innen, sondern können auch Deinen Ruf als Recruiter*in und das Ansehen des Unternehmens erheblich beschädigen. Indem Du klare Prozesse etablierst, transparent kommunizierst und Stellenanzeigen verantwortungsbewusst handhabst, kannst Du verhindern, dass Deine Stellenangebote zu Geistern werden, die im Jobportal herumschwirren.
Behalte immer im Hinterkopf: Jede Stellenausschreibung ist eine Visitenkarte für das Unternehmen – und für Dich. Gehe sorgsam damit um und stelle sicher, dass Deine Jobs keine Geister sind!
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