Inklusion von Menschen mit Behinderungen

Menschen mit einer Behinderung haben es deutlich schwerer, einen Job zu bekommen. Sie schreiben mehr Bewerbungen und werden deutlich seltener zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Häufig, weil Recruiter bewusst oder unbewusst Angst vor der Begegnung mit Behinderten haben. Du auch? 

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Was ist Inklusion? Eine kurze Definition.

Inklusion von Menschen mit Behinderung

Die Lateiner unter Euch werden’s längst wissen: Schon die alten Römer sprachen von inclusio, was soviel heißt wie „ich integriere“ oder „ich schließe ein“. Und genau darum geht’s bei der Inklusion behinderter Menschen. Ziel ist es, sie zu einem vollwertigen und selbstverständlichen Teil der Gesellschaft zu machen – im privaten und im beruflichen Bereich.

Dass es damit leider insbesondere in der Arbeitswelt nach wie vor nicht allzu weit her ist, belegt das aktuelle Inklusionsbarometer der Aktion Mensch. Diesem zufolge sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung besonders gravierend: So lag die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung im Oktober 2020 in Deutschland um rund 13 Prozent höher als noch im Jahr 2019. Keine gute Entwicklung.

Traurig, aber wahr: Corona wirft die
Inklusion von Behinderten massiv zurück

Diese Studienergebnisse legen nahe, dass die Inklusionsbemühungen vieler Unternehmen im Coronajahr massiv zurückgegangen sind. Eine höchst kritische Trendwende für Betroffene. „Haben Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz erst einmal verloren, finden sie sehr viel schwerer in den ersten Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung“, erklärt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.

Oft stecken dahinter die Angst vor dem Unbekannten oder mehr oder weniger bewusste oder unbewusste Vorurteile. So mancher Personalsuchende verbindet eine Behinderung zum Beispiel mit fortwährendem Leid, Schmerzen oder vielen Krankheitsausfällen. Doch das lässt sich so pauschal nicht sagen und hängt von Fall zu Fall ab. Schließlich gibt es höchst unterschiedliche Schweregrade bei Behinderungen. 

Inklusion behinderter Menschen: Vorurteile und Denkblockaden ausräumen

Würden mehr Rekrutierende das Gespräch mit behinderten Bewerbern suchen, könnte gewiss so manches Klischee, das sich hartnäcking in den Köpfen hält, ausgeräumt werden.  Doch diese Chance bekommen viele Gehandicapte nicht. Denn sie werden erst gar nicht zu Jobinterviews eingeladen. Im Durchschnitt suchten daher Menschen mit Behinderung schon vor Corona 100 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung, betont Christina Marx von der Aktion Mensch.

Überdurchschnittlich gute Chancen für Betroffene bietet der öffentliche und private Dienstleistungssektor. Fast jeder dritte erwerbstätige Mensch mit Behinderung (31 Prozent) arbeitet laut Erhebungen des statistischen Bundesamtes hier. Eher unterrepräsentiert sind Menschen mit Behinderung dagegen in Bereichen wie Handel, Kfz-Reparatur und Gastgewerbe. Dabei gäbe es für Unternehmen jeder Größe und Branche viele gute Gründe Menschen mit Handicap zu beschäftigen.

Gehandicapte Menschen sind oft gut ausgebildet

Zum Beispiel ist die Integration behinderter Menschen ein wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel. Denn unter Menschen mit Behinderung gibt es viele gut qualifizierte Fachkräfte. Wusstest Du, dass diese im Schnitt häufiger eine abgeschlossene Berufsausbildung haben als Menschen ohne Behinderung? Diese Zahl hat die Aktion Mensch ermittelt.

Doch das ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum Unternehmen ihre Inklusionsbemühungen verstärken sollten. Viele Unternehmen sammeln sehr postive Erfahrungen mit inklusiven Teams und stellen fest, dass die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen steigt je bunter gemischt die eigene Belegschaft ist. 

Der Grund: Menschen aus anderen Kulturen, unterschiedlichen Geschlechts oder eben mit einer Behinderung in einem Team betrachten viele Dinge aus einer anderen Perspektive und bringen Ideen ein, die ansonsten vielleicht auf der Strecke geblieben wären. Oft tut das einem Produkt oder einer Dienstleistung gut. Sie ist durchdachter und holt mehr Zielgruppen ab.

