Gesetz für barrierefreie Websites: Was ist der European Accessibility Act?
Der European Accessibility Act (EAA) ist nichts Neues. Die EU-Richtlinie ist schon seit dem 28. Juni 2019 in Kraft. Sie gilt für Produkte und Dienstleistungen. Was heißt das für Unternehmen? Sie müssen konsequent für Barrierefreiheit sorgen – und dabei geht es längst nicht nur um Websites und digitalen Content.
Es geht auch um physische Produkte wie Geldautomaten, E-Reader und Kommunikations-Devices. Die EU möchte soziale Inklusion und Gleichheit vielfältig fördern – top! Einzige Ausnahmen: Der EAA gilt nicht für Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeiter*innen und einem Jahresumsatz bzw. einer Bilanzsumme von unter 2 Millionen Euro.
Gesetz für barrierefreie Websites:
Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz?
Warum ist die Barrierefreiheit von Websites wichtig?
Zunächst einmal: Barrierefreiheit ist kein Nice-to-have – und das nicht nur, weil es jetzt Gesetze gibt, die das fordern. Barrierefreiheit ist eine absolute Notwendigkeit, um digitale Chancengleichheit herzustellen und allen Menschen – ganz egal, welche Form der Einschränkung sie haben – den Zugang zum Netz zu ermöglichen.
Und das sind viele Menschen: In Deutschland haben fast 10 Prozent der Gesamtbevölkerung eine „schwere Behinderung“. Das sagt das Statistische Bundesamt. Und das sind längst noch nicht alle Bürger*innen mit Einschränkungen. Es gibt ja zum Beispiel auch Menschen mit temporären Einschränkungen (z. B. Gipsarm).
Inklusion ist absolut entscheidend und sollte selbstverständlich sein. Wenn Du voll mitziehst, zeigt Dein Unternehmen Menschlichkeit und leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, indem es die Welt des Internets und gleichzeitig – da wir in diesem Artikel von Unternehmens- und Karriere-Seiten sprechen – auch die Arbeitswelt gerechter und fairer gestaltet. Das wirkt sich obendrein positiv auf Deine Arbeitgebermarke aus.
Barrierefreiheit Deiner Website: Tipps zur Umsetzung
Lass uns mal ans Eingemachte gehen! Hier kommen einige der Punkte, die eine barrierefreie Website erfüllen sollte – und die Du natürlich auch bei deinen Stellenanzeigen bedenken solltest:
- Starker Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe: Sorge für möglichst viel Kontrast und denke dabei auch an Menschen, die zwar prinzipiell klar sehen können, aber andere Einschränkungen haben – zum Beispiel eine Rot-Grün-Schwäche.
- Ausreichende Schriftgröße: Niemand sollte die Nase ans Display drücken müssen, damit Texte lesbar werden. Empfohlen ist eine Schriftgröße von mindestens 16px. Wer das sagt? Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) – ein internationaler Standard für ein barrierefreies Netz.
- Tastaturbedienbarkeit von Links und Schaltflächen: Kleine Links und Schaltflächen auszuwählen, kann tricky sein, besonders wenn man keine eine Maus hat, sondern nur eine Tastatur. Alle Elemente sollten daher über die Tab-Taste erreichbar sein.
- Screenreader-Kompatibilität Deiner Website: Screenreader sind Vorleseanwendungen. Damit sie bei Deiner Seite funktionieren, muss die Headline-Struktur korrekt ausgezeichnet sein (H1 bis H6). Und Du brauchst eine Beschreibung (Alternativtext) für jedes Bild. Der Alt-Text muss genau vermitteln, was auf dem Bild zu sehen ist. Dieser wird sichtbar, wenn man mit der Maus darüber hovert.
- Einsatz von verständlicher Sprache: Sätze, die gefühlt nicht enden wollen und 8.000 Kommas enthalten, Fremdwörter, die niemand kennt oder Abkürzungen, die nicht erklärt werden. Versuche all das auf Deiner Unternehmens- oder Karriere-Seite zu vermeiden.
- Barrierefrei bedienbare Formulare: Kontaktformular, Bewerbungsformular und Co. – Formulare machen die Interaktion mit einer Website einfach. Aber nur, wenn sie übersichtlich gestaltet sind, verständlich ist, wo was eingetragen werden muss und sie gut bedienbar sind.
Pflicht erfüllt? So machst Du den Test auf Barrierefreiheit!
WAVE (Web Accessibility Evaluation Tools):
- Kostenlos, schnell und browserbasiert.
- Erkennt Kontrastprobleme, fehlende Alt-Texte, Formulare und semantische HTML-Fehler.
axe DevTools:
- Beliebte Chrome-Erweiterung mit detaillierter Analyse.
- Gibt konkrete Handlungsempfehlungen.
Lighthouse (Google):
- Integriert in Chrome Developer Tools (Audit-Tab).
- Misst Barrierefreiheit, Performance, SEO und Best Practices.
Siteimprove website accessibility checker:
- Browser-Erweiterung, benutzerfreundliche Berichte.
- Ideal für schnelle Checks.
AChecker:
- Webbasierter Checker, vielseitig, auch für komplexe Analysen.
- Unterstützt verschiedene Standards (WCAG, Section 508).
Mit diesen technischen Helfern überlässt Du nichts dem Zufall und Deine Unternehmens- und/oder Karriere-Seite hält jeder Überprüfung stand – das ist wichtig, wie der nächste Absatz zeigt …
Konsequenzen: Was passiert, wenn die Website nicht barrierefrei ist?
Wer kein Geld locker sitzen hat, sollte beim Thema Barrierefreiheit besonders aufpassen. Bis zu 100.000 Euro können einem die Marktüberwachungsbehörden der Bundesländer Unternehmen abknöpfen, wenn Produkte oder Dienstleistungen nicht ausreichend barrierefrei sind. Außerdem werden diese dann zurückgerufen bzw. eingestellt.
Und es gibt viele wachsame Augen: Privatpersonen, Mitbewerber sowie Verbände und Einrichtungen, die sich mit dem Thema auskennen, dürfen melden, wenn sie bei Produkten oder Dienstleistungen merken, dass diese nicht barrierefrei sind.
Nicht nur Websites ohne Barrierefreiheit sorgen für Ungerechtigkeit. Auch unbewusste Vorurteile können ein Problem im Recruiting-Prozess sein – aber nicht mit unserer kostenlosen Checkliste. Dort erfährst Du, wie Deine Bewerberauswahl superfair wird. Jetzt herunterladen!
Wichtig: Bitte beachte, dass dieser Artikel keine Rechtsberatung darstellt. Es handelt sich um einen allgemeinen Text zu Informationszwecken.