Disruptives Talent Management – stellt es alles auf den Kopf?

Hast Du schon mal von disruptivem Talent Management gehört? Klingt irgendwie explosiv, oder? Immerhin bezeichnet “disruptiv” eine Innovation, eine Idee oder Technologie, die bestehende Methoden fundamental verändert oder ersetzt. Wir haben mit Cornelius Teidelt, Geschäftsführer der 47 Matchmakers GmbH, darüber gesprochen, was dahintersteckt.

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Sonja Dietz
Sonja ist Journalistin. Journahlistin trifft es besser – denn niemand ist so dicht an wichtigen Recruiting-Themen dran. Besonders wenn es um Trends, Digitalisierung und New Work geht.
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Cornelius Teidelt, Geschäftsführer der
47 MATCHMAKERS GmbH

Über die 47 MATCHMAKERS
Gemeinsam alles erreichen – hierfür steht das 47 MATCHMAKERS Team. Die Vision ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und die besten Kandidaten an Kunden zu vermitteln. Die 47 MATCHMAKERS bringen ausgebildete HR-Experten zusammen und schaffen neue, zukunftsweisende Impulse

Talent Management – damit wir alle vom Gleichen reden, gib uns doch bitte eine Definition: Was ist Talent Management?

Talent Management ist ein umfassender strategischer Prozess, der darauf abzielt, die besten Talente für ein Unternehmen zu gewinnen, diese weiterzuentwickeln, zu motivieren und langfristig zu binden. Dieser Prozess umfasst verschiedene Bereiche wie die Rekrutierung, Leistungsbewertung, Schulungen, Karriereentwicklung und Nachfolgeplanung.

Ziel des Talent Managements ist es, sicherzustellen, dass die richtigen Mitarbeiter mit den notwendigen Fähigkeiten zur richtigen Zeit an den richtigen Positionen im Unternehmen eingesetzt werden, um die Unternehmensziele zu erreichen.

Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Erfüllung aktueller Bedürfnisse, sondern auch die Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen, indem Talente so gefördert werden, dass sie ihre Potenziale voll ausschöpfen können. Für mich ist wichtig, dass Talent Management auch als Tool gesehen wird, um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.

Wie hat sich das Talent Management in den letzten Jahren verändert?

Das Talent Management hat sich in den letzten Jahren drastisch gewandelt. Früher war es oft ein starrer und bürokratischer Prozess, der auf traditionellen Methoden basierte. Diese Methoden waren stark hierarchisch organisiert und konzentrierten sich auf festgelegte Karrierewege, regelmäßige Leistungsgespräche und klassische Rekrutierungsverfahren, die auf Lebensläufen und standardisierten Interviews basierten.

Heute hingegen ist Talent Management wesentlich dynamischer und flexibler geworden. Die Digitalisierung und Globalisierung haben die Art und Weise, wie Unternehmen Talente managen, revolutioniert. Moderne Talent Management-Ansätze beinhalten nun eine stärkere Integration von Technologie, eine flexible Arbeitsgestaltung und eine stärkere Fokussierung auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter.

Auch der Umgang mit ehemaligen Mitarbeitenden und die Einbindung von Stärken verschiedener Generationen ist enorm wichtig geworden. Disruptive Strategien, die traditionelle Methoden infrage stellen und durch innovative Ansätze ersetzen, gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Warum hat es sich verändert? Was waren die Auslöser?

Mehrere Faktoren haben zu den Veränderungen im Talent Management beigetragen. Einer der Hauptauslöser ist der zunehmende Fachkräftemangel in vielen Branchen, der Unternehmen zwingt, kreativere und effizientere Wege zu finden, um Talente zu gewinnen und zu halten.

Der demografische Wandel, die zunehmende Konkurrenz durch andere Unternehmen und die wachsenden Erwartungen der jüngeren Generationen an Flexibilität und Work-Life-Balance haben ebenfalls Druck auf traditionelle Modelle ausgeübt. Die rasante technologische Entwicklung, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz und Datenanalyse, hat zudem neue Möglichkeiten eröffnet, den Rekrutierungs- und Entwicklungsprozess zu optimieren.

Warum geht es heute nicht mehr ohne disruptives Talent Management und was bedeutet das?

