Was ist Arbeitssucht? Eine Definition.
Arbeitssucht oder auch Workaholismus ist eine Sucht, bzw. eine krankhafte Übersteigerung, die keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Diejenigen, die als Workaholic eine solche Arbeitswut an den Tag legen, werden oft als besonders engagiert oder sehr strebsam angesehen.
Was auch stimmt, nur in einem übertriebenen Maße – ein Workaholic ist nicht mehr in der Lage, Feierabend zu machen. Er beendet die Arbeit nie, weder mental noch körperlich. Der Job nimmt zunehmend mehr Raum im Leben der betroffenen Person ein, bis keine Zeit mehr für andere Aktivitäten oder gar die Familie und soziale Kontakte bleibt.
Um welche Art der Sucht handelt es sich?
Arbeitssucht gehört nicht zu den stoff-/substanzengebundenen Süchten (wie beispielsweise Kaufsucht), sondern zu den Verhaltenssüchten. Sie ist nicht als offizielle Diagnose (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme / ICD-10) anerkannt, obwohl sie Kriterien einer Sucht erfüllt, beispielsweise:
- Abhängigkeitssyndrom
- Entzugssyndrom
- Unkontrollierbares Verhalten
- Geschlechtsunabhängigkeit
Aber: Auch bei einem geringen oder normalen Arbeitsausmaß kann ein Suchtverhalten bzw. suchtartiges Benehmen zu erkennen sein.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko, an Arbeitssucht zu erkranken?
Wir wissen: Jeder Mensch ist individuell und springt auf dieselben Dinge nicht in gleichem Maße an. Dennoch gibt es ein paar Risikofaktoren, die die Möglichkeit, an Arbeitssucht zu erkranken, erhöhen. Diese sind beispielsweise:
#1 Eigene Persönlichkeit
#2 Soziales Umfeld und Begleitumstände
#3 Privates Engagement
#4 Zu starke Identifikation mit dem Beruf
#5 Hohe Verantwortung
#6 Kompensation anderer Tätigkeiten
Fast jede*r Zehnte ist von Arbeitssucht betroffen
Im Jahr 2023 veröffentlichte die Hans-Böckler-Stiftung eine Untersuchung, die eine leichte Zunahme auf 9,9 Prozent der Erwerbstätigen dokumentiert, die unter Arbeitssucht leiden. Besonders bei den Jüngeren, den 15- bis 24-Jährigen, zeigt sich ein minimaler Anstieg auf 12,8 Prozent, was auf die anhaltende Relevanz von Arbeitssucht hindeutet. Auch wenn dieser Anstieg gering ist, bleibt er ein Hinweis auf die Bedeutung dieses Themas. Frauen sind weiterhin stärker betroffen (10,5 Prozent) als Männer (8,8 Prozent). Die Verteilung von exzessivem (34 Prozent) und gelassenem Arbeitsverhalten (55,1 Prozent) hat sich ebenfalls nur leicht verändert, was jedoch das anhaltende Risiko von Arbeitssucht widerspiegelt.
Interessanterweise ist das Risiko, arbeitssüchtig zu werden, in Unternehmen ohne Betriebsrat höher, da diese oft weniger Regelungen zur Einhaltung von Arbeitszeiten und Pausen haben. Führungskräfte sind aufgrund ihrer Verantwortung häufiger betroffen. Die Symptome von Arbeitssucht umfassen nicht nur lange Arbeitszeiten, sondern auch das Gefühl der inneren Getriebenheit, selbst in der Freizeit produktiv sein zu müssen.
Workaholic Symptome:
Wie erkennst Du Arbeitssucht?
Arbeitssucht als Krankheitsbild ist gar nicht mal so leicht zu erkennen – schließlich ist der Grat zwischen großem Engagement und Workaholic schmal und der Übergang schleichend. Wir haben Dir ein paar wesentliche Merkmale zusammengetragen, anhand derer Du Arbeitssüchtige und Workaholics erkennen kannst:
Entwicklung einer fehlerhaften Toleranzgrenze:
Um einen bestimmten Punkt mentaler Begeisterung zu erreichen, arbeiten Betroffene immer mehr und mehr. Die Grenze setzt sich schleichend immer weiter nach oben.
Verlust der Kontrolle:
Workaholics können sehr schlecht oder – im schlimmsten Falle – gar nicht mehr das Ausmaß und die Dauer der eigenen Arbeit kontrollieren.
Entzugserscheinungen:
Wird die Arbeit unterbrochen oder beendet, reagiert der- oder diejenige mit Unruhe, Gereiztheit, Schweißausbrüchen etc.
Keine Pausen:
Entspannung und Erholung sind kaum oder nicht mehr möglich. Gedanklich sind Workaholics stetig bei der Arbeit und den To-Dos. Aber gerade Pausen sind unglaublich wichtig, um sich wieder neu auf etwas einlassen zu können.
Psychoreaktive Störungen:
Dies bedeutet, dass die Arbeit zwar als Sucht wahrgenommen wird, aber nicht intrinsisch abgestellt werden kann.
Psychosoziale Probleme:
Wer viel arbeitet, hat wenig Zeit für Hobbies, Freunde und Familie. Wer allerdings arbeitssüchtig ist, hat gar keine Zeit mehr. Soziale Kontakte brechen ein oder fallen ganz weg.
Konkurrenzdenken:
Zu den typischen Symptomen von Workaholismus zählt außerdem ein sehr ausgeprägtes Konkurrenzdenken. Höher, schneller, weiter – immer besser als alle anderen.
Wie kann man der Arbeitssucht vorbeugen?
Arbeit und Süchte sind so alt wie die Menschheit selbst, schon immer gab es bei vielen ein Ungleichgewicht zwischen Arbeitsbelastung und Freizeit. Gerade in unserer digitalen Welt ist es besonderes schwierig, der „Droge“ Arbeit zu entkommen. Das Smartphone liegt ständig parat, die Smartwatch zeigt jede neue Nachricht an und der Laptop ist schnell mit auf die Couch genommen.
Wir können Dir kein Patentrezept geben, aber haben ein paar Tipps, wie man der Überlastung oder gar Arbeitssucht vorbeugen kann:
#1 Maßnahmen für Arbeitgeber
- Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Arbeit
- Wenn möglich, ein ruhiges Umfeld bieten, das konzentriertes Arbeiten möglich macht
- Unterstützung, z. B. durch Gespräche und eine Open-Door-Politik
- Angebote zur Gesundheitsförderung, z. B. Training in der Arbeitszeit
- Kurze Auszeiten im Arbeitsalltag bieten
- Vertrauen in die Mitarbeitenden haben und dieses auch kommunizieren
#2 Das kannst Du selbst tun
- Pausen einhalten und nicht durcharbeiten
- Urlaube planen, in denen Du nicht erreichbar bist
- Prioritäten setzen, nicht alles auf einmal machen wollen
- Keine überzogenen Erwartungen an Dich selbst stellen
- Soziale Kontakte pflegen
- Und last but not least: Lobe Dich auch mal selbst!
Zum Abschluss: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wir haben Dir nun einen Überblick über Arbeitssucht gegeben, stellen aber keine medizinische Fachberatung dar. Hast Du das Gefühl, dass jemand in Deinem näheren Umfeld dauerhaft ein ungesundes Arbeitspensum erreicht oder siehst Du Dich sogar selbst als Workaholic, gibt es hier verschiedene Anlaufstellen:
- Hausärztliche Praxis
- Selbsthilfegruppen