An welchen Stellen es besonders hakte und wie Du am besten Deine Zielgruppe ansprechen kannst, erfährst Du in unserem PDF.
Ob Berufseinsteiger, Young Professional oder Senior – ein neuer Job ist immer etwas Aufregendes. Doch der Weg dorthin kann schon mal für den ein oder anderen Aufreger sorgen. Von der Stellensuche über die Bewerbung bis hin zum Vorstellungsgespräch, ein Bewerbender muss einige Hürden überwinden. Doch auch wenn es auf den ersten Blick so scheint – nicht jede Generation steht vor den selben Hindernissen. Unser Generationenvergleich zeigt Dir, wo es welche Hürden zu überwinden gilt.
Je positiver der Eindruck ist, den Du beim Bewerbenden hinterlässt, desto eher fällt die Entscheidung zu Deinen Gunsten aus.
Aus diesem Grund ist es ratsam, die Candidate Journey so angenehm wie möglich zu gestalten. Candidate Journey, das sind die Touchpoints eines Bewerbenden mit einem Unternehmen während des Bewerbungsprozesses.
Wenn Du Schwachstellen im Ablauf Deines Bewerbungsverfahrens erkennst, dann änderst Du sie. Aber was ist mit den Schwachstellen, von deren Existenz Du überhaupt nichts weißt?
Wie sollst Du Lösungen für Probleme finden, die Du überhaupt nicht kennst?
Diese Frage haben auch wir uns gestellt. Wir sind zu dem Entschluss gekommen – wir können Dir diese Frage nicht beantworten. Aber Deine Zielgruppe kann es.
Aus diesem Grund haben wir Bewerbende verschiedener Generationen nach ihren Erfahrungen in Bewerbungsprozessen gefragt und sie gebeten, uns diese Erfahrungen in Briefen mitzuteilen.
Wir beenden unsere Reihe mit den Ältesten – der Generation X. Wir haben bereits Artikel aus Sicht der Generation Z und Y online.
Definition Generation X:
Der Generation X gehören die Jahrgänge an, die zwischen 1965 und 1980 das Licht der Welt erblickt haben. Die jüngsten Vertreter sind also Anfang vierzig. Die ältesten befinden sich in ihren späten Fünfzigern. Viele Arbeitnehmende aus der Generation X verfügen über ein gutes Bildungsniveau sowie ein ordentliches Digitalwissen. Sie sind zwar nicht mit dem Handy in der Hand aufgewachsen, haben aber die Anfänge der Digitalisierung hautnah miterlebt und sind am Ball geblieben.
Generationenvergleich: neben der Candidate Journey der Generation X haben wir auch die Generationen Y und Z unter die Lupe genommen. Diese findest Du in weiteren Artikeln.
Liebe Recruiter,
meine Geschichte ist die einer 43-jährigen Dreifachmama mit abgeschlossenem Pädagogik-Studium und einigen Jahren an Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen – Behindertenhilfe, Integrationshilfe bis hin zur Autismustherapie. In den letzten Jahren habe ich als Erzieherin in einem Waldkindergarten gearbeitet und wollte es beruflich einfach nochmal wissen, mich weiterentwickeln, eine Stufe aufsteigen.
Ich habe genug Erfahrung, die ich in den Ring werfen kann. Damit wollte ich nicht weiter auf der gleichen Stelle rumdümpeln. Also habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Job gemacht. Kleiner Spoiler vorab: Mission accomplished. Ich habe meinen Traumjob an Land gezogen. Aber der Weg dorthin war steinig. Aus meiner Sicht hätte das so nicht sein müssen. Warum, erkläre ich Euch in diesem Brief.
Liebe Recruiter,
heute darf ich Euch meine Geschichte erzählen. Sie handelt davon, wie ich versucht habe, mit 37 Jahren einen neuen Job zu finden, welche Steine mir dabei in den Weg gelegt wurden und wann ich fast verzweifelt wäre.