Ein wesentliches Merkmal des disruptiven Talent Managements ist die Flexibilität in der Gestaltung von Arbeitsverhältnissen. Traditionelle Modelle basieren oft auf Vollzeitbeschäftigung innerhalb fester Strukturen. Doch heute sind zunehmend hybride Arbeitsformen gefragt, die den Bedürfnissen einer vielfältigen Belegschaft gerecht werden.

Dazu gehört die Integration von Freiberuflern und Gig-Workern in Projektteams, um spezifische Fähigkeiten und Expertise schnell und effizient einzubringen. Plattformen wie Upwork oder Fiverr ermöglichen es Unternehmen, auf spezialisierte Fachkräfte zuzugreifen, die projektbasiert arbeiten und nicht in die traditionellen Beschäftigungsstrukturen passen.

Ein weiteres Beispiel für die Flexibilität im disruptiven Talent Management ist die aktive Anwerbung von Quereinsteigern. Diese bringen oft frische Perspektiven und innovative Ansätze mit, die in einem homogenen Team aus traditionellen Karrierewegen fehlen könnten. Unternehmen, die gezielt Programme zur Umschulung und Einarbeitung von Quereinsteigern entwickeln, profitieren von einem breiteren Spektrum an Fähigkeiten und Erfahrungen, was die Innovationsfähigkeit erhöht.

Inwiefern prägen technologische Innovationen das neue Talent Management?

Technologie spielt eine entscheidende Rolle im disruptiven Talent Management. Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data ermöglichen es Unternehmen, den Rekrutierungsprozess zu optimieren und bessere Entscheidungen bei der Talentgewinnung zu treffen.

 Beispielsweise können KI-gestützte Tools nicht nur Lebensläufe analysieren, sondern auch Vorhersagen über den kulturellen Fit eines Bewerbers treffen oder dessen zukünftige Leistungspotenziale einschätzen. Diese Technologien revolutionieren das Recruiting, indem sie den Prozess schneller, effizienter und präziser gestalten.

Ebenfalls ermöglichen digitale Lernplattformen, wie sie in einigen Unternehmen bereits eingesetzt werden, den Mitarbeitenden, ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern und sich flexibel weiterzubilden. Diese Technologien helfen nicht nur dabei, den Talentmanagement-Prozess effizienter zu gestalten, sondern bieten auch den Mitarbeitern mehr Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung, indem sie auch ihre eigenen Erfahrungen und ihr eigenes Know-how untereinander teilen können.

Darüber hinaus setzen innovative Unternehmen auf soziale Medien und digitale Plattformen, um Talente anzusprechen. Social Recruiting über Plattformen wie LinkedIn, Instagram oder TikTok ermöglicht es, potenzielle Kandidaten dort zu erreichen, wo sie aktiv sind, und bietet eine direkte und weniger formale Ansprache, die vor allem bei jüngeren Generationen gut ankommt. Ein Beispiel hierfür ist ein schlankes Bewerbungsverfahren, das lediglich sechs kurze Fragen im Erstkontakt auf Social Media stellt, um die Passgenauigkeit eines Kandidaten zu bewerten, bevor der formale Prozess beginnt.

Wie verändert disruptives Talent Management die Unternehmenskultur?

Disruptives Talent Management hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. Es fördert eine Kultur der Innovation, Flexibilität und Eigenverantwortung. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie selbst Innovationsbereitschaft vorleben und ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter ermutigt werden, ihre kreativen Ideen einzubringen und neue Wege zu gehen.

Dies kann durch die Einführung von digitalen Innovationsplattformen oder internen Wettbewerben geschehen, bei denen Mitarbeiter ihre Ideen präsentieren und weiterentwickeln können. Eine solche Kultur, die auf Offenheit und Mitgestaltung setzt, trägt dazu bei, dass Mitarbeiter sich stärker mit dem Unternehmen identifizieren und bereit sind, sich langfristig zu engagieren.

Inwiefern prägen die Begriffe Flexibilität, Selbstverantwortung und Remote Work das neue Talent Management?

