Definition
Diversity – ein Begriff, den man heute fast überall hört, sei es in Meetings, in Artikeln oder auf Social Media. Aber was steckt eigentlich dahinter? Diversity bedeutet Vielfalt. Und zwar nicht nur die offensichtliche „wir haben Männer und Frauen im Team“-Variante, sondern all die Unterschiede, die uns Menschen einzigartig machen.
Es geht also um Hautfarbe, Geschlecht oder Herkunft. Und mehr noch: Diversity umfasst Eigenschaften, Erfahrungen, Perspektiven und Lebensentwürfe – also alles, was uns individuell macht.
Primär- und Sekundärdimensionen der Diversity
#1 Primärdimensionen
- Geschlecht:
Ja, es gibt mehr als nur „männlich“ oder „weiblich“. Heute wissen wir: Es gibt ein ganzes Spektrum, und jede Variante bringt eigene Perspektiven mit. - Herkunft:
Kulturell, ethnisch oder national. Herkunft beeinflusst, wie wir die Welt sehen und kann unser Denken enorm bereichern. - Weltanschauung/Religion:
Vom Atheismus bis hin zu unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. Jeder bringt andere Werte und Überzeugungen mit. - Behinderung:
Sichtbar oder unsichtbar, körperlich oder psychisch. Unterschiede in der Leistungsfähigkeit bedeuten nicht weniger Potenzial, sondern andere Perspektiven. - Alter:
Jung, erfahren, weise oder manchmal ziemlich chaotisch. Verschiedene Altersgruppen bringen unterschiedliche Erfahrungen und Herangehensweisen ins Team. - Sexuelle Orientierung:
Vielfalt geht hier weit über das klassische „heteronormativ“ hinaus. Ein inklusives Arbeitsumfeld schätzt diese Unterschiede als Bereicherung.
#2 Sekundärdimension
Die Sekundärdimensionen sind im Vergleich zu den Primärdimensionen flexibler „verhandelbar“. Man könnte sagen, hier hast Du ein bisschen mehr Spielraum. Sie umfassen Eigenschaften und Erfahrungen, die sich im Laufe Deines Lebens ändern oder entwickeln können.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Bildung:
Vom Quereinsteiger bis zum promovierten Expert*innen-Teammitglied. Unterschiedliche Lernwege bringen neue Perspektiven. - Berufserfahrung:
Jede*r hat einen eigenen Karriereweg, von Praktika über Jobwechsel bis zu branchenfremden Skills. - Familiärer Hintergrund:
Single, Patchwork, Großfamilie – alles prägt, wie wir arbeiten und kommunizieren. - Persönliche Interessen:
Vom Yoga-Fan bis zum Gamer, von der Leseratte bis zum Serienjunkie: Interessen beeinflussen, wie wir denken und Probleme lösen.
Ist Diversity gleich Inklusion?
Viele Unternehmen werben heute mit Vielfalt – doch Diversity allein reicht nicht. Vielfalt bedeutet, dass Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Perspektiven zusammenarbeiten. Inklusion hingegen sorgt dafür, dass sich alle auch wirklich einbezogen und wertgeschätzt fühlen.
Im Recruiting heißt das: Es reicht nicht, verschiedene Bewerber*innen anzusprechen. Entscheidend ist, ob sie sich im Unternehmen willkommen fühlen – etwa durch barrierefreie Prozesse, offene Kommunikation und faire Führung. Kurz gesagt:
Diversity bringt Menschen zusammen – Inklusion lässt sie dazugehören.
Es reicht also nicht, Menschen aus verschiedenen Hintergründen einzustellen. Sie müssen sich auch willkommen, respektiert und gehört fühlen. Denn ein Team, das sich nicht einbringen kann, ist wie ein Orchester ohne Dirigenten – es klingt irgendwie… chaotisch.
Gleichbehandlung als Grundprinzip
Das Fundament von Diversity & Inklusion ist die Gleichbehandlung. Jede*r sollte die gleichen Chancen haben, sich zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und sichtbar zu werden – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter oder sonstigen Eigenschaften.