Liebe Recruiter,
ich möchte Euch eine Geschichte erzählen. Die Geschichte, wie ich nach meinem Studium versucht habe, einen Job zu finden. Wie ich an einigen Stellen kläglich gescheitert bin und wie Ihr mir in manchen Fällen hättet helfen können.
Ich möchte jetzt nicht auf die Tränendrüse drücken. Aber wir Vertreter der GenX haben eine etwas traurige Story. Sie macht uns aber im Kern zu wertvollen Mitarbeitenden. Wir wurden in eine politisch schwierige Zeit geboren, geprägt von dem Kalten Krieg, weltweiten Wirtschaftskrisen und Massenarbeitslosigkeit. Das lässt uns bis heute nicht so richtig los. Im Arbeitsleben haben wir deshalb ein großes Sicherheitsbedürfnis, wechseln den Job nicht so schnell und sind somit sehr loyal.
Das sollte uns in Zeiten des Fachkräftemangels eigentlich zu einer begehrten Arbeitnehmendengruppe machen. Ich ging tatsächlich davon aus, dass Unternehmen mir in Zeiten der Personalengpässe den roten Teppich ausrollen würden, wenn ich mich bei ihnen bewerbe. Aber es kam anders. Ganz anders, als ich mich im pädagogischen Bereich auf die Suche nach einer Leitungsfunktion gemacht habe. Nicht unbedingt in meinem gegenwärtigen Job als Erzieherin, weshalb ich bei der Stellensuche in den Suchprofilen der Jobbörsen das Häkchen „Quereinstieg“ aktiviert habe. Und damit begann eine unglaubliche Odyssee.
Ich möchte ehrlich sein – einen meiner Traumjobs habe ich erlernt.
Ich habe Abitur gemacht, meine Ausbildung und hatte das Glück, seitdem in diesem Job zu arbeiten. Und das sogar in einer unbefristeten Anstellung! Nun ist es aber so: Der Beruf wird zunehmend unattraktiver – miese Arbeitszeiten, mehr und mehr fachfremde Aufgaben, immer starrere Vorgaben, Boxsack für Kundschaft und von der Bezahlung fange ich gar nicht erst an.
Also habe ich den Entschluss gefasst, mich wegzubewerben. Wohin die Reise gehen soll, wusste ich recht genau, denn ich strebte einen Branchenwechsel an.
Hier bin ich also – 20 Jahre alt und gerade fertig mit meinem Studium in Kommunikations- und Marketingwissenschaften.
Wo genau es hingehen soll, weiß ich noch nicht, aber eine grobe Richtung habe ich vor Augen. Ich fange also an, mir genaue Gedanken zu machen: Ich möchte in die Marketing-/Kommunikations-Richtung. Ich suche etwas in der Nähe meines Wohnortes und möchte flexible Arbeitsbedingungen, nette Kollegen und – natürlich – Geld.
Ich hatte schon erwartet, dass die Vorschläge der Jobbörsen wegen meiner Suche nach Quereinsteiger-Jobs an der ein oder anderen Stelle von meinen eigentlichen Vorstellungen abweichen würden. Die Realität übertraf jedoch meine kühnsten Erwartungen …
Da fing ich also an, mich umzuschauen. Immer mal wieder, ich hatte ja keinen Druck. Ich habe diverse Stellenbörsen durchforstet, mich für Job-Newsletter angemeldet und ganz unbedarft einfach mal bei Google meinen Wunsch eingegeben. Unmengen an offenen Stellen wurden mir ausgespuckt. Oh prima, also los ging´s – es wird ja wohl was Passendes dabei sein!
Nachdem die Rahmenbedingungen geklärt sind, fange ich an etwas zu suchen. Meine erste Anlaufstelle – Google: „Job suchen“. Mir wird eine der großen Stellenbörse angezeigt, ich gebe einen Jobtitel ein und hoffe, dass am Ende mein Traumjob auf mich wartet.
Jetzt geht der Spaß erst richtig los. Stellen über Stellen spuckt das Ding aus. Da sind schon ein paar Anzeigen dabei, die für mich interessant sind. Die Aufgaben klingen cool und die Einstiegsart, der Standort und das Themenfeld passen.
