Die 12 Archetypen: Eine Definition
Die 12 Archetypen sind so etwas wie Grundtypen menschlicher Persönlichkeiten – also typische Rollen, in die Menschen oft passen, ganz egal aus welchem Land oder Kulturkreis. Sie zeigen, was jemanden antreibt, wie jemand tickt und was ihm oder ihr im Leben wichtig ist.
Von der mutigen Heldin über den fürsorglichen Beschützer bis zur kreativen Rebellin ist alles dabei. Diese Typen helfen uns, Menschen besser zu verstehen – und auch nachzuvollziehen, warum sie sich in bestimmten Situationen so verhalten. Im Job kann das supernützlich sein: etwa im Recruiting, bei der Teamzusammenstellung und der Mitarbeiterführung – aber dazu später mehr.
Wer hat das Modell der 12 Archetypen entwickelt?
Die Idee der Archetypen stammt von Carl Gustav Jung, einem Schweizer Psychiater, der Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Er meinte, dass in uns allen bestimmte Urtypen stecken – also ganz grundlegende Persönlichkeitsmuster.
Diese Typen sind nicht einfach nur Rollen, sondern tief verwurzelte Verhaltensmuster, die uns beeinflussen – oft ohne, dass wir’s merken. Später haben andere das Konzept weiterentwickelt, z. B. Carol S. Pearson und Margaret Mark. Bis heute helfen uns die Archetypen z. B. dabei, Menschen besser einzuschätzen.
Die 12 Archetypen und ihre wichtigsten Merkmale
Jeder Mensch tickt ein bisschen anders – aber viele Persönlichkeitsmuster wiederholen sich auf erstaunlich ähnliche Weise. Die 12 Archetypen nach C. G. Jung zeigen, welche typischen Rollen wir im Leben (und im Job!) einnehmen können:
1. Der Held/Die Heldin
- Mutig, zielstrebig, liebt Herausforderungen
- Will sich beweisen und etwas verändern
- Hat oft ein starkes Pflichtgefühl
- Motto: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
2. Der Weise/Die Weise
- Wissbegierig, analytisch, denkt gerne nach
- Sucht nach Wahrheit, Erkenntnis und Verstehen
- Gibt gern Wissen weiter, ohne sich aufzudrängen
- Motto: „Wissen ist Macht.“
3. Der Unschuldige/Die Unschuldige
- Optimistisch, gutgläubig, sieht das Gute im Menschen
- Wünscht sich Sicherheit und Harmonie
- Meidet Konflikte und Komplexität
- Motto: „Alles wird gut.“
4. Der Entdecker/Die Entdeckerin
- Abenteuerlustig, unabhängig, liebt Neues
- Hat Angst vor Langeweile und Einengung
- Probiert gerne Dinge aus und geht eigene Wege
- Motto: „Ich will frei sein.“
5. Der Rebell/Die Rebellin
- Hinterfragt Regeln, stellt Autoritäten infrage
- Hat den Wunsch, Dinge radikal zu verändern
- Kann provozieren – aber auch inspirieren
- Motto: „Regeln sind da, um gebrochen zu werden.“
6. Der Schöpfer/Die Schöpferin
- Kreativ, einfallsreich, voller Ideen
- Will etwas Einzigartiges schaffen
- Hängt oft an der eigenen Vision
- Motto: „Wenn Du es Dir vorstellen kannst, kannst Du es auch machen.“
7. Der Fürsorgliche/Die Fürsorgliche
- Hilfsbereit, empathisch, stellt andere in den Mittelpunkt
- Hat ein starkes Bedürfnis, zu beschützen und zu unterstützen
- Manchmal zu selbstaufopfernd
- Motto: „Ich bin für Dich da.“
8. Der Magier/Die Magierin
- Visionär, transformierend, glaubt an Veränderung
- Hat das Gefühl, Dinge beeinflussen zu können
- Wirkt manchmal mystisch oder geheimnisvoll
- Motto: „Alles ist möglich.“
9. Der Narr/Die Närrin
- Lebenslustig, spontan, liebt Humor
- Bringt Leichtigkeit und neue Perspektiven
- Übernimmt gerne die Kontrolle – manchmal zu viel
- Motto: „Ich übernehme das Kommando.“
10. Der Liebende/Die Liebende
- Emotional, leidenschaftlich, beziehungsorientiert
- Sehnt sich nach Verbindung, Nähe und Zugehörigkeit
- Gibt viel – manchmal zu viel – für andere
- Motto: „Du bedeutest mir etwas.“
11. Der Herrscher/Die Herrscherin
- Organisiert, verantwortungsbewusst, führungsstark
- Will Ordnung schaffen und Strukturen erhalten
- Übernimmt gerne die Kontrolle – manchmal zu viel
- Motto: „Ich übernehme das Kommando.“
12. Der Jedermann/Die Jedefrau
- Bodenständig, freundlich, zugänglich
- Möchte dazugehören und akzeptiert werden
- Wirkt oft unauffällig, aber sehr verbindend
- Motto: „Ich bin wie Du.“
Der Nutzen der 12 Archetypen im Recruiting
Im Recruiting geht’s nicht nur um Qualifikationen, sondern auch darum, wie Menschen so drauf sind. Das Modell der 12 Archetypen hilft Dir, Talente besser zu verstehen und die passenden Mitarbeiter*innen für Dein Team zu finden.
- Du verstehst Bewerber*innen schneller: Die Archetypen zeigen Dir, welcher Typ Mensch Dir da gerade gegenübersitzt – eher die mutige Macherin, der kreative Tüftler oder die entspannte Teamplayerin? Das hilft, ein besseres Gefühl für die Person zu bekommen.
