Die deutsche Arbeitsweise im internationalen Vergleich: Erfüllen wir unsere Klischees?

Dem deutschen Arbeitnehmervölkchen haften so einige Klischees an: Fleißig wie die Bienchen, ziemlich obrigkeitshörig und verliebt in Pläne und Strategien. Gerade für die jüngeren Generationen ist dieses Bild alles andere als sexy. Viele junge Arbeitnehmer zieht es daher ins Ausland – weil es dort vermeintlich lockerer zugeht. Aber auch das könnte ein Klischee sein. Wie ist es wirklich? Wir haben die Arbeitsweisen in verschiedenen Ländern miteinander verglichen und so manche Überraschung erlebt. 

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Pünktlich, ehrgeizig, akkurat, extrem genau – das ist das Bild, das im Kopf aufploppt, wenn die Rede auf den typisch deutschen Arbeitnehmer kommt. Diese Vorstellung hält sich in vielen Köpfen relativ hartnäckig. Aber sind wir  wirklich immer noch diese steife Spießernation

Immerhin stammen die Klischees, die uns Deutschen vorauseilen, aus einer völlig anderen Zeit. Genau genommen aus den 50er und 60er Jahren, in denen die Nachkriegsgenerationen mit jeder Menge Schweiß und Disziplin das vom Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogene Deutschland wieder aufgebaut haben. Das hat das Bild vom typischen Deutschen stark geprägt – immer fleißig.

Aber das ist lange her und die Chance ist groß, dass sich einiges verändert hat. Daher haben wir mal die Strukturen und Denkweisen in Deutschland mit denen anderer Industrienationen verglichen und Überraschung: So schlecht stehen wir gar nicht da. Es gibt aber natürlich auch ein paar Punkte, bei denen wir von anderen lernen können.

Deutsche Flagge

Wie wir unseren internationalen
Klischee-Test aufgebaut haben

In unseren Vergleich haben wir schwerpunktmäßig Industrienationen einbezogen, die die höchsten Bruttoinlandsprodukte haben, als international führend gelten und sozusagen zu den weltweiten Innovationshubs gehören: 

  • Frankreich
  • Japan
  • England
  • Amerika
  • Italien
  • China

Wir haben hinterfragt: Was ist bei Ihnen anders oder vielleicht sogar gleich? Was können wir von Ihnen lernen? Dafür haben wir die folgenden Kategorien herangezogen:

  • Hierarchiedenken
  • Entscheidungsfähigkeit
  • Leistungsbereitschaft
  • Vermeidung von Unsicherheit

Die Daten stammen übrigens von der interkulturellen Vergleichsplattform Hofstede Insights – absoluter Surftipp!  

#1 Hierarchie

Als erstes haben wir uns also das Hierarchiedenken in unterschiedlichen Ländern angeschaut und direkt die erste Überraschung erlebt. In diesem Punkt können sich deutsche Unternehmen ganz offenkundig an den Vorstellungen jüngerer Bewerber messen. Für diese gehören starre Hierarchien in die graue Vorzeit. Stattdessen befürwortet inbesondere die Generation Y und die Generation Z, in die strategische Entwicklung des Unternehmens einbezogen zu werden und vom Chef nicht mehr herumkommandiert, sondern nach der eigenen Meinung gefragt zu werden.   

Die Gute Nachricht: Diese Strukturen sind sowohl in Deutschland als auch bei unseren englischen Nachbarn inzwischen stärker in den Unternehmenskulturen verankert als in anderen Ländern. Beide Nationen verfügen laut Hofstede mit 35 Zählern über einen relativ niedrigen Hierarchiequotienten. Das heißt nichts anderes, als dass man sich in der Arbeitswelt längst auf Augenhöhe begegnet. Der Chef gibt vor und alle anderen führen aus – das ist obsolet.

Das hättest Du eher von Nationen wie den USA, Frankreich und Italien erwartet, die als locker und relaxed gelten? Dann bist Du tatsächlich in die Klischeefalle getappt, hier liegen die Scores zum Teil deutlich höher, teilweise fast doppelt so hoch wie hierzulande:

  • Frankreich: 68 Punkte
  • Italien: 50 Punkte
  • USA: 40 Punkte
Deutsche kleben an Hierarchien?
Der Klischee-Check sagt: Nicht wirklich, man begegnet selbst Vorgesetzten meist auf Augenhöhe

#2 Entscheidungen

Wir alle wissen: In der modernen Arbeitswelt geht es mehr denn je um Teamwork. Immer mehr Arbeitnehmer arbeiten in wechselnden Projektteams zusammen und müssen in ihrer jeweiligen Funktion auch immer wieder klare Entscheidungen treffen. Hier sind deutsche Arbeitnehmer laut Hofstede mit einem Score von 67 in puncto Entscheidungsfähigkeit ganz gut aufgestellt. Die Kommunikation in unseren Büros gehört zu den direktesten der Welt und folgt dem Ideal, lieber einmal zu viel ehrlich zu sein, als einmal zu wenig. Es stimmt also nicht, dass Deutsche lieber den Vorgesetzten entscheiden lassen.

Die absoluten Weltmeister in puncto Entscheidungsfähigkeit sind jedoch in England und in den USA beheimatet – mit 89, beziehungsweise 91 Punkten. In Großbritannien saugen es Kinder schon mit der Muttermilch auf, eigenständig zu denken und herauszufinden, wie sie auf eine einzigartige Weise zur Gesellschaft beitragen können. Das färbt natürlich auch auf das Arbeitsverhalten ab.