… Ich wurde mit Angeboten überhäuft, die mit meinen Wunschkriterien wirklich rein gar nichts zu tun hatten. Darunter waren Stellen für Messerschleifer oder andere Jobs in dieser Branche. Joah, das waren mal richtige Quereinsteiger-Jobs. Aber: Abgehakt. In die Metallverarbeitung wollte ich dann doch nicht.
Und dann war da noch die Umkreissuche – auch so ein Wunderwerk der Technik. Ich gebe als Umkreis, in dem ich arbeiten will, 5 Kilometer an. Und was bekomme ich? Jobs, die alle mehr als 50 Kilometer entfernt sind. Puh! Irgendwie funktioniert die Technik der Jobbörsen nicht so wie erwartet. Dafür könnt Ihr Recruiter natürlich nichts. Aber es führt dazu, dass die Nerven bereits zu Beginn des Bewerbungsprozesses blank liegen.
Ich schaute mir die Angebote der Reihe nach an. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich gerne die Branche wechseln wollte. Ich hatte mich sogar für meine Bewerbungen vorbereitet, denn ich habe mich auf eigene Kosten für den neuen Bereich weitergebildet. Kommt ja bestimmt gut, wenn man sich fachfremd als Quereinsteigerin bewirbt.
Joa, dachte ich. Verlangt wurden unter anderem – natürlich spezifisch für „meine“ neue Branche:
Mein erster Gedanke: „Hä?“ Mein zweiter Gedanke: „Ok, du hast was falsch eingestellt. Kann ja nicht sein.“
Also nochmal alles überprüft. Jobs für Quereinsteiger*innen: passt. Also mal ehrlich – wenn Ihr Quereinsteiger sucht, dann setzt bitte nicht die gesamte Palette Skills voraus, die sonst von einem Professional in dem Job verlangt werden.
Natürlich war nicht jede Anzeige so aufgebaut, das muss ich doch mal erwähnen. Auf einige Posten konnte ich mich natürlich bewerben. Dennoch hat es viel, viel Zeit gekostet, die passenden Stellenanzeigen herauszufiltern.
Ich gehe also die Anzeigen Stück für Stück durch und stolpere über verschiedene Bausteine.
„Das bringst Du mit“:
Hatten wir nicht schon zu Beginn durch das Setzen des Häkchens „Berufseinsteiger & Absolventen“ geklärt, dass ich gerade erst mein Studium abgeschlossen habe? Wie soll ich mit 20 Jahren schon fünf Jahre Berufserfahrung haben? Solange Zeitung austragen und Babysitten keine akzeptablen Referenzen sind, kann ich damit leider nicht dienen.
Nach 24 weiteren Stellenanzeigen habe ich endlich einige Anzeigen gefunden, die mir erlauben, diese Berufserfahrung zu sammeln.
Nun interessiert mich natürlich – was springt für mich dabei raus.
„Wir bieten Dir: die Möglichkeit zur freien Entfaltung, familiäres Arbeitsklima, täglich frisches Obst, flache Hierarchien, einen Tischkicker, nette Kollegen, …“
Klingt gut. Genau wie in der nächsten Anzeige. Und in der nächsten …
Ist es das, was Personaler denken, was die heutige Generation will? Essen und Spiele spielen? Das trifft vermutlich auf einige zu, aber was, wenn ich da ganz anders ticke? Was, wenn ich mich konzentrieren möchte und vor dem Büro wird wild gekickert und rumgeschrien. Vielleicht lege ich auch gar keinen großen Wert auf kostenloses Essen vor Ort, sondern hätte stattdessen lieber flexible Arbeitszeiten?
Mein Tipp: Denkt vielleicht noch mal nach, ob das wirklich das Einzige ist, was Ihr zu bieten habt. Dinge, die für Euch vielleicht selbstverständlich dazu gehören, sind Euren Bewerber*innen gar nicht klar, wenn Ihr sie nicht aussprecht. Beispielsweise die Möglichkeit, drei Tage die Woche aus dem Home-Office zu arbeiten.