- Die Stelle passt besser zur Person: Jede Rolle im Unternehmen hat so ihre Eigenheiten. Wenn Du weißt, welcher Archetyp gut zu welcher Aufgabe passt, landen die richtigen Leute auf den richtigen Plätzen.
- Dein Team wird bunter – und besser: Teams funktionieren am besten, wenn nicht alle gleich ticken. Ein guter Mix aus zum Beispiel Entdeckerin, Fürsorglicher und Heldin bringt mehr Schwung und Ausgleich rein. Mehr dazu gleich.
- Du sprichst Bewerber*innen gezielter an: Nicht jede*r reagiert auf die gleichen Botschaften. Während die Rebellin auf „Gestalte Deine eigenen Regeln“ anspringt, will der Unschuldige lieber „Sicherheit und ein gutes Teamgefühl“. Wenn Du das weißt, kannst Du Deine Ansprache anpassen.
- Auch fürs eigene HR-Team spannend: Wer im Recruiting arbeitet, trifft oft Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Wenn Du Deinen eigenen Archetyp kennst, verstehst Du vielleicht auch besser, warum Du manche Bewerber*innen auf Anhieb super findest – und andere nicht.
Wie erkenne und ich die 12 Archetypen im Recruiting?
Im Bewerbungsgespräch oder Auswahlprozess helfen Dir die Archetypen, wenn Du weißt, worauf Du achten musst:
1. Sprache in Anschreiben und Gespräch
Kandidat*innen verraten durch ihre Formulierungen viel über ihren Archetyp:
- Held*innen betonen Leistungen („Ich habe das Projekt erfolgreich geleitet“).
- Weise verweisen auf Analysen und Wissen („Ich habe die Prozesse evaluiert und optimiert“).
- Närrinen und Narren bringen Leichtigkeit ins Gespräch („Ich finde kreative Wege, Teams zu motivieren“).
2. Körpersprache und Verhalten im Interview
Kandidat*innen verraten durch ihre Formulierungen viel über ihren Archetyp:
- Fürsorgliche fragen, wie sich das Team zusammensetzt oder wie die Unternehmenskultur ist.
- Entdecker*innen zeigen Neugier („Welche Möglichkeiten gibt es, Neues auszuprobieren?“).
- Herrscher*innen wirken strukturiert und übernehmen Führung, wenn offene Fragen im Gespräch auftauchen.
3. Motivationsfragen gezielt stellen
Nutze Fragen wie „Was ist Ihnen im Job am wichtigsten?“ oder „Was motiviert Sie, morgens aufzustehen?“.
- Schöpfer*innen antworten oft mit „Ideen umsetzen“ oder „etwas Neues gestalten“.
- Liebende betonen Teamgeist und zwischenmenschliche Nähe.
- Rebell*innen wünschen sich Freiräume, um Regeln herauszufordern.
4. Archetypen in Assessment-Centern oder Tests sichtbar machen
Fallstudien, Rollenspiele oder Kreativaufgaben zeigen schnell, welcher Archetyp dominiert:
- Magier*innen bringen Visionen und Lösungsansätze.
- Jedermann und Jedefrau sorgen für Kooperation und Ausgleich.
- Held*innen übernehmen das Steuer, wenn es knifflig wird.
5. Wichtig: Flexibel bleiben
Niemand ist nur ein Archetyp – Menschen zeigen meist eine Mischung. Für Dich als Recruiter*in geht es darum, dominante Muster zu erkennen und zu prüfen, ob diese zur ausgeschriebenen Rolle und zum Team passen.
Die 12 Archetypen richtig einsetzen
Ein perfektes Team besteht nicht nur aus einem Typ, sondern aus einer guten Mischung verschiedener Archetypen. So ergänzen sich Stärken und Schwächen und das Team wird richtig gut. Hier kommt mal eine Beispiel-Zusammenstellung aus den 12 Archetypen, die gut zusammenarbeiten:
- Der Held/Die Heldin: Bringt Energie, Antrieb und sorgt dafür, dass Projekte vorankommen.
- Der Weise/Die Weise: Denkt strategisch, analysiert und hilft, kluge Entscheidungen zu treffen.
- Der Fürsorgliche/Die Fürsorgliche: Kümmert sich um das Teamgefühl und sorgt für Zusammenhalt.
- Der Entdecker/Die Entdeckerin: Bringt frische Ideen, Innovationen und nimmt neue Wege in Angriff.
- Der Herrscher/Die Herrscherin: Schafft Ordnung, gibt Struktur und hält das Team auf Kurs.
- Der Schöpfer/Die Schöpferin: Liefert kreative Lösungen und denkt außerhalb der Box.
Natürlich kann die perfekte Mischung je nach Aufgabe und Branche variieren – aber so hast Du ein Team, das anpackt, klug plant, gut miteinander auskommt und auch mal neue Wege geht.
Das Problem an den 12 Archetypen
Das Modell der 12 Archetypen ist zwar superpraktisch, hat aber auch seine Tücken. Zum einen besteht die Gefahr, dass man Menschen zu sehr in bestimmte Rollen oder Schubladen steckt und dadurch ihre ganze Komplexität übersieht. Außerdem ist das Ganze keine exakte Wissenschaft, sondern eher ein grobes Modell – es sagt also nicht 100 Prozent genau, wie jemand wirklich tickt. Menschen verändern sich je nach Situation und Lebensphase, sodass ein Archetyp heute passen kann, morgen aber schon weniger.
Und wenn man zu sehr an den Archetypen festhält, kann das auch schnell zu Stereotypen führen, die Vorurteile fördern oder wichtige Nuancen verschlucken. Deshalb sind die 12 Archetypen ein tolles Hilfsmittel, um Menschen besser zu verstehen – aber man sollte sie immer mit gesundem Menschenverstand und offenem Blick nutzen und niemals als starre Schablone sehen.
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