Inklusion heißt also aktiv hinschauen, Barrieren abbauen und Strukturen schaffen, in denen alle ihr Potenzial entfalten können. Und das Beste: Teams, in denen Vielfalt gelebt wird, sind nicht nur erfolgreicher, sondern oft auch kreativer und harmonischer im Alltag.
Zahlreiche Studien bestätigen, dass diverse Teams bessere Lösungen finden – vorausgesetzt, sie arbeiten in einem inklusiven Umfeld.
So zeigen etwa Analysen der Harvard Business Review und eine aktuelle Meta-Studie von Springer (Guillaume et al., 2024), dass Vielfalt besonders dann Innovation und Leistung steigert, wenn Unternehmen ein Klima der Offenheit und psychologischen Sicherheit fördern. Inklusive Führung, faire Kommunikation und Raum für unterschiedliche Perspektiven sind also der Schlüssel, damit Vielfalt wirklich wirkt.
Ist Diversity out?
Vor ein paar Jahren war Diversity das Ding schlechthin. Kein Unternehmen, das etwas auf sich hielt, kam ohne Diversity-Beauftragte, Regenbogen-Logos im Juni und bunte LinkedIn-Posts aus. Doch inzwischen spürt man: Der große Hype flacht ab.
Viele Firmen haben erkannt, dass Vielfalt mehr Arbeit bedeutet als ein Teamfoto mit verschiedensten Persönlichkeiten auf der Website. Es braucht Strukturen, Schulungen, klare Kommunikation – und das ist anstrengend. Wirtschaftliche Unsicherheit und Kostendruck dominieren bei gleichzeitigem Fachkräftemangel die Gedanken der Unternehmen. So rutscht das Thema Diversity bei so einigen auf der Prioritätenliste nach unten.
Beispiele gefällig?
- Manche Unternehmen streichen ihre Diversity-Abteilungen oder legen sie stillschweigend in HR „mit unter“: Das amerikanische Unternehmen SAP strich im Mai 2025 gleich direkt alle Diversitätsprogramme.
- Eine Studie von 2024 zeigt, dass Vielfalt (DEI – Diversity, Equity & Inclusion) in deutschen Start-ups zwar gefeiert wird – allerdings wird wenig dafür unternommen.
- Auf Social Media sieht man weniger Regenbogen-Logos und mehr „Back to Business“-Posts: Die Lufthansa zum Beispiel verzichtete dieses Jahr komplett auf den bunten Kranich.
- Im Europavergleich schneidet Deutschland nicht besonders gut ab: Inklusive Unternehmenskulturen, in denen Chancengleichheit gelebt wird, sind weiterhin mehr Wunsch als Realität.
Diversity in Deutschland
Besonders ausgeprägt ist der Negativtrend in Sachen Diversity in den USA. Etliche Medien berichteten: Die Tagesschau über „Frauenfeinde zurück an der Macht“, das ZDF über die Salonfähigkeit toxischer Männlichkeit und der WDR über den „Rollback für Frauenrechte“.
Aber es geht noch weiter – nicht „nur“ die Rechte von Frauen werden massiv eingeschränkt, sondern auch die von Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die sich als LGBTQIA+ identifizieren. ARTE berichtete ausführlich. So beunruhigend die Entwicklung in Amerika auch ist, hierzulande ist Diversity ein Grundrecht.
Ein zentraler Baustein dafür ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Es schützt Mitarbeitende und Bewerber*innen vor Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung. Sprich: Wer fair behandelt werden will, hat hier klare rechtliche Unterstützung.
Aus gutem Grund. Denn die Gesellschaft wird bunter – klassische Familienmodelle sind längst nicht mehr die Norm. Single-Haushalte, Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, mehr Migrant*innen, Alleinerziehende oder Menschen, die mehrere Lebensmodelle kombinieren – all das zeigt: Vielfalt ist Alltag. Für Dein Unternehmen bedeutet das: Flexible Arbeitsmodelle und ein offenes Mindset sind entscheidend, um allen gerecht zu werden.