Also seid doch so gut und gebt uns Berufseinsteigern eine Chance, Euch kennenzulernen. Ersetzt leere Standard-Phrasen durch das, was Euch wirklich ausmacht und zeigt uns, wer Ihr wirklich seid.
In Sachen Gehalt habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Da ich mich vor allem für Stellen im öffentlichen Dienst interessiere, fanden sich in den meisten Stellenanzeigen Gehaltsangaben oder mindestens eine Information über die Eingruppierung der Stelle nach dem geltenden Tarif TVöD.
Ja, das ist das nächste Thema. Gehaltsvorstellung als Quereinsteiger*in in diese Branche? Keine Ahnung. Sollte ich aber bitte bei der Bewerbung mit angeben. Ich dachte mir, ich schaue einfach mal, was denn in den Anzeigen so als Gehaltsangabe steht und ziehe mir dann irgendwie den oberen Mittelwert. Nur leider stellte mich diese Aufgabe vor folgende Herausforderung: In den Anzeigen standen selten Informationen diesbezüglich.
Bitte, liebe Personaler*innen: Schreibt eine Gehaltsangabe in die Anzeige. Dies ist auch für Euch von Vorteil: Ihr müsst später nicht so viele Bewerbungen aussortieren, da sich Euer Angebot nicht mit den Erwartungen einiger Bewerber*innen deckt.
Kommen wir nun zu einem scheinbar gefürchteten Thema. Genau. Das, was für alle Unternehmen das Tabu schlechthin zu sein scheint, ist für uns Bewerbende meist der ausschlaggebende Grund auf den Bewerben-Button zu klicken: Kohle.
Leider sind Angaben zur Vergütung überall Mangelware. Dabei stellt sich mir die Frage, wieso? Ich muss doch vorher abschätzen können, ob ich mit dem Gehalt meinen Lebensunterhalt bestreiten kann oder nicht.
Hinzu kommt, dass Leute wie ich sich auf diesem Gebiet noch nicht wirklich auskennen. Glaubt mir – jeder wäre dankbar, etwas zu diesem Thema zu erfahren. Vor allem Berufseinsteiger*innen.
Also seid doch so gut und springt über Euren Schatten. Helft uns, uns in dieses Thema hineinzufinden und seid etwas transparenter.
Um nach so viel Kritik noch etwas Positives zu sagen: Der Aufbau Eurer Stellenanzeigen, die ich mir angeschaut habe, gefiel mir recht gut. Ich hatte nicht das Bedürfnis, mir noch zusätzlich Eure Karriereseite anzuschauen, um mehr zu erfahren. Im Gegenteil: Die Informationen, die Ihr mir gegeben habt, waren prägnant und haben mir den Abgleich, ob ich gut oder weniger gut für einen Job geeignet bin, erleichtert.
Ich weiß, dass viele jüngere Kandidat*innen das anders empfinden und gerne mehr Zahlen, Daten und Fakten haben wollen. Daher surfen sie meistens nochmal die Karrierehomepage an, nachdem sie sich eine Stellenanzeige angesehen haben. Vielleicht brauche ich das nicht, weil ich wegen meiner Erfahrung schneller abschätzen kann, ob ein Job passt oder nicht. Daher meine Idee: Unterscheidet in Eurem Stellenanzeigendesign und bei den Inhalten, ob Ihr einen Junior ansprechen wollt, oder eine erfahrenere Kraft. Je nach Zielgruppe ist offensichtlich eine andere Ansprache Trumpf!
Bei den Anzeigen, die für mich passend und interessant klangen, habe ich mich über die einzelnen Unternehmen erkundigt. Dafür habe ich aber ausschließlich die Webseite hinzugezogen. Natürlich bin ich gerne und oft bei Facebook und Instagram unterwegs, aber ich wollte mich durch etwaige negative Kommentare unter Postings nicht beeinflussen lassen.