Hinzu kommen weitere positive Faktoren wie:

  • Das Image des Unternehmens verbessert sich
  • Viele Arbeitsstellen werden vom Staat gefördert
  • Menschen mit Behinderung sind häufig sehr loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber
  • Behinderte Menschen sind oft sehr kreativ – sie leben in einer Welt, die nur in den seltensten Fällen auf ihre Bedürfnisse ausgelegt ist, daher müssen Behinderte ständig über den Tellerrand hinausschauen

Viele Unternehmen bieten keinen barrierefreien Bewerbungsprozess

Es gibt aber auch die Unternehmen, die sich längst um eine inklusive Unternehmenskultur bemühen. Doch die Bewerbungen von behinderten Menschen bleiben aus. Das kann auf verschiedene Gründe zurückzuführen sein. Oft fühlen sich Betroffene zum Beispiel nicht von einer Stellenausschreibung angesprochen. Es reicht einfach nicht, die Floskel hineinzuschreiben, dass Behinderte bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden.

Das wirkt eher lieblos und wie eine leere Worthülse, wenn in der weiteren Stellenausschreibung nicht der kleinste Hinweis darauf zu finden ist, wie gelebte Inklusion bei einem Arbeitgeber aussieht. Besteht zum Beispiel die Bereitschaft, Arbeitsplätze behindertengerecht anzupassen? Oder ist Dein Betrieb bereits rollstuhlgerecht ausgebaut und verfügt behindertengerechte Sanitäranlagen? Dann sprich darüber in Deinen Stellenanzeigen.

handicap

Nimmst Du auf Handicaps Rücksicht, indem Du Betroffenen flexiblere Arbeitszeiten und längere Pausen anbietest? Dann sollte auch das in Deiner Stellenanzeige zur Sprache kommen. So bekommen behinderte Menschen das Gefühl: „Das Unternehmen meint es wirklich ernst mit dem Thema Inklusion.“

Tipps & Tricks: Was Du in Deinen Stellenanzeigen besser machen kannst

Oft scheitert der Bewerbungsprozess aber auch schon daran, dass behinderte Menschen die Stellenanzeige nicht lesen können. Für Sehbehinderte ist es zum Beispiel eine erhebliche Belastung die oftmals sehr kleine Schrift in einer Stellenanzeige zu lesen. Hier könnte eine integrierte Vorlesefunktion oder eine Lupenfunktion wahre Wunder wirken und Barrieren abbauen.

Stellen sind auch oft falsch platziert. Viele Behinderte Menschen suchen gar nicht auf allgemeinen Jobbörsen nach Stellen, weil sie damit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Nutze daher noch weitere Möglichkeiten, um Behinderte auf offene Stellen in Deinem Unternehmen aufmerksam zu machen:

  • Schreibe Deine Jobs gezielt in Jobbörsen für behinderte Menschen wie myability.jobs aus.
  • Melde freie Stellen außerdem an Integrationsfachdienste, Berufsförderungswerke, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern oder die Arbeitsagentur – diese können Ihre Stellenausschreibungen gezielt an die Zielgruppe weiterleiten.
  • Nimm an Berufsinformationstagen an Förderschulen und berufsbildende Schulen teil oder kooperiere mit Berufsförderungswerken, Berufsbildungswerken oder beruflichen Trainingszentren, die zum Beispiel Azubiveranstaltungen für Behinderte anbieten.
  • Wende Dich an örtliche Selbsthilfegruppen und werbe hier für Dein Unternehmen.

Biete eine barrierefreie Bewerbung an

Einen weiteren wichtigen Punkt solltest Du außerdem beachten: Auch der Bewerbungsprozess sollte möglichst barrierefrei sein. Auch hier hakt es oft. Viele Arbeitgeber bieten Talenten als einzige Bewerbungsmöglichkeit ein Online-Formular an. Dieses ist für Menschen mit verschiedenen Behinderungen häufig nur schwer auszufüllen. Für Sehbehinderte oder Menschen mit einer Spastik in den Fingern, die nicht auf einer Tastatur tippen können, ist es zum Beispiel ohne fremde Hilfe unmöglich, sich zu bewerben. Kleiner Tipp: Akzeptiere auch alternative Formen der Bewerbung – eine Bewerbung per Sprachnachricht oder per Video etwa.

Die genannten Beispiele zeigen: Beim Thema Inklusion ist von allen Seiten Geduld, Ideenreichtum und manchmal auch ein bisschen Kreativität gefragt. Das ist anfangs vielleicht anstrengend. Aber letztlich  profitieren davon alle.

Hast Du Vorurteile Deinen Bewerbern gegenüber?

Anti-Vorurteil
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Bildquelle: www.pexels.de / Cliff Booth;  www.pexels.com / Marcus Aurelius

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