In Deutschland ist Diversity also nicht nur moralisch sinnvoll, sondern auch gesetzlich verankert und gesellschaftlich relevant. Also: Nimm Diversity ernst, mache sie sichtbar und lebe sie aktiv – sonst verpasst Du nicht nur Talente, sondern auch Chancen. Wie? Genau darum geht’s jetzt!
Diversity sichtbar machen und fördern
Es geht darum, in Unternehmen Strukturen zu schaffen, in denen Unterschiede jeden Tag wirklich gelebt und genutzt werden.
Wir haben ein paar Tipps für Dich:
#1 Sichtbarkeit schaffen
- Storytelling & Erfolgsgeschichten:
Mitarbeitende aus unterschiedlichen Hintergründen erzählen von ihren Erfahrungen – sei es auf der Homepage, in Social Media oder dem Newsletter. - Diversity-Events:
Teilnahme am Deutschen Diversity Tag, Pride Month oder eigene Aktionen wie Themenwochen zu interkulturellem Austausch. - Bunte Teams zeigen:
Zeig auf Deiner Karriere-Webseite und Deinen Social-Media-Kanälen echte Teams – nicht nur Stockfotos.
#2 Strukturen & Prozesse anpassen
Inklusive Stellenanzeigen:
Auf neutrale Formulierungen achten, Gendern, einfache Sprache, keine unnötigen Anforderungen, die Kandidat*innen ausschließen könnten.
Transparente Beförderungskriterien:
Damit beugst Du Machtstrukturen vor, die unbewusst Vorteile für bestimmte Gruppen schaffen.
Mentoring & Sponsoring:
Besonders für Mitarbeitende aus unterrepräsentierten Gruppen! Damit unterstützt Du den Karriereaufstieg und machst Talente sichtbar.
#3 Unternehmenskultur fördern
- Schulungen & Workshops:
Biete diese regelmäßig zu Themen wie Unconscious Bias (unbewusste Vorurteile), Inklusion oder interkulturelle Kompetenz an. - Feedback-Kultur stärken:
Deine Mitarbeitenden sollen sich trauen, Unterschiede anzusprechen und Verbesserungsvorschläge zu machen. - Flexible Arbeitsmodelle:
Biete wann immer möglich Homeoffice, Teilzeit und Gleitzeit an – damit berücksichtigst Du unterschiedliche Lebensrealitäten.
#4 Führungskräfte einbinden
- Diversity als Führungsaufgabe:
Führungskräfte müssen Vielfalt aktiv fördern, sichtbar machen und selbst vorleben. - Ziele & Kennzahlen:
Mache die Fortschritte bei Diversity messbar, z. B. kannst Du den Anteil unterrepräsentierter Gruppen in Führungspositionen darstellen.
#5 Kleine, kreative Ideen für den Alltag
- „Culture Days“ oder internationale Mittagspausen:
Mitarbeitende stellen ihre Kultur, Traditionen oder Lieblingsrezepte vor. - Buddy-System für neue Mitarbeitende:
Besonders hilfreich für Menschen aus anderen Kulturen oder Branchen. - Interne Awareness-Kampagnen:
Kurze Poster, E-Mail-Tipps oder Mini-Challenges zu Diversity-Themen – aufmerksam, aber ohne erhobenen Zeigefinger.
Fazit: Diversity ist Teamkultur
Diversity ist Arbeit – ja, manchmal sogar echte Knochenarbeit. Aber genau diese Arbeit zahlt sich aus: Zufriedene Mitarbeitende, bessere Entscheidungen und ein Umfeld, in dem jede*r das eigene Potenzial entfalten kann. Wer will denn schon ein Team, in dem alle gleich denken und alles wie von der Stange läuft?
Also: Ran an die Vielfalt! Sichtbar machen, fördern, ernst nehmen – und dabei ruhig ein bisschen Spaß haben. Denn Teams, die Vielfalt wirklich leben, sind nicht nur erfolgreicher, sie machen auch einfach mehr Freude im Arbeitsalltag.