Ich habe mir also das aufgeschrieben, was die Homepage hergab. Das war zwar nicht immer umfangreich, aber ich dachte mir: „Wenn mich jemand tiefergehende Dinge fragt, dann verweise ich auf den (fehlenden) Inhalt der Webseite.“
Dennoch hätte ich mich des Öfteren über mehr Angaben über die Firma gefreut: Nicht nur, was sie macht, sondern auch für was sie steht. Welche Werte vertretet Ihr? Wie sieht es bei Euch mit Nachhaltigkeit aus? Welche Benefits bieten sich mir abseits vom obligatorischen Obst? Wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Aber weiter im Kontext. Ich habe also nun einige Stellen gefunden, auf die ich mich bewerben möchte.
Viele Stellenanzeigen sind nahezu überladen mit Informationen darüber, wie toll das Unternehmen ist und was es für Vorteile gibt. Aber eine ganz entscheidende Info fehlt oftmals. Was ist das für ein Laden und was tut er?
Um das zu erfahren muss man häufig etwas länger suchen oder die Seite verlassen und auf die Unternehmens-Website oder Karriereseite wechseln. Und auch hier finde ich häufig nur eine schwammige Antwort auf die Frage, die mir ganz sicher im Vorstellungsgespräch gestellt werden würde. Also bitte gebt mir die Chance, möglichst auf allen Kanälen eine Antwort zu finden.
Denn wir leben im 21. Jahrhundert. Meine Generation, die mit Smartphones und Social Media groß geworden ist, tut also was, wenn sie einen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre eines Unternehmens bekommen will? Genau, wir durchforsten Facebook, Instagram und Co. Es ist also ein riesen Pluspunkt, wenn auch hier etwas zu finden ist.
Also seid doch so gut und findet ganz einfache Worte um das auszudrücken, wofür Ihr steht. Nutzt die Chancen von Social Media und passt Eure Inhalte an Eure Zielgruppe an.
Als ich letztlich die Stellenanzeigen herausgefiltert hatte, die wirklich zu meinen Vorstellungen passten, war der Spaß aber schon wieder vorbei. Eigentlich wollte ich jetzt nur noch zügig ein paar Bewerbungen abschicken. Aber schon der erste Klick auf den Bewerben-Button in einer Stellenanzeige führte zur totalen Desillusionierung und zeigte mir, dass das Wort „zügig“ in der Personalerwelt offensichtlich nicht zu existieren scheint.
Ich gelangte auf ein Online-Formular, das zunächst leicht auszufüllen war. Ein paar Häkchen hier, ein paar Angaben da. Alles ganz easy. Und dann – ganz am Ende – der absolute Graus für jeden Bewerbenden: ein Freitextfeld. Ich sollte jetzt also allen Ernstes noch so ein antiquiertes Anschreiben ausformulieren, in das eh jeder die gleichen Floskeln reinschreibt.
Zum Glück saß ich zumindest am Laptop – mit dem Smartphone wäre das garantiert nicht fehlerfrei über die Bühne gegangen. Ich lege also los und formuliere mit meinem ganzen Herzblut einen Motivationsbrief – direkt in das Bewerbungsformular rein. Ein grober Fehler. Denn es gab keine Möglichkeit, meine Eingaben abzuspeichern. Und dann schloss sich das Ding einfach nach ein paar Minuten von selbst. Alles weg.
Also, raus aus dem Netz, Anschreiben neu formulieren, dieses Mal im Textverarbeitungsprogramm. Ich bin ja lernfähig. Zweiter Anlauf. Als ich den fertigen Schrieb dann aber per Copy & Paste in das Formular packen wollte, lauerte schon der nächste Frustmoment. Selbst bei intensivstem Suchen auf der Jobbörse tauchte die Stellenanzeige einfach nicht mehr auf. War sie in ein schwarzes Loch gefallen oder gibt es da einen Algorithmus, der vorsieht, dass man sich nicht ein zweites Mal bewerben kann, wenn man es schon mal versucht hat? Ich stehe vor einem Rätsel.
Aber so oder so! So wird das nix mit der Personalsuche, liebe Recruiter. Gebt uns doch wenigstens eine echte Chance, uns bei Euch zu bewerben. Vielleicht sagt Ihr endlich diesen komplizierten Online-Formularen adieu und bietet eine zeitgemäße Form der Bewerbung an. Ich erledige seit Jahren selbst die kompliziertesten Bankgeschäfte mit einem Klick in einer App. Warum kann ich nicht genauso einfach mein Interesse an einem Job bekunden? Das geht mir nicht in den Kopf.
Ich weiß, ich habe schon lange keine Bewerbungen mehr geschrieben – ehrlich gesagt, hatte ich etwas Bauchschmerzen vor dem Prozess. Wie gut kann ich mich verkaufen? Lacht sich vielleicht jemand über mich kaputt? Naja, und wenn schon, also los. Mein Bewerbungsanschreiben hatte ich bereits fertig, die Dokumente eingescannt – so ging das alles echt schnell. Entweder über die Bewerbungsformulare oder per E-Mail.
Aber nehmen wir mal an, ich finde alles was ich brauche und entscheide mich dafür, mich zu bewerben.
„Deine Bewerbung in 5 Minuten hochladen“ steht da. Klingt ja super, also klicke ich auf den „Jetzt Bewerben“-Button und lege los.
Die Möglichkeit einer anonymen Bewerbung gibt es leider nicht. Also werden eben die üblichen Angaben wie „Name“, „Anschrift“, „Geburtsdatum“ und weitere Kontaktdaten ausgefüllt.
Daneben gibt es Felder wie „Berufserfahrung“, die ich immer noch nicht habe und „Kündigungsfrist der letzten Stelle“, die ich auch nicht habe. Weglassen geht nicht – Pflichtfeld. Also versuch ich bei den vorgefertigten Antwortmöglichkeiten die zutreffendste zu finden und kämpfe mich tapfer weiter vor bis zum Upload-Feld für Dokumente:
Wie soll ich in 5 Minuten ein Anschreiben herbeizaubern und hochladen?
Ja, das gute alte Anschreiben. Der Alptraum eines jeden Bewerbenden. Copy-Paste-Anschreiben fallen sofort auf. Die klassischen Floskeln wie „Mit Freude habe ich Ihre Anzeige gelesen“ oder „Ich bin ein äußerst teamfähiger, hilfsbereiter Mensch“ werden sofort aussortiert. Also gibt es keine „schnelle“ Methode den Schrieb zu verfassen. Man muss meist eine Menge Zeit und Hirnschmalz investieren, um ein akzeptables Ergebnis zu erzielen.
Dies steht ganz schön im Widerspruch dazu, wie die meisten Unternehmen ihr Bewerbungsverfahren beschreiben.
Also seid doch so gut und gebt mir die Möglichkeit, mich anders vorzustellen. Macht keine Versprechen, die Ihr nicht halten könnt und denkt mal darüber nach, ob das Anschreiben wirklich das Nonplusultra ist.
In der heutigen Zeit sind den Möglichkeiten doch kaum Grenzen gesetzt. Bewerbungsvideos, Apps, Bewerbungen über Messenger-Dienste oder das gute alte Bewerbungsgespräch/-telefonat.
So, die Bewerbungen waren raus, jetzt musste ich warten. Also wartete ich. Und wartete … und wartete … Zwar kamen teilweise Eingangsbestätigungen, aber das war es auch schon. Nach zwei Wochen wurde ich dann doch etwas ungeduldig, also meldete ich mich erneut – und wurde teilweise recht barsch abserviert. „Man werde sich schon melden“ oder (auch schön): „Wenn sich bis jetzt niemand gemeldet hat, dann kommt da auch nix mehr. Sehen Sie es als Absage!“.
Liebe Recruiter: Ich weiß, Ihr habt einiges zu tun. Dass man nicht sofort jeder einzelnen sich bewerbenden Person Rückmeldung geben kann, ist mir auch bewusst. Aber bitte: Versendet die Eingangsbestätigung mit einer ungefähren Zeitangabe, wann Ihr euch meldet. Viele Leute auf Jobsuche haben wirklich Not und es ist nicht schön, so in der Luft hängen gelassen zu werden.
Aber gut, ich mache alles fertig und schicke es ab. Nun bleibt mir erstmal nichts anderes übrig als zu warten. Auf eine Rückmeldung, Zusage, Absage … irgendetwas. Doch es kommt nichts. Nachdem die Eingangsbestätigung sofort da war, lässt eine Antwort ganz schön auf sich warten.
Nach zwei Wochen wäre ein Lebenszeichen schon mal nicht schlecht.
Nachdem ich von einer Bewerbung gar nichts gehört habe, trudelt von dieser immerhin eine Absage ein: „Sehr geehrte Bewerberin, wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen…“. Und dann kommt die nächste mit praktisch identischem Text.
All das sind Informationen, die mir tatsächlich weiterhelfen würden, um diese Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden.
Also seid doch so gut und versucht zeitnah zu antworten. Und nehmt Euch bitte die Zeit, um ein Feedback zu senden und seid ehrlich.
Kommen wir zur nächsten Etappe im Recruiting: Dem Vorstellungsgespräch. Hier habe ich zwei verschiedene Recruiter-Typen kennengelernt. Da gibt es die, die mit Dir auf Augenhöhe sprechen und dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen – so wie es sein sollte. Und dann gibt es die, die sich im Jobinterview in einer Machtposition wähnen und diese ausleben. Leider haben in meinen Vorstellungsgesprächen die Recruiter des zweiten Typus überwogen. Oft hatte ich das Gefühl, eine Bittstellerin zu sein. Aber hey, ich bin keine Bittstellerin. Ich biete etwas an. Meine Expertise, meine Zeit, meine Arbeitskraft. Also möchte ich auch so behandelt werden.
Worüber ich auch die Stirn gerunzelt habe: Viele Personalsuchende waren schlecht auf das Jobinterview vorbereitet. Anders konnte ich mir allgemein gehaltene Fragen wie, „Warum haben Sie sich ausgerechnet bei uns beworben?“, einfach nicht erklären. Äh, weil ich qualifiziert bin …? Habt Ihr mal in meinen Lebenslauf geschaut? Wollt Ihr vielleicht auch was Konkretes von mir wissen? Zum Beispiel, wie ich den Bereich, auf den ich mich beworben habe, weiterentwickeln würde?
Schön waren auch Frage-Antwort-Spiele wie:
Despektierlicher geht es nicht, oder? Gehen erwachsene Menschen so miteinander um? Was mir außerdem in Erinnerung geblieben ist, ist diese Situation am Ende eines Jobinterviews:
Sorry, aber hier hat einer seinen Job nicht verstanden. Eine solche Knobel-Frage eignet sich doch nicht, um ein Gespräch abzuschließen. In grauen Vorzeiten wurde sie mitten im Vorstellungsgespräch gestellt, um zu sehen, wie ein Talent mit einer unerwarteten Situation umgeht und welches Problemlöseverhalten es an den Tag legt. Dazu bekam es auch ein bisschen Bedenkzeit. Einmal abgesehen davon, dass solche Fragen inzwischen aus der Mode sind, stellt man sie doch nicht, wenn man bereits aufgestanden ist und sich zum Abschied die Hände schüttelt. Tss …!
Juhu! Ein paar Termine trudelten ein. Auch wenn ich in meinem Leben schon Erfahrungen zum Thema Vorstellungsgespräche gesammelt habe, war ich dennoch nervös und aufgeregt. Vorab bleibt zu sagen, dass ich das im Vorfeld immer kommuniziert habe und meine Offenheit wurde stets positiv aufgenommen. Generell waren die Vorstellungsgespräche sehr angenehm, meistens hatte ich mit Menschen zu tun, die in meinem Alter sind. Dennoch muss ich hier ein paar skurrile No-Gos vermelden, die mir widerfahren sind.
Bitte, liebe Personaler*innen, vermeidet folgende Situationen:
Da ist sie nun endlich, die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ganz schön aufregend, wenn man diese Situation erstmals erlebt. Ich will mich natürlich von meiner besten Seite zeigen, aber auch ich selbst bleiben. Ich will einen Eindruck vom Unternehmen und dem Team erhalten und schauen, ob wir zueinander passen.
Nach den anfänglichen Gefühlen der Freude kommt nun Nervosität dazu. Was sage ich, was ziehe ich an, was fragen sie mich …? Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf.
Sind die klassischen „Was sind Ihre Stärken und Schwächen“-Fragen noch aktuell oder schon out? Will der Arbeitgeber, dass ich in Bluse und Blazer komme oder soll ich mich so zeigen wie ich bin? Wird das eine Unterhaltung auf Augenhöhe oder nach dem Lehrer-Schüler-Prinzip und ich werde ausgequetscht und bekomme Fragen gestellt, auf die ich keine Antwort weiß?
All diese Gedanken mögen vielleicht banal klingen, aber sie schwirren in den Köpfen all derer umher, die sich auf ihr erstes Vorstellungsgespräch vorbereiten.
Also seid doch so gut und nehmt uns diese Ängste, indem Ihr uns die Antworten auf solche Fragen schon vorab, beispielsweise auf Eurer Karriereseite, gebt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Meine Odysee hat inzwischen ein Ende. In ein paar Wochen fange ich als Leitung in einem kleinen Waldkindergarten an. Ich bin glücklicherweise in einem meiner Jobinterviews auf eine Personalerin gestoßen, mit der die Chemie von Anfang an stimmte. Mir wurde also doch noch der rote Teppich ausgerollt. Doch der Weg zum Ziel war verwirrend bis verstörend. Am meisten bin ich über die Unpersönlichkeit von Recruitern im direkten Kontakt mit Talenten enttäuscht. Bewerben werde ich mich so schnell nicht mehr. Und jetzt sage ich mal ganz selbstbewusst: Damit entgeht Euch Recruitern was! Aber wenn ich Euch eines ans Herz legen darf: Holt für die vielen Talente, die sich noch bei Euch bewerben, endlich den roten Teppich raus! Sie haben’s verdient!
Es fällt mir nicht leicht, mich bei meiner persönlichen Candidate Journey kurz zu fassen. Ich war in vielen Momenten verzweifelt und wütend. Doch möchte ich Euch das Ende nicht vorenthalten:
Die Stelle im einen Wunschunternehmen habe ich nicht bekommen. Vom anderen warte ich seit mehreren Wochen (Monaten?) noch immer auf eine Antwort – auch wurde meine Nachfrage bisher nicht beantwortet. Schade, da ich nämlich das Gefühl hatte, dass es gut „zwischen uns lief“.
Ich habe mich mittlerweile intern in der Firma versetzen lassen und werde ganz woanders meine Zelte aufbauen. Und dort – 300km weiter – werde ich von neuem mit der Suche beginnen.
Nach dem langen, nervenaufreibenden Bewerbungsprozess habe ich endlich meinen Traumjob gefunden. Auf dem Weg dorthin hätte ich die Unterstützung von Euch allerdings an einigen Stellen gebrauchen können.
Also bitte, liebe Recruiter, helft uns. Beantwortet unsere Fragen, bevor wir sie stellen, verlangt nichts Unmögliches und versprecht nichts Unhaltbares. Gebt so viele Informationen wie möglich und lasst Euch auf uns ein. So finden wir schneller, effizienter und weniger nervenaufreibend zusammen.
Danke dafür
Nun hast Du ziemlich viel über die Erfahrungen und Wünsche von Bewerbenden im Bewerbungsprozess erfahren. In unserem PDF haben wir Dir noch einmal die Learnings aus allen Generationenbriefen auf einen Blick zusammengefasst.
Die größten Pain Points Deiner Bewerbenden!
An welchen Stellen es besonders hakte und wie Du am besten Deine Zielgruppe ansprechen kannst, erfährst Du in unserem PDF.
Bildquelle: Everyday basics | unsplash.com
* Wenn wir, dem Lesefluss zuliebe, nur ein Geschlecht nennen, so möchten wir klarstellen, dass immer ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) gemeint sind.
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