Aktive Vaterschaft – Trend oder längst überfällig?
Beispiele aus der Praxis
Wie väterfreundlich sind Unternehmen? Eine Studie.
Die obigen Beispiele sind leider keine Einzelfälle: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat kürzlich eine Studie herausgebracht: „Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?“, die das belegt. Unter anderem wurden folgende Punkte untersucht:
- Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft und wo liegt Verbesserungspotenzial?
- Welche Fortschritte hat die Corona-Pandemie gebracht?
- Was wünschen sich Väter von ihren Arbeitgebern?
Zu diesen Themen wurden im Sommer 2022 600 Personalverantwortliche / Geschäftsführungen sowie 1.000 Väter mit minderjährigen Kindern befragt. Und eine Sache können wir Dir schon spoilern: Es gibt massiven Verbesserungsbedarf – und das nicht nur in Sachen Eltern- und Teilzeit.
Welche Erwartungen haben Väter an ihre Arbeitgeber?
Schlechte Vereinbarkeit? Adieu, liebes Unternehmen!
Das zeigt: Geld alleine reicht nicht mehr, um Väter zu binden – das Modell vom „Ernährer“ ist längst überholt. Das Thema Work-Life-Balance rückt immer mehr in den Vordergrund. Und zu einer guten Work-Life-Balance gehören eben auch weniger als 40 Wochenstunden Erwerbsarbeit und dafür mehr Familienzeit.
Und sieh‘ es doch mal von der anderen Seite: Je mehr Männer Stunden reduzieren und mehr Care-Arbeit leisten, desto schneller und motivierter kommen auch die Mütter aus der Elternzeit zurück – nämlich in Dein Unternehmen! Das bedeutet konkret: Mehr Diversität, mehr Motivation, mehr Vielfalt und vor allem glückliche Mitarbeiter*innen!
„Wir sind väterfreundlich!“ Oder doch nicht?
Welche Rolle spielte Corona?
Kommen wir zum nächsten Schwerpunkt der Studie: Wie hat Corona die Selbstwahrnehmung von Vätern verändert? Die Pandemie hat sehr, SEHR viele Familien vor eine neue Herausforderung gestellt. Kindergärten, Schulen und Horte wurden vorübergehend dicht gemacht, die Arbeit musste aber trotzdem weiterlaufen. Zusätzlich dazu mussten die Kinder zu Hause betreut und unterrichtet werden. Eine Aufgabe, die über längere Zeit parallel kaum zu stemmen ist.
Nicht verwunderlich also, dass viele Eltern auf die Barrikaden gingen und Firmen eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten und -orte einführten. Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 waren dies ca. zwei Drittel der befragten Unternehmen. Da diese allerdings auch zu kämpfen hatten, haben sie einige Vereinbarkeitsmaßnahmen neu eingeführt oder bereits bestehende ausgeweitet: Homeoffice, Flex-Office, Gleitzeitregelungen etc.
All das nahmen die Eltern dankend an: immerhin 60 % gaben bereits im Jahr 2021 an, dass sich die Arbeitssituation für sie verbessert hätte.
Doch wie sieht es denn nach der Pandemie aus? Bleiben die Veränderungen? Man sollte meinen, dass sich in den allermeisten Unternehmen dauerhaft etwas getan hätte – leider verpasst uns die Umfrage einen kleinen Dämpfer. Lediglich 66 % der Firmen bleiben dauerhaft bei den Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Frei nach dem Motto: „Was vorher ging, ist nachher auch gut.“ Also zurück in die Büros, nix mehr mit Gleitzeit und flexibler Arbeitszeit. Und zack – spielen wieder viele Väter mit dem Gedanken, sich wegzubewerben. Ein Teufelskreis.
Maßnahmen für Väter
#1 Längere Elternzeit
Elternzeit steht jedem Elternteil in gleichen Teilen zu – doch in der Praxis sieht das alles eher einseitig aus. Väter nehmen zu über 90 % nur zwei Monate (wenn überhaupt) in Anspruch. Welche persönlichen Gründe dahinterstecken, ist für jede Familie individuell und eine höchst private Angelegenheit.
Was allerdings nicht privat, sondern eher unternehmenspolitisch einzuordnen ist: Der Druck auf Väter ist hoch. Es spielen hier nicht nur klassische Rollenbilder mit hinein, sondern viele werden unternehmensseitig unter Druck gesetzt. „Was sie denn zu Hause wollen?“ und „Mit der Beförderung könne man es dann vergessen!“ sind noch die harmloseren Aussagen. Oft wird mit Kündigung gedroht.
#2 Teilzeitangebote
Wieso sollten denn nicht auch Väter in die Teilzeit gehen? Allerdings finden sich auch beim Thema Teilzeitanträge die verrücktesten Aussagen, die Väter sich schon anhören mussten. Und sind wir mal ehrlich: Wer arbeitet schon motiviert und aus Überzeugung in Vollzeit, wenn er doch lieber in Teilzeit angestellt sein möchte? Auch hier gilt: Wer gerne arbeitet, arbeitet motivierter.
Und wer sagt, dass eine Vollzeitstelle zwingend von einer Person ausgeführt werden muss? Jobsharing ist hier eine wunderbare Alternative.
#3 Familienbewusste Angebote
#4 Vereinbarkeit zum Thema machen
#5 Rücksichtnahme bei Terminen
#6 Vorbild sein
Fazit
Es tut sich einiges in unserer Gesellschaft, das ist wunderbar. Um Mitarbeiter*innen langfristig zu binden, muss sich allerdings in so einigen Unternehmen noch vieles bewegen. Das ist Deine Chance, Vorreiter zu sein! Nutze sie, um die Familienfreundlichkeit weiter auszubauen und so die Zufriedenheit zu verstärken.
Schreibe auch explizit in Deine Stellenanzeigen, dass Du pro Väterfreundlichkeit, pro Teilzeit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf bist. Du wirst sehen, die Bewerbungen werden sicher ansteigen!
Denn wie wir gelernt haben: Es gibt eine Menge unzufriedener Familienväter, die gerade im Job die Reißleine ziehen möchten. Du erreichst die unzufriedenen und latent Suchenden am besten dort, wo sie sich gerne aufhalten. Nämlich in den sozialen Netzwerken. Sprich uns gerne an, wir verraten Dir, wie´s geht!