Ganz ähnlich sieht’s beim Spitzenreiter, den Vereinigten Staaten, aus. Die Kommunikation ist meist informell, zugleich direkt und sehr partizipativ. Entscheidungen werden von unten nach oben getroffen: Manager verlassen sich voll und ganz auf die Expertise Ihrer Mitarbeiter und Teams und Informationen werden schnell und häufig ausgetauscht. In der Geschäftswelt wird von Mitarbeitern erwartet, dass sie selbstständig sind und Initiative zeigen. Diese Attitüde ist hierzulande offenbar noch ausbaufähig.

Deutsche sind obrigkeitshörig und überlassen Entscheidungen lieber dem Chef?
Der Klischee-Check sagt: Eher weniger, aber im Vergleich mit England und den USA noch ausbaufähig

#3 Leistung

Die Leistungsbereitschaft ist hierzulande mit einem Wert von 66 eher hoch. Die Menschen leben eher “um zu arbeiten” und ziehen viel Selbstwertgefühl aus ihrem Job, wenn sie Erfolg haben. Somit scheint das Klischee vom immer fleißigen Deutschen voll erfüllt. Aber ist das wirklich so? Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Der Ländervergleich zeigt nämlich: Der Leistungsbreitschafts-Score ist in Deutschland nicht extremer ausgeprägt, als in anderen Ländern.

  • England verfügt über einen Score von 66 – Gleichstand
  • Amerika verfügt über einen Score von 62 – also gerade einmal 4 Zähler weniger

Und jetzt kommt’s: Ausgerechnet Italien, das für sein lebensbejahendes dolce vita weltweit so bekannt ist, übertrumpft uns mit einem Score von 70 in Sachen Leistungsbereitschaft um vier Punkte. Damit wäre das Bild vom ewig strebsamen Deutschen etwas relativiert. Wir können auch locker sein. 

Deutsche setzen Leistung über alles?
Der Klischee-Check sagt: Falsch, viele Industrienationen ticken ähnlich – von nix kommt nix!

#4 Unsicherheit

Wir leben in einer extrem schnelllebigen Zeit, die viele Entwicklungen unvorhersehbar macht. Diese Ungewissheit bringt Ängste mit sich. Doch wie gehen die verschiedenen Kulturen damit um? Begreifen Sie Unsicherheiten als Chance, um daraus neue Ideen zu entwickeln und ausgetretene Pfade zu verlassen oder verschanzen sie sich lieber hinter Regeln á la „Das haben wir schon immer so gemacht, also machen wir es auch weiterhin so“.

Es versteht sich von selbst, dass Letztes nicht gerade zielführend ist. Nur, wer sehr agil auf neue Situationen reagiert und bestehende Pläne auch mal verwirft und sich auf Unbekanntes schnell anpasst, hat in der Businesswelt die Nase vorn. Hier könnten wir in Deutschland in der Tat noch ein Schippchen drauflegen. Wir sind mit einem Score von 65 extrem auf die Vermeidung von Unsicherheiten bedacht und Weltmeister in allem, was mit Planung zu tun hat. Einen Plan zu haben, ist schön und gut, aber diesen auszuarbeiten kostet oft viel zu viel Zeit.

Besser wäre es, einfach mal zu machen und die Dinge laufen zu lassen. Hierfür sind Innovationsführer wie China oder Amerika ein gutes Beispiel – diese verfügen über relativ niedrige Unsicherheits-Vermeidungs-Scores: 30 versus 46 Zähler. In diesen Ländern ist die Akzeptanz für neue Ideen, innovative Produkte und die Bereitschaft, etwas Neues oder Anderes auszuprobieren ungleich höher. Und: Projekte kommen schneller zum Ziel, weil nicht alles von vornherein ausgeixt ist. Läuft etwas aus dem Ruder, wird im laufenden Projekt in SCRUM-Manier einfach nachgebessert. Das sollten wir uns mehr zum Vorbild nehmen

Deutsche verschanzen sich hinter Planungen?
Der Klischee-Check sagt: Ja – mehr Lockerheit täte gut!

Fazit: Deutsche Unternehmen sind ganz gut aufgestellt

Damit wäre belegt: Viele gängige Klischees über das Arbeiten in deutschen Unternehmen stimmen so nicht. Was bedeutet das für Dein Recruiting? Nun, zum Beispiel könntest Du dieses neu gewonnene Wissen nutzen, um in Deiner Stellenanzeige, auf Deiner Karriereseite und in Deinen Social-Media-Auftritten gezielt mit gängigen Klischees aufzuräumen. Damit dürftest Du den Nerv vieler Bewerber treffen.

Wie wäre es zum Beispiel mit Aussagen wie diesen: 

„Du denkst, in unserer Branche arbeiten nur Nerds und Spießer? Da hast Du was falsch verstanden! Hierarchien haben wir schon vor Jahren abgeschafft. Außerdem legen wir größten Wert auf Deine Meinung und wickeln Projekte agil ab. Bei uns muss auch nicht alles von A bis Z durchorganisiert sein, wir tüfteln lieber und probieren gerne aus. Und wenn mal was schief geht, fangen wir von vorn an.“ 

Ein paar Zeilen und schwups fliegen Dir die Bewerberherzen nur so zu.

Wenn Du wissen willst, wie Du Deine klischeefreie Recruiting-Kampagne erfolgreich an möglichst viele, passgenaue Kandidaten ausspielen kannst – frag gerne uns. Wir stehen Dir jederzeit mit unserem Wissen zur Verfügung. Und das ist kein Klischee, sondern das, was uns antreibt.

Bildquelle: www.pixabay.com / Karlheinz Pape;  www.pexels.com / mentatdgt

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