Flexibilität, Selbstverantwortung und Remote Work sind wesentliche Elemente des modernen Talent Managements. Flexibilität bezieht sich nicht nur auf Arbeitszeiten und -orte, sondern auch auf die Anpassung von Karrierewegen und Entwicklungsprogrammen an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter. Selbstverantwortung spielt eine zentrale Rolle, da Mitarbeiter zunehmend die Verantwortung für ihre eigene berufliche Entwicklung übernehmen und Unternehmen ihnen die notwendigen Ressourcen und Freiräume dafür bieten müssen.

Remote Work ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der es Unternehmen ermöglicht, auf einen globalen Talentpool zuzugreifen und gleichzeitig den Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, von überall aus zu arbeiten. Diese Flexibilität führt zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und trägt dazu bei, dass Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und Wissen aus vielen Orten der Welt vereinen können.

Kannst Du Beispiele für erfolgreiche Talent Management Strategien liefern?

Einige Unternehmen haben bereits erfolgreiche disruptive Talentmanagement-Strategien implementiert. Google beispielsweise hat die „20%-Zeit-Regel“ eingeführt, die es den Mitarbeitern ermöglicht, einen Tag pro Woche an individuellen Projekten zu arbeiten. Dies fördert die Innovation und gibt den Mitarbeitern Raum für kreative Ideen. SAP hat mit dem „SAP Learning Hub“ eine cloud-basierte Lernplattform geschaffen, die Mitarbeitern Zugang zu einer breiten Palette von Schulungsmaterialien bietet.

Unternehmen in der Dienstleistungsbranche setzen auf regelmäßige Meet-up-Sessions, bei denen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Abteilungen über ihre aktuellen Projekte sprechen und sich gegenseitig verbessern und ergänzen können was Synergien schafft, die zu innovativen Lösungen führen können. Ein anderes Beispiel ist die Partnerschaft mit Bildungsanbietern und Bootcamps, um Talente mit neuen, gefragten Fähigkeiten zu identifizieren und weiterzubilden.

Unternehmen wie IBM haben Programme entwickelt, die nicht nur traditionelle Mitarbeiter, sondern auch Quereinsteiger und Lernende aus unterschiedlichen Bildungswegen umfassen, um den Bedarf an technologischen Fachkräften zu decken. Ein weiteres Beispiel ist die Förderung von Job Rotation, bei der Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, in verschiedenen Abteilungen oder Positionen zu arbeiten, um ihre Fähigkeiten zu erweitern und ein breiteres Verständnis des Unternehmens zu entwickeln. Dies fördert nicht nur die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter, sondern auch die organisatorische Flexibilität und Widerstandsfähigkeit. Auch die Schaffung neuer Positionen über die Abteilungsgrenzen hinaus ist ein Beispiel aus unserer Unternehmensgruppe.

Worauf kommt es bei Planung und Umsetzung einer disruptiven Talent Management Strategie an?

Die Planung und Umsetzung einer disruptiven Talentmanagement-Strategie erfordert ein umfassendes Verständnis der aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse des Unternehmens sowie den Mut, neue Wege zu gehen. Zunächst müssen klare Ziele definiert werden, die auf die langfristige Entwicklung des Unternehmens ausgerichtet sind. Die Auswahl geeigneter Technologien und Tools ist ebenso entscheidend wie die Einbindung der Mitarbeiter in den Prozess.

Es ist wichtig, kontinuierlich Feedback einzuholen und bereit zu sein, Kurskorrekturen vorzunehmen, wenn bestimmte Ansätze nicht den gewünschten Erfolg bringen. Der Austausch mit erfolgreichen Unternehmen und die Anpassung bewährter Praktiken an die eigenen Bedürfnisse können ebenfalls wertvolle Impulse liefern. Flexibilität und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, sind Schlüssel zum Erfolg.

Ohne disruptives Talent Management riskieren Unternehmen, den Anschluss an die sich verändernde Geschäftswelt zu verlieren. Die traditionellen Methoden der Talentgewinnung und -entwicklung reichen nicht mehr aus, um den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht zu werden. Unternehmen müssen bereit sein, traditionelle Ansätze infrage zu stellen und stattdessen innovative und flexible Strategien zu verfolgen.

Bildquelle: 47 MATCHMAKERS

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