White Fonting im CV: Achtung vorm Lebenslauf-Betrug

So, da ist sie: Die neueste Masche beim Lebenslauf-Betrug. Heute werfen wir einen genaueren Blick auf White Fonting – eine Technik, die auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, aber hinter den Kulissen für ziemlich viel Ärger sorgen kann. White Fonting klingt zwar unschuldig, aber es handelt sich dabei um eine ziemlich dreiste Methode, wie Bewerber*innen versuchen, sich durch den ersten Filter im Bewerbungsprozess zu mogeln.

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Vanessa Kammler
Als Chief Extraction Officer liebt sie es, spannende Erkenntnisse aus Studien zu extrahieren, How-Tos zu schreiben und Dir smarte Recruiting-Tools vorzustellen.

Was ist White Fonting?

Als Personaler*in hast Du sicherlich schon viele kreative Lebensläufe gesehen. Manche sind auffällig bunt, andere schlicht und professionell. Aber was, wenn der Text selbst anfängt zu betrügen? White Fonting ist die neue Challenge, die Bewerbermanagementsysteme (BMS) austricksen soll. Kurz und knapp: Das Wort setzt sich aus „white“ (weiß) und „font“ (Schriftart) zusammen und beschreibt damit das genaue Prinzip. White Fonting bedeutet, dass Bewerber*innen weiße Schrift auf weißem Hintergrund in ihren Lebenslauf einfügen. Für das menschliche Auge ist dieser Text unsichtbar, aber für Bewerbermanagementsysteme, die den Text scannen, sind diese versteckten Wörter sichtbar und spielen eine wichtige Rolle. Warum? Nun, BMS sind darauf programmiert, Lebensläufe zu scannen und nach genauen Keywords zu suchen. Wenn zum Beispiel eine Stelle eine bestimmte Programmiersprache oder Managementfähigkeiten erfordert, suchen diese Systeme nach genau diesen Wörtern im Lebenslauf. Mit White Fonting können Kandidat*innen gezielt diese Schlüsselwörter einfügen – selbst wenn sie die entsprechenden Qualifikationen gar nicht haben! Es ist also eine Täuschungsstrategie, um in den Algorithmus der BMS einzugreifen.

Wie funktioniert der Lebenslauf-Betrug mit White Fonting? Wie werden BMS ausgetrickst?

Gehen wir das Ganze mal Schritt für Schritt durch. Bewerber*in X erstellt einen Lebenslauf, der auf den ersten Blick völlig normal aussieht. Nun fügt er oder sie in weißer Schrift auf weißem Hintergrund relevante Keywords ein, die er oder sie in der Stellenausschreibung gefunden hat. Zum Beispiel „Programmierkenntnisse in C#“ oder „Spanischkenntnisse Level B2“. Denk dran: Für Dich als Leser*in bleibt dieser Text unsichtbar. Dein BMS arbeitet nicht visuell, sondern interpretiert den Text-Code, sodass die versteckten Keywords genauso behandelt werden wie sichtbarer Text. Der Effekt: Das Bewerbermangementsystem bewertet den Lebenslauf anders und schlägt unter Umständen Kandidat*innen für den nächsten Schritt im Bewerbungsprozess vor, die eigentlich gar nicht geeignet sind. Für den oder die oben genannte Bewerber*in X mag das ja eine vermeintlich clevere Abkürzung sein, um in die engere Auswahl zu kommen – aber für Dich kann das schnell zum Albtraum werden. Du wirst am Ende nämlich sehr wahrscheinlich jemanden einladen, der oder die Dich nur Zeit kostet.

Warum wird White Fonting im Lebenslauf angewendet?

White Fonting wird also von Bewerber*innen genutzt, um die eigenen Qualifikationen künstlich aufzublasen und ihre Chancen im Bewerbungsprozess zu verbessern. Man sollte meinen, dass eher die Unternehmen tricksen müssten, um an die besten Talente zu kommen – schließlich herrscht gefühlt gähnende Leere auf dem Markt. Stichwort: Fachkräftemangel. Dennoch greifen einige Talente zu unfairen Methoden, um sich einen Vorteil gegenüber den anderen zu verschaffen. Die besten Stellen bei Top-Unternehmen sind schließlich begehrt. Manche Menschen argumentieren vielleicht, dass sie sich nur „den unfairen Systemen anpassen“. Denn, so die Begründung: Wenn die Technologie wie BMS manchmal zu stark auf Keywords fokussiert ist und menschliche Talente und Soft Skills übersieht, warum nicht etwas tricksen, um ein bisschen besser dazustehen? Doch die Realität sieht anders aus. Sobald der Trick auffliegt – und das passiert früher oder später – ist der Schaden oft viel größer als der potenzielle Nutzen. Und hier kommt das wahre Problem ins Spiel.

Was ist das Problem beim White Fonting?

White Fonting ist mehr als nur ein harmloser Trick – es ist Betrug. Punkt. Und White Fonting kann erhebliche Konsequenzen für Bewerber*innen und Unternehmen haben. Hier die wichtigsten:
  1. Unfaire Wettbewerbsbedingungen: Bewerber*innen, die White Fonting nutzen, erhalten oft unverdientermaßen eine Chance auf eine Position, die sie gar nicht besetzen können. Das benachteiligt diejenigen, die ehrlich sind und sich wirklich die Mühe geben, ihre Bewerbungen so zu gestalten, dass diese authentisch ihre Fähigkeiten und Erfahrungen widerspiegeln.
  2. Vertrauensbruch: Wie würdest Du als Personaler*in reagieren, wenn Du herausfindest, dass Dich ein*e Bewerber*in absichtlich getäuscht hat? Die Glaubwürdigkeit ist dahin, und selbst wenn die Person einige relevante Qualifikationen mitbringt, bleibt der bittere Beigeschmack von Unehrlichkeit. Vertrauensaufbau ist ein wichtiger Bestandteil des Einstellungsprozesses, und White Fonting zerstört dieses Vertrauen von Anfang an.
  3. Falsche Einstellungsentscheidungen: Der Zweck von Bewerbermanagementsystemen ist es, die besten Kandidat*innen – basierend auf objektiven Kriterien wie Skills und Erfahrungen – auszuwählen. Wenn jedoch White Fonting ins Spiel kommt, erscheint jemand fälschlicherweise als besonders qualifiziert, obwohl er oder sie eigentlich nicht die geforderten Kenntnisse hat. Das führt dazu, dass weniger qualifizierte Personen in den Auswahlprozess gelangen, während wirklich fähige Kandidat*innen möglicherweise auf der Strecke bleiben.
  4. Langfristige Auswirkungen auf das Team: Gehen wir jetzt mal davon aus, dass die Masche nicht nur von Leuten angewandt wird, die sich fachliche Kompetenzen so schnell wie Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“ draufschaufeln können. Wenn jemand aufgrund von White Fonting eine Stelle erhält, für die er oder sie nicht qualifiziert ist, kann das langfristig zu Frustration und schlechter Leistung am Arbeitsplatz führen. Das kann nicht nur die Produktivität des Teams beeinträchtigen, sondern auch die Arbeitsmoral im Gesamten.
  5. Reputationsschaden für Bewerber*innen: Sollte White Fonting im Nachhinein aufgedeckt werden, kann dies den Ruf der Person nachhaltig schädigen. In der vernetzten Welt von heute spricht sich ein solcher Betrug schnell herum, und die betroffene Person könnte Schwierigkeiten haben, in Zukunft eine Anstellung zu finden.
white fonting mann versteckt sich hinter weißer jalousie

Wie kann White Fonting erkannt werden?

Keine Sorge. Wo ein Trick, da eine Lösung. Glücklicherweise gibt es einige Möglichkeiten, wie Du das im Recruiting-Prozess erkennen kannst. Wir haben da ein paar Tipps für Dich, wie du den Lebenslauf-Betrug aufdecken kannst:
  • Farbe ändern: Eine einfache Methode ist es, die Textfarbe des Lebenslaufs komplett zu ändern. Schalte den gesamten Text auf Schwarz oder Grau. Wenn plötzlich zusätzliche Wörter erscheinen, die vorher nicht sichtbar waren, weißt Du, dass hier getrickst wurde.
  • Lebenslauf als reinen Text anzeigen lassen: Wenn Du den Lebenslauf als reinen Text kopierst und in ein Textverarbeitungsprogramm einfügst, erscheinen alle versteckten Inhalte. Dies ist besonders hilfreich, wenn Du verdächtige Lücken oder unlesbare Bereiche im ursprünglichen Dokument bemerkst.
  • Spezielle Software verwenden: Es gibt mittlerweile Softwarelösungen, die gezielt nach solchen Betrugstechniken suchen. Diese Tools scannen den gesamten Text auf Anomalien und markieren Bereiche, die verdächtig sind. Diese Lösungen sind besonders hilfreich, wenn Du regelmäßig viele Bewerbungen sichten musst.
  • Genaues Hinsehen: Verlasse Dich nicht nur auf das BMS. Auch wenn es zeitaufwändig ist, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Lebensläufe zu werfen, die im ersten Schritt positiv bewertet wurden. Besonders, wenn die tatsächlichen Fähigkeiten der Kandidat*innen im Vorstellungsgespräch nicht den Erwartungen entsprechen, solltest Du noch einmal genauer hinsehen.

Welche Auswirkungen bringt die Nutzung von White Fonting mit sich?

Viele Unternehmen haben klare Richtlinien, die solche Betrugsversuche nicht tolerieren. Sobald White Fonting entdeckt wird, kommt es in der Regel zur sofortigen Disqualifikation der Bewerbenden – und das völlig zu Recht. Doch die Folgen können noch weitreichender sein: Wer White Fonting anwendet, riskiert seinen Ruf. Ein*e Recruiter*in, der oder die den Trick aufdeckt, könnte diese Information an andere Personalverantwortliche weitergeben, was den gesamten beruflichen Werdegang negativ beeinflussen kann. Selbst wenn der Betrug nicht sofort auffällt und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt, fliegt der Schwindel spätestens dann auf, wenn man sich Aug‘ in Aug‘ gegenübersitzt und fachliche Fragen nicht beantwortet werden können. Die falschen Fähigkeiten, die im Lebenslauf suggeriert wurden, müssen im Gespräch und in der Praxis schließlich belegt werden – was meist scheitert und unangenehme Situationen schafft. Letztlich sollte nicht vergessen werden, dass unehrliche Methoden selten von Erfolg gekrönt sind. Wer auf Tricks zurückgreift, bringt sich um die Chance, seine wahren Fähigkeiten zu zeigen und sich auf transparente Weise zu beweisen. Am Ende gilt: Wer cheatet, verliert – und wer ehrlich bleibt und sich auf seine echten Fähigkeiten konzentriert, hat langfristig die besseren Chancen.

Fazit: White Fonting – wirklich so clever?

White Fonting mag auf den ersten Blick als raffinierte Methode erscheinen, um Bewerbermanagementsysteme zu überlisten und den eigenen Lebenslauf in den Vordergrund zu rücken. Aber die Nachteile überwiegen eindeutig. Für Personaler*innen bedeutet es zusätzlichen Aufwand und ein potenzielles Risiko, falsche Einstellungsentscheidungen zu treffen. Für Bewerberinnen ist es schlichtweg Betrug, der schnell entdeckt und mit drastischen Konsequenzen bestraft wird. In diesem Sinne: Augen auf bei der Lebenslauf-Prüfung!
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Bildquelle: Noelle Otto; pexels.com

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