Lieber Leser! Was nun folgt, ist die Anleitung für die schlechteste Stellenanzeige der Welt. Natürlich sollst Du sie nicht veröffentlichen. Du sollst sie in ihr Gegenteil verkehren. Heraus kommt theoretisch das perfekte Jobinserat. So jedenfalls funktioniert die Kopfstand-Methode. Sie stammt ursprünglich aus dem Kreativbereich und hilft bei der Ideenfindung. Wir waren neugierig: Lässt sie sich auch in der Personalbeschaffung anwenden? Wir waren erstaunt, wie gut das geht.
Haben Sie sich schon einmal nicht beworben, weil die Stellenanzeige zu schlecht war?
Quelle: Softgarden
Nach Kreativtechniken wie Design Thinking, Mindmapping, der ABC-Technik nun also die Kopfstand-Methode. Aha! Das Erste, was uns in den Sinn gekommen ist, als wir davon hörten: Das ist nur was für Personaler aus der Yoga-Ecke. Unsere Assoziation: Du praktizierst einen Kopfstand und die Ideen sprudeln nur so aus Dir heraus.
So ist es aber ganz und gar nicht. Der Kopfstand ist in diesem Fall metaphorisch gemeint. Er geschieht also nur im übertragenen Sinne. Die Kernidee der Kopfstand-Methode: Vielen fällt es schwer, direkt positive oder innovative Ideen zu entwickeln. Sehr viel leichter fällt es hingegen, Bestehendes zu kritisieren oder negativ zu denken. So ticken wir Menschen halt. Die meisten Kreativtechniken setzen allerdings auf einen gewissen intrinsischen Optimismus, der nur in wenigen von uns wirklich verankert ist. Daher funktionieren sie in vielen Fällen nicht wie erhofft.
Die Kopfstandmethode stellt dieses Prinzip im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf: Du gehst von dem aus, was bereits vorhanden und so richtig, richtig schlecht ist. Du listest einfach alle miesen Punkte untereinander auf, machst sie noch ein bisschen mieser und verkehrst sie dann ins genaue Gegenteil. Heraus kommen müsste – der Theorie nach – die Anleitung für das perfekte Produkt, den perfekten Service oder eben die perfekte Stellenanzeige.
Für uns war es mehr als einleuchtend, die Methode auch mal im Recruiting zu testen. Denn so wie es aussieht, hat so manche Stellenanzeige ein Make-Over mehr als dringend nötig. Wir wollen jetzt wirklich niemandem auf die Füße treten: Aber wenn eine Studie zum Thema Stellenanzeigen mit einem Kandidatenzitat aufmacht á la „Es schlafen einem die Augen beim Lesen ein“, sagt das doch alles, oder? Es gibt also noch ein bisschen Luft nach oben.
Um die Kopfstandmethode anzuwenden musst Du Dich im Grunde nur fragen, wie es Deine bestehenden Anzeigen schaffen könnten, Kandidaten so richtig zu vergraulen.
Zugegeben, das klingt erstmal fies. Die Sache beginnt aber schon nach Sekunden richtig Spaß zu machen! Sei ehrlich: Sitzt nicht auch Dir manchmal dieser Teufel auf der Schulter, der Dir kleine Gemeinheiten zuflüstert? Der kann bei der Kopfstand-Methode mal so richtig die Sau rauslassen… 😈
Erstmal zur Formulierung der Stellenanzeige selbst:
Nutze, um cool und mysteriös zu wirken, in Deiner Stellenanzeige viele Anglizismen, Fachbegriffe und interne Bezeichnungen. An den Stellen, an denen Dir keine einfallen: Achte darauf, dass Du Dich so verschwurbelt wie nur irgend möglich ausdrückst. Hier wirken Schachtelsätze und der gezielte Einsatz von Wortungetümen, die auf die Silben „-ung“, „-heit“ und „-keit“ enden, wahre Wunder.
Kleiner Insidertipp: Setze außerdem auf Nieendendewollendebandwurmschachtelworte!
Verkaufe Dein Unternehmen in Arbeitsplatzbeschreibung, Unternehmensprofil und Unternehmenskultur mit großen Versprechungen, ob diese nachher eingehalten werden ist zweitrangig. Um dafür keinen Ärger zu bekommen, halte Dich so vage wie möglich.
Ganz wichtig ist auch, Bewerbern nicht alle Informationen zu geben, damit sie am Ende nicht am längeren Hebel sitzen. Den Ansprechpartner zum Beispiel müssen sie nicht kennen. Der ist doch eh nur genervt, wenn da ständig irgendwer anruft, um zu fragen ob die Stelle noch zu haben ist.
Bitte, bitte hüte auch das Gehalt unbedingt weiterhin streng als Geheimnis. Wenn zu viele Unternehmen da zu offenherzig werden, dann schürt das nur den Konkurrenzkampf unter Kollegen.
Sprich auf keinen Fall über unternehmenseigene Benefits. Das schreckliche Buzzword ist doch inzwischen sowieso ausgelutscht. Egal wie viele Obstkörbe, Sportangebote und Arbeitszeitmodelle Du hast – den modernen Bewerber überzeugt das nicht. Er wird nur anfangen, Dich mit anderen zu vergleichen, die noch mehr bieten.
Wenn Du unbedingt über Arbeitgebervorteile plaudern willst, weil Du ja auch irgendwas in die Stellenanzeige schreiben musst und nicht alles weglassen kannst: Sprich über Mehrwerte, die sich schön anhören, aber die der jeweilige Kandidat nicht nutzen wird. Das spart auch Kosten. Den Senior-Arbeitnehmer wird das Angebot einer Betriebskita eher weniger vom Hocker reißen, während die junge Mutter in der Familienphase sich nicht sonderlich für altersgerechte Arbeitsplätze erwärmen wird.
Kommen wir noch kurz auf das Design und die Struktur der Stellenanzeige zu sprechen. Hier gilt:
Unbedingt auf gliedernde Absätze, Zwischenüberschriften und strukturierende Bulletpoint-Listen verzichten. Bleiwüsten und unstrukturierte Texte verhindern, dass sich Talente in Deinen Stellenanzeigen orientieren und Dir somit einen Strick aus Deinen Aussagen drehen können.
Noch ein Ganz heißer Tipp: Keine Fotos einbinden. Bilder sagen schließlich mehr als 1.000 Worte – und wer weiß, was das für Worte sind. Damit schürst Du nur Erwartungen beim Bewerber. Fotos vermitteln zudem einen sehr nahbaren Eindruck vom Unternehmen – Gar nicht gut! Kandidaten fangen dann zu früh an, sich wohl zu fühlen und nehmen sich zum Beispiel in der Gehaltsverhandlung zu viel heraus.
Es müssen doch Fotos in das Jobinserat, weil Du das Stellenanzeigen-Template sonst nicht online stellen kannst? Nicht verzweifeln. Auch dafür gibt es eine Lösung. Verwende möglichst allgemeine Stockfotos!
Auch Recruiting-Videos sind ein absolutes No-Go! Wir sagen dazu nur eins: Kostenfalle! Außerdem könnten Kollegen hier aus ihrem Arbeitsalltag plaudern und ihren Arbeitsplatz zeigen. Die Gefahr ist groß, dass ein zu realistischer Eindruck entsteht, indem das Unternehmen nicht perfekt dasteht.
Die Kuh mit den Bewegtbildern lässt sich nur vom Eis kriegen, wenn Du einen Clip produzieren lässt, der möglichst allgemein daherkommt und nicht so viel konkret mit Deinem Unternehmen zu tun hat. Lass ihn am besten im Studio vor einem Greenscreen produzieren und setze auf eindrucksvolle Special Effects. Anstatt echter Ansprechpartner aus dem Unternehmen (wer weiß, ob der Kollege in einem Jahr noch da ist) sollten schön hergerichtete Models auftreten, die auswendig gelernte, vorgeschriebene Sätze aufsagen. Puh! Gerade nochmal die Kurve gekriegt.
Suchmaschinenoptimierung: Auch hier kann Du so richtig viel vergeigen, deshalb solltest Du Dich da auf keinen Fall einmischen. Wichtig ist Deine Stellenanzeige, dass sie von Suchmaschinen gefunden wird ist nicht Dein Problem.
Also: Stresse Dich nicht mit Themen wie Verschlagwortung oder Metadescriptions.
Und ganz wichtig: Behalte die Kontrolle über Deine Stellenanzeige. Keine Indexierungen vornehmen, die die Stellenanzeige in dem neuen Google-Service „Google for Jobs“ auftauchen lassen könnte.
Was wir Dir außerdem ans Herz legen: Wähle statt eines langweiligen Jobtitels, nach dem Talente auf Google und Jobportalen suchen könnten, einen Fun-Namen, auf den sie garantiert nicht kommen. Statt Pflegeassistent könntest Du zum Beispiel nach einem „helfenden Engel“ suchen.
Und auf keinen Fall vergessen: Verzichte auf jegliche Mobiloptimierung Deiner Stellenanzeige. Wer benutzt schon Smartphones? Ansonsten könnten eh zu viele Bewerbungen mobiler Bewerber eingehen. Die vermehren sich gerade wie die Fliegen.
So, fertig! Na, da ist ja eine stattliche Liste zusammengekommen. Wie gesagt: Um nun den nächsten Schritt der Kopfstandmethode auf Deine Stellenanzeigen anzuwenden, verkehre einfach alles ins genaue Gegenteil. Dann sollte es eigentlich mit den Bewerbern klappen.
Die einzelnen Punkte für die perfekte Stellenanzeige haben wir nochmal in der nachfolgenden Checkliste für Dich zusammengefasst. Nur zur Sicherheit. Zum Beispiel für die unverbesserlichen Optimisten unter uns, die mit der Kopfstandmethode an ihre Grenzen stoßen! Die soll es ja doch vereinzelt geben.
Checkliste für Stellenanzeigen
* Wenn wir, dem Lesefluss zuliebe, nur ein Geschlecht nennen, so möchten wir klarstellen, dass immer ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) gemeint